Was ist auf La Palma die Archäologie überhaupt wert?
Keinen großen Stellenwert scheint das Cabildo La Palma der Archäologie beizumessen. Lange Zeit wurde die hinterlassene Kultur der Guanchen als primitiv und nicht erhaltenswert eingestuft.
Erst sehr spät, um das Jahr 1990 reifte die Zeit und einige Fundorte wie Belmaco oder La Zarza wurden näher untersucht und kleine Themenparks eingerichtet. Andere bedeutende Fundorte wurden vernachlässigt oder inzwischen geplündert. So wie eine ehemalige Kultstätte bei Garafia im Norden von La Palma die inzwischen dem Verfall (Foto) preisgegeben wurde.
Die Guardia Civil hatte vor wenigen Wochen eine Keramikscherbe (10×15 cm) sichergestellt, die Online verkauft werden sollte. Ein Benahoarita-Fragment datiert in das 13. Jahrhundert. „Ein integral gut erhaltenes archäologisches Erbe der Kanarischen Inseln und daher als Public Domain klassifiziert“ – wie MAB Direktor Jorge Pais erklärte. Haft- oder Geldstrafen in Höhe von bis zu 300.000 Euro können die Folge sein.
Es sind keine kniffligen Rätsel in unterirdischen Katakomben und tödliche Fallen, die einen sagenhaften Goldschatz bewachen. Indiana Jones ist hier ein Beamter. Genauso zäh, gründlich und langsam geht die Insel- Archäologie mit Fundstücken und Hinweisen um. Und so schlummern viele Exponate im Dornröschenschlaf weiter vor sich hin und warten immer noch auf ihre Erlösung. Die Vegetation, die Erosion und der Zahn der Zeit nagen weiter. Es gibt wohl klotzige Bauten wie das Archäologische Museum in Los Llanos – für die Feldforschung scheint aber kein Geld mehr da zu sein.
Seit meinen Recherchen vor drei Jahren zu meinem Buch hat mich das Archäologie-Fieber befallen. Umfangreiche Sondierungen, Befragungen und Analysen auch auf den Nachbarinseln haben doch eine Reihe von neuen Spuren ergeben. Es sind wohl alles nur kleine Puzzlesteine die das Geheimnis der Guanchenkultur (2.000 v.Chr.-1492) vielleicht doch in einem anderen Licht erscheinen lassen.
Ob es die Deutung der mysteriösen Pyramiden, die entdeckte Totenmaske, die Seelensteine von Garafia oder die immer noch rätselhaften kreisförmigen Felsgravuren sind.
Behörden und amtliche Stellen scheinen sich dafür nicht zu interessieren. Mangelnde Neugier, vielleicht auch Ignoranz lassen die Mühlen noch nicht so richtig laufen. Schon in den vergangenen Jahrzehnten musste auch der Norweger Thor Heyerdahl oder der deutsche Harald Braem diese Erfahrung machen.
Es bleibt also nichts anderes übrig als weiter auf eigene Faust auf Spurensuche zu gehen. Immer mit der Gewissheit, dass gerade auf La Palma noch nicht entdeckte „Schätze“ auf ihre Entdeckung warten.
Woher wissen wir, was früher war?
Ungeachtet der Lustlosigkeit von amtlicher Seite galt es vor einigen Wochen ein ausgewähltes Barranco im Norden von La Palma etwas näher unter die Lupe zu nehmen. Zusammen mit einem befreundeten Dipl. Geologen hofften wir auf bisher unbekannte Zeugnisse der Vergangenheit zu stoßen.
Hinweise aus alten Dokumenten und Unterlagen gaben den Fingerzeig und beflügelten die Exkursion. Nur durch Funde und Indizien kommt man zu neuen Quellen. Für die wissenschaftliche Auseinandersetzung zählen Fakten und die Beweisbarkeit als obersten Maxime. Vermutungen und Deutungsversuche alleine zählen heute nicht mehr.
Wer waren diese Vorfahren auf dieser Insel eigentlich? Waren sie tatsächlich so primitiv und abgekapselte Menschen wie es gerne dargestellt wird? Oder verfügten sie über weit höhere Kenntnisse. Astronomisch ausgerichtete Pyramiden lassen einen anderen Schluss zu und woher kamen sie überhaupt?
Gibt es Verbindungen zu anderen Kulturen? Viele Fragen die mich interessieren. Wer mich kennt oder in der Vergangenheit meine Beiträge gelesen hat, weiß dass ich nicht so schnell aufgebe.
