Der Atombombenunfall von Palomares

Palomares

Was geschah vor 50 Jahren in Palomares?

Das Nukle­ar­un­glück von Palo­ma­res am 17. Janu­ar 1966 ist Tat­sa­che. Bis heu­te knat­tern an der Küs­te von Anda­lu­si­en die Gei­ger­zäh­ler. Kein La Pal­ma, Las Pal­mas oder Pal­ma de Mal­lor­ca, son­dern im klei­nen Ort Palo­ma­res in Festlandspanien.

Es ist kei­ne Erfin­dung aus mei­nem Roman „EMIGRANT im eige­nen Land“ – wie vie­le Leser ver­mu­tet haben, son­dern basiert auf ech­ten Gege­ben­hei­ten. Lei­der sind auch 50 Jah­re nach dem Nukle­ar­un­fall um den klei­nen Ort Palo­ma­res noch die ver­strahl­ten Erb­las­ten sicht- und spürbar.

PalomaresGlott­hil­de und Wil­li – mei­ne Roman­hel­den – sind nach der „Flucht“ aus Deutsch­land end­lich an einem fried­li­chen und für sie siche­ren Ort ange­langt. Hier wol­len sie in Ruhe ihre wei­te­re gemein­sa­me Zukunft gestalten.

An der Küs­te der Playa Vera (Cos­ta Cali­da) – zwi­schen Alme­ria und Car­ta­ge­na – mit wei­ßem Sand­strand scheint der idea­le Stand­ort zu sein.

Unzäh­li­ge Hotel- und Tou­ris­ten­an­la­gen und eini­ge Kilo­me­ter im Lan­des­in­nern der ver­schla­fe­ne klei­ne Ort Palo­ma­res mit rund 1200 Bewohnern.

Genau der rich­ti­ge Fleck wo sich die Aus­wan­de­rer nie­der­las­sen möch­ten. Alles passt und wirkt natür­lich. Bis sie dann im letz­ten Augen­blick eine schreck­li­che und erschüt­tern­de Ent­de­ckung machen …

Als über Palomares die Wasserstoffbomben fielen

PalomaresEs war ein ruhi­ger und son­ni­ger Tag an jenem 17. Janu­ar 1966 in dem damals knapp 2000 Ein­woh­ner Ort Palo­ma­res. Bis dann um 10.00 Uhr am Mor­gen die Höl­le losbrach.

Bren­nen­de Trüm­mer­stü­cke von bewaff­ne­ten Lang­stre­cken­bom­bern der US-Luft­waf­fe reg­ne­ten über dem Dorf vom Himmel.

Es war die hei­ßes­te Pha­se des Kal­ten Krie­ges. Täg­lich flo­gen ame­ri­ka­ni­sche B‑52-Bom­ber mit Atom­waf­fen an Bord um den Glo­bus, um bei einem etwa­igen Angriff gefechts­be­reit zu sein. Und genau eine Rou­te führ­te über Palo­ma­res an der spa­ni­schen Südostküste.

Bei einem Auf­tank­ma­nö­ver in 10.000 Meter Höhe stieß ein Bom­ber mit dem Tank­flug­zeug zusam­men und stürz­te mit vier Was­ser­stoff­bom­ben ab.

Die Fracht hat­te die 5000-fache Spreng­kraft der Hiro­shi­ma-Bom­ben. Beim Auf­prall auf der Erde explo­dier­ten zwei Pri­mär­zün­der ohne eine Kern­spal­tung aus­zu­lö­sen und ver­streu­ten 28 Kilo­gramm radio­ak­ti­ves Plu­to­ni­um in Mil­lio­nen win­zi­ger Staub­kör­ner rund um Palomares.

PalomaresAuf der Kar­te die mar­kier­te Flä­che mit Trüm­mer­tei­len der B‑52 und des Tank­flug­zeug KC-135.

Es war bis heu­te der größ­te Unfall mit Atom­waf­fen und für die Wis­sen­schaft Teil eines Lang­zeit­ex­pe­ri­ment mit mensch­li­chen Ver­suchs­ka­nin­chen. Eva­ku­iert wur­den Orts­tei­le nur für Tage und danach ein­fach weitergelebt.

Es begann die größ­te Such- und Rei­ni­gungs­ak­ti­on der Ame­ri­ka­ner. Meh­re­re tau­send Sol­da­ten tru­gen die am stärks­ten ver­strahl­ten obe­ren Erd­schich­ten ab. Fast 30 US-Schif­fe waren im Ein­satz um die radio­ak­ti­ven Hin­ter­las­sen­schaf­ten zu ber­gen und in die USA zu schaffen.

Schnell vergessen war die Devise

PalomaresUnd dann leg­te sich Still­schwei­gen und ein Schlei­er des Ver­ber­gens über die ver­strahl­te Gegend. Die betrof­fe­nen Ein­woh­ner wur­den zwar regel­mä­ßig ärzt­lich unter­sucht – das genaue Ergeb­nis haben die Betrof­fe­nen jedoch nie erfah­ren. Alles sei im Rah­men der Grenz­wer­te und gesund­heit­lich unbe­denk­lich – so die staat­li­chen Stellen.

