Bilanz und Fazit -
Eine Feuerkatastrophe oder nur ein Schadereignis?
Fast 5000 Hektar Wald und Buschland abgebrannt. Ein Feuerwehrmann verbrannt und mehrere Helfer und Piloten verletzt.
Viele Pflanzen und ökologisch wertvolle Gebiete vernichtet und unzählige Kleintiere gestorben. Ein Schaden in der Botanik in Millionenwerten und ein Hubschrauber abgestürzt. Bewohnte Häuser und Gebäude konnten vor den Flammen gerettet werden.
Es war und ist eine Katastrophe – eine große Gefährdungs- und Gefahrenlage wie Katastrophen allgemein definiert werden.
Und es hätte noch weitaus schlimmer kommen können. Nur der unermüdliche Einsatz der Löschmannschaften am Boden und der Löschmittel aus der Luft haben verhindert, dass diese Feuerkatastrophe nicht auf Orte und Pueblos übergegriffen hat. Die kanarische Kiefer schützt sich selbst und wird zu 95% ohne menschliches Zutun wieder austreiben.
Wie wir aus der Vergangenheit jedoch wissen kann nun eine zweite Katastrophe in den nächsten Monaten folgen.
Keine heiße Feuerkatastrophe sondern eine nasse Flutkatastrophe. Der Boden ist ungeschützt ohne Unterholz und ohne festigendes Wurzelwerk und ohne Speicherkapazität dem Regen ausgesetzt. Wenn der Boden genügend Wasser aufgenommen hat fließt das Regenwasser oberirdisch ab. Dabei reist es fruchtbare Erde und Felsbrocken mit und wird nicht nur Wege und Strassen sondern auch Ortschaften, die fast alle im tieferen Küstenbereich liegen, zwangsläufig in Mitleidenschaft ziehen. Bei Niederschlägen von mehr als 150Liter/m² an nur einem Tag sind die Folgen katastrophal. Erlebt haben wir diese 2. Katastrophe im Winter 2009/ 2010 im Süden von La Palma um Fuencaliente.
Lehren aus der Feuerkatastrophe
Je schneller ein Brand entdeckt, gemeldet und bekämpft werden kann – desto besser. Wir verfügen über genügend Personal und technische Einrichtung. Die fliegende BRIF-Brigade mit ihren zwei Helikoptern kann innerhalb von Minuten jeden Punkt der Insel erreichen. Zur Unterstützung steht auch der rote Gobierno Hubschrauber am Flugplatz Mazo bereit.
Warum der Ersteinsatz bei Brandausbruch in Jedey verspätet oder nicht mit dem erforderlichen Élan erfolgte, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht wäre doch noch ein zusätzlich dritter BRIF-Helikopter notwendig. Vor Jahren bestand die fliegende BRIF-Brigade aus drei Hubschraubern. Aus Kostengründen wurde von der spanischen Zentralregierung aber ein Hubschrauber abgezogen.
Besser wäre natürlich ein Fluggerät das mehr Wasser zur Einsatzstelle transportieren kann. Kein Canadair Löschflugzeug aber ein Elefant wie der russische Kamov K32 Hubschrauber (Foto), der auf La Palma während der Waldbrandsaison ständig stationiert bleiben müsste.
Die Waldbrände haben sich in den letzten Jahren nach Süden verlagert. Früher lag der Schwerpunkt im Norden in den noch waldreichsten Gebieten. Gut erinnere ich mich an die große Waldbrandkatastrophe vor 18 Jahren mit Ausgang in Garafia. Das war auch der Grund die BRIF Brigade im Nordwesten in Puntagorda zu stationieren.
Seit dem Jahre 2009 liegt aber der Waldbrand Schwerpunkt im Süden um Fuencaliente. Ob es die etwas lichteren und trockenere Wälder auf der südlichen West- und Ostseite sind oder die wechselnden Windverhältnisse eine Rolle spielen, müsste noch untersucht werden. Vielleicht sollten dort noch mehr Löschwasser-Depots eingerichtet und entsprechende Druckwasserleitungen verlegt werden.
Die Häuser kommen immer näher zum Wald.
Natürlich kann es auch umgekehrt sein. Auf alten Fotos gab es früher zwischen bewohnten Orten und dem Pino-Wald viel grüne und bewirtschaftete Fläche. Eine Art Brandschneise ohne Bäume und Gebüsch. Von den jetzt im Tamanca Gebiet liegenden Weinbergen wissen wir, dass das Feuer die meisten grünen und saftigen Reben gemieden hat.
Immer mehr Flächen verwildern heute. Kein Aufforstungs-Programm, sondern landwirtschaftliche Nutzfläche mit Kartoffeln oder Wein könnte in dieser Pufferzone eine Feuerschneise bilden.
Auch kann es nicht sein, dass Häuser im Wald oder am Waldrand gelegen noch genehmigt werden. Entweder urbanes Gebiet mit genügend Sicherheitsabstand zum Wald in dem die vorhandenen Kiefern gefällt werden oder die Häuser und Gebäude müssen weichen.
Es sind sicher eine Reihe von Schwarzbauten die genauso wie im Küstenbereich von Fuencaliente oder El Remo abgerissen gehören. Hier meine ich jetzt nicht Stallungen oder Wochenend-Fincas, sondern dauerhaft bewohnte Gebäude.
Insgesamt wurde aber vom Cabildo und den beteiligten Behörden in den letzten Jahren viel Vorsorge getroffen. Oft müssen die begrenzten finanziellen Mitteln aufgespalten und tröpfchenweise verteilt werden.
Lieber sollte auf hirnrissige Prestigeobjekte wie die neue „Autobahn“ zwischen Montes de Luna und Los Canarios, den neuen Hafen von Puerto Tazacorte, das SPA-Bad von Fuencaliente oder das Technologiezentrum auf der Ostseite verzichtet werden.
Wald und Natur ist unser Reichtum. Darum kommen auch die Gäste. Und nicht wegen eines Beton-Monument oder wegen einer schnurgeraden Rennpiste. Das gibt es auch auf Fuerteventura oder Teneriffa.
Die unverfälschte Natur, der Wald und die Berge – das Ursprüngliche möchten die Leute sehen …und dafür lohnt es sich auch zu kämpfen.
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