Nur wer sucht, der findet …und der Weg dahin ist oft schmal und steinig
Es war ein mühsames Vordringen durch einen komplett mit Wolfsmilch-Gewächsen zugewachsenen Barranco. Stachelig und mit Spinnennetzen durchwebt, war jeder Meter vorwärts ein Kampf. Über ausgetrocknete Steilstufen von 5 bis 6 Meter Höhe hinauf und weiter. Angetrieben vom Drang doch etwas Packendes zu finden wurden auch die Schrammen und Kratzer zur Nebensache.
Durch die dichte Vegetation war die Sicht stark eingeschränkt. Nur zwei oder drei Meter entfernte Fragmente wären nicht zu entdecken gewesen.
In brütender Hitze durch ein Barranco in das sicher schon jahrelang kein Mensch mehr seinen Fuß gesetzt hatte ging es immer weiter. Einige kleine aber auch größere Höhlen haben wir entdeckt. Spuren der Guanchen aber Fehlanzeige. Das Wasser mag im Laufe der Zeit hier alle Relikte vernichtet haben.
Neue Fakten haben wir in diesem Barranco dieses Mal nicht gefunden. Aber Erfolg versprechende neue Ziele sind bereits ausgemacht.
Es ist bewundernswert, daß sich der Autor dieses Berichtes zusammen mit einem 2. Forscher in weiteren Geländebegehungen den archäologischen Relikten aus der Siedlungszeit der Guanchen auf der Insel La Palma widmet. In diesem Zusammenhang sollen Fundorte mit nachweislichen Felsgravuren oder andere Fundstellen der Guanchen kartenmäßig dokumentiert werden. Natürlich sollten diese Fundorte entsprechend gesichert und später eventuell der Öffentlichkeit auch zugänglich gemacht werden. Es ist richtig, wenn auch beschwerlich, in Nähe von nachgewiesenen Einzelfunden von Felszeichnungen der Guanchen in Barancos hineinzugehen und die am Ende befindlichen Höhlen sich näher anzuschauen. Sofern nicht schon zerstört, könnte man erwarten, daß noch andere Hinterlassenschaften der alten Kulturen z.B. in Form von Gebrauchsgegenständen oder Felsmalereien zu entdecken sind. Man kann diese zur Zeit auf private Initiative von Einzelpersonen und aus Liebe zur Insel durchgeführten Forschungsarbeiten nur wertschätzen und begrüßen. Sie sollten weitergeführt werden, könnten doch die Ergebnisse zur historischen Geschichte beitragen. Es wäre zu wünschen, wenn diese Veröffentlichungen auch in Zeitungsmedien Verbreitung finden könnten und von zuständigen Kulturbehörden oder Institutionen gelesen, kommentiert und dann auch von deren Seite weitere Forschungsarbeiten unterstützt würden.
Ich lebe in der Nähe von Badajoz in der Extremadura. Mir kommt daher der Kommentar im Bericht sehr lachhaft vor, dass die Kultur der Guanchen zu würdigen vollkommen vernachlässigt wurde. In Spanien wird alles an vor-katholischer Kultur bis jetzt und eben weitestgehend geplündert und ohne Respekt zerstört. Gräber der Ibero-Kelten werden mit dem Pflug reihenweise geschliffen, nachdem sie geplündert wurden, Tausende Jahre alte wegeinfassende Legestein-Mauern niedergerissen, als Beschäftigungstherapie für Arbeitslose und darauf Beton-Fußwege gegossen und mit Eisengeländern versehen, die Steine der Mauern verwendet, um prä-römische Brunnen-Gewölbe, die unterm Pflug eingestürzt sind zu verfüllen, ebenfalls aktuell Dolmen als Steinbrüche im Auftrag von Dorf-Bürgermeister geplündert… und all das mit Hilfe von EU-Subventionen zu 90 Prozent aus Deutschland. Da ist das, was auf La Palma abgeht, eher mal als vernachlässigenswert in der Dimension anzusehen… Was durch den Irak-Krieg von Georg Bush oder die Taliban in Afghanistan an Kulturschätzen angerichtet wurde, war für die Sensations-geilen Medien bedeutsam, weil Medien-wirksam. Doch was in Spanien, aber auch in Deutschland und gesamt-Europa an Kultur-Zerstörung für den Fortschritt geopfert wird, ist hingegen aktuell ohne gleichen. Ich finde es schade, dass da mit den Finger auf La Palma gezeigt wird, wenn Deutschland Guinnes-Buch-Rekord-verdächtige Vorreiter-Funktion in Sachen Kultur-Zerstörung antiker Hochkulturen hat. Nur sind die Bodendenkmälger für die Medien nicht so reißerrisch, da kein Felsen-Buddah life gefilmt werden kann, wie er gesprengt wurde etc.