Es wur­den neue Hotel­an­la­gen erbaut und der Tou­ris­mus boomt. Kei­ner der Gäs­te weiß heu­te, auf welch strah­len­dem Unter­grund er sei­nen Urlaub ver­bringt. Plu­to­ni­um baut sich erst über meh­re­re tau­send Jah­re ab und ist hoch­gif­tig. Rund 8 Kilo­gramm Plu­to­ni­um, das sich durch den Wind weit ver­streut hat, wer­den heu­te noch hier ver­mu­tet. Auch soll es noch Gru­ben mit direkt schnell vor Ort ver­gra­be­nen hoch­ra­dio­ak­ti­ven Trüm­mern und Abfäl­len geben.

Erst als im Jah­re 2006 ver­mehrt Krebs- und Leuk­ämie­fäl­le auf­tra­ten und radio­ak­ti­ves Plank­ton vor Palo­ma­res aus dem Meer gefischt wur­de, muss­ten die Behör­den han­deln. Wei­de­flä­chen wur­den ein­ge­zäunt und zum Sperr­ge­biet erklärt. Scha­fe mit erhöh­ten Wer­ten not­ge­schlach­tet und ver­strahl­te Schne­cken ein­ge­sam­melt. Offi­zi­ell begrün­det wur­de dies vor allem mit dem Ein­satz von Pes­ti­zi­den in der land­wirt­schaft­lich inten­siv genutz­ten Gegend.

Wis­sen­schaft­ler hat­ten bereits gewarnt, dass Plu­to­ni­um ein lang­sam wir­ken­des Gift dar­stellt und sich die Schä­di­gun­gen erst mit gerau­mer Ver­zö­ge­rung zeigt. Die radio­ak­ti­ve Belas­tung ist grö­ßer und wei­ter ver­brei­tet, als man bis­her annahm. Eine neue Rei­ni­gungs­ak­ti­on soll gestar­tet werden.

Im Okto­ber 2015 einig­ten sich Spa­ni­en und die USA dar­auf, dass die in Spa­ni­en bei Säu­be­rungs­ar­bei­ten anfal­len­de kon­ta­mi­nier­te Erde von rund 50.000 Kubik­me­tern in die USA ver­schifft und dort end­ge­la­gert wer­den soll. Bis jetzt ist aller­dings noch nicht viel passiert.

Das ist im Moment und nach nun 50 Jah­ren der letz­te Akt des US Bomben-Drama.

Vor eini­gen Jah­ren hat­te ich vor Ort an der Playa Vera mei­nen Urlaub ver­bracht und war zufäl­lig auf das ver­strahl­te Erbe gesto­ßen. Das war für mich Anlass für umfang­rei­che Recher­chen und die Vor­la­ge für ein Kapi­tel in mei­nem neu­en Buch „EMIGRANT im eige­nen Land“.

 

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Chipirones fritos rebozados

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Die köst­li­che Welt: Chi­p­i­ro­nes fri­tos rebo­zados – Chi­p­i­ro­nes fri­tos rebo­zados sind eine köst­li­che kana­ri­sche Spe­zia­li­tät, die aus frit­tier­ten klei­nen Tin­ten­fi­schen besteht. Die­se deli­ka­te Vor­spei­se wird oft in Tapas-Bars ser­viert und ist bei Lieb­ha­bern der medi­ter­ra­nen Küche […]

3 Kommentare zu "Der Atombombenunfall von Palomares"

  1. Noch als Ergänzung:

    Das wäre viel­leicht eine Sache „Spa­ni­en ver­schenkt sei­ne alten Dörfer“
    Der Link dazu:
    http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/4825161/Spanien-verschenkt-seine-alten-Dorfer

  2. Hal­lo Herr Schulz,

    es wäre so lus­tig, wenn es nicht so ernst wäre. Kaum einer weis Bescheid über die Strah­len­ge­fahr und die toxi­sche Wir­kung von Plu­to­ni­um. Auch die Ein­hei­mi­schen die Bescheid wis­sen was vor­ge­fal­len ist, wer­den über die mög­li­chen Fol­gen im unkla­ren gelas­sen. Es ist auch der natür­li­che mensch­li­che Verdrängungsprozess.
    Von den ehe­mals 2000 Bewoh­ner leben heu­te noch rund 1200 in Palo­ma­res. Über die Miet­preis­si­tua­ti­on kann ich kei­ne Anga­ben machen. Den­ke aber, dass eini­ge Häu­sern leer stehen.

    Es grüßt herzlich
    Manfred

  3. Sehr geehr­ter Herr Betzwieser,

    gibt es Rabat­te beim Kauf oder Mie­te von Woh­nun­gen in der Gegend?
    Ich bin ein alter Deut­scher und muss bald ster­ben. Ato­ma­re Ver­seu­chung kann mein Leben nicht noch mehr verschlimmern.
    Suche bezahl­ba­re, war­me Woh­nung für die letz­ten Tage.
    Vie­len Dank für Ihre Seiten!

    Erge­benst Ihr Kurt Schulz

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