Lavafontänen von 600 Meter Höhe

Vulkan - Lavafontänen

Lavafontänen weithin sichtbar -

Vulkan - LavafontänenDie Höhe der Lava­fon­tä­nen beträgt der­zeit ca. 600 Meter – so eine Twit­ter Mel­dung von Invol­can. Mit aller Kraft schießt der Vul­kan Cabe­za die gan­ze Nacht über glü­hen­de Lava in den Himmel.

Das Titel­fo­to konn­te ich heu­te Mor­gen von mei­ner Ter­ras­se von der Ost­sei­te aus machen. Das ist jetzt schon seit Wochen mein ers­ter Blick Rich­tung Westen.

Der Vul­kan ist stän­di­gen Ver­än­de­run­gen unter­wor­fen. Es über­rascht also nicht, dass jetzt rie­si­ge Lava­fon­tä­nen aus­ge­sto­ßen wer­den. Wie ein Bun­sen­bren­ner drückt die ange­stau­te Ener­gie aus Gasen das Mag­ma nach oben.

Ges­tern hat­ten wir bereits fest­ge­stellt, dass durch die ver­ti­ka­le Insel­ver­for­mung von 10 cm ein unge­heu­rer Druck in der obe­ren Mag­ma­kam­mer herr­schen muss. Jetzt kommt die Entladung.

Durch den Ein­sturz des inne­ren Kegels gibt es jetzt noch viel mehr Mate­ri­al, das aus­ge­pus­tet wer­den muss. Auch heu­te Mor­gen dau­ert die Akti­vi­tät wei­ter an.

Über die huf­ei­sen­för­mi­ge Lücke strömt die meis­te Lava ins Tal. Meist folgt die abflie­ßen­de Lava den alten Strö­men und schlägt kei­ne gro­ßen Haken. Damit blei­ben die ange­rich­te­ten Schä­den in Grenzen.

Bis zum Meer hat es eigent­lich nur der Todo­que Lava­strom geschafft. Das könn­te sich heu­te ändern, weil ein rie­si­ges Volu­men neu­er Lava unter­wegs ist.

Die Erdbeben treiben es immer toller

Schlag auf Schlag las­sen die Beben die Insel erzit­tern. In der Nacht gab es jede Men­ge bis zur Stär­ke von ML4,8 um 0.53 Uhr aus 35 km Tie­fe. Auch wie­der ein typi­sches Anzei­chen, dass noch neu­es Mag­ma nach oben strömt. Der Vul­kan wird uns noch eini­ge Zeit beschäftigen.

Luftaufnahme

Hier eine Luft­auf­nah­me der IGN. Rechts wo die alten Vul­kan­kra­ter auf­ge­reiht lie­gen, das ist die Cumbre Vie­ja. Ein Gebiet über 19 km Län­ge von El Pilar bis Fuen­ca­li­en­te im Süden. Auch ein belieb­tes Wan­der­ziel Ruta de Los Vol­ca­nes. Nach links sind die vie­len Lava­strö­me zu erken­nen, die sich im Lau­fe der Zeit ihren Weg zum Meer gesucht haben.

10.50 UhrMit­tei­lung der IGN – Seit der letz­ten Stel­lung­nah­me wur­den 138 Erd­be­ben in dem von der vul­ka­ni­schen Reak­ti­vie­rung von Cumbre Vie­ja betrof­fe­nen Gebiet loka­li­siert , 21 die­ser Erd­be­ben wur­den von der Bevöl­ke­rung gespürt, wobei die maxi­ma­le Inten­si­tät in der Epi­zen­tral­zo­ne IV‑V (EMS98) des Erd­be­bens lag von 6:19 (UTC) heu­te mit einer Magni­tu­de von 4,6 mbLg und einer Tie­fe von 38 km. Von allen loka­li­sier­ten Erd­be­ben haben 78 eine Magni­tu­de von 3,0 mbLg oder mehr.

Das stärks­te Erd­be­ben ist das am 26. um 16:25 Uhr mit einer Magni­tu­de von 4,9 mbLg und einer Tie­fe von 34 km, das mit einer maxi­ma­len Inten­si­tät von IV auf der Insel La Pal­ma und mit einer gerin­ge­ren Inten­si­tät auf der Insel zu spü­ren war die Inseln von Tene­rif­fa, La Gome­ra und El Hier­ro. 25 Erd­be­ben wur­den in Tie­fen von etwa 30 km loka­li­siert , die rest­li­chen Hypo­zen­tren der Zeit befin­den sich in gerin­ge­rer Tie­fe, etwa 12 km. Die Ampli­tu­de des vul­ka­ni­schen Tre­mor­si­gnals wird mit Ver­stär­kungs­im­pul­sen auf mitt­le­rem Niveau gehalten.

Das Netz der per­ma­nen­ten GNSS- Sta­tio­nen der Insel zeigt, dass sich sowohl die Höhe als auch die süd­li­che Defor­ma­ti­on, die an der den Erup­ti­ons­zen­tren am nächs­ten gele­ge­nen Sta­ti­on LP03 auf­ge­zeich­net wur­den, umkeh­ren. An den ent­le­gens­ten Sta­tio­nen wird eine leich­te Defla­ti­on auf­recht­erhal­ten, mög­li­cher­wei­se im Zusam­men­hang mit tie­fer Seis­mi­zi­tät. Die Säu­len­hö­he um 07:45 UTC erreicht 3.400 m.

11.05 UhrPevol­ca stellt fest, dass die Ent­wick­lung des Vul­kans in den letz­ten 24 Stun­den durch die Lava gekenn­zeich­net ist, die wei­ter­hin über die bestehen­den Lava­strö­me fließt, ihre Höhe erhöht und die Inseln zwi­schen ihnen füllt, wodurch die betrof­fe­ne Ober­flä­che auf 879,69 Hekt­ar ange­wach­sen ist.

11.15 Uhr – Auf­nah­me vom For­schungs­schiff Ánge­les Alva­ri­ño über die neue Halb­in­sel zum Vulkan.

12.30 Uhr - Die Bür­ger­meis­te­rin von Los Llanos de Ari­dane, Noelia Gar­cía Leal, schlägt der spa­ni­schen Regie­rung vor, die Mach­bar­keit einer dau­er­haf­ten Boots­ver­bin­dung zwi­schen Taza­cor­te und den durch den Lava­strom abge­schnit­te­nen Küs­ten­vier­teln der Gemein­de zu prüfen.

14.30 Uhr - Heu­te ist erst­mals wie­der eine Con­dor aus Frankfurt/München (Sam­mel­flug) auf La Pal­ma gelandet.

15.40 Uhr – Wie­der meh­re­re star­ke Erd­be­ben um 15.21 Uhr mit ML4,8 und ML4,5 aus 37 km Tie­fe unter Mazo/ Fuen­ca­li­en­te. Waren gera­de beim Mit­tag­essen als die Glä­ser und Tas­sen im Schrank klirr­ten und die Nudeln fast im Hals ste­cken blie­ben. Man muss es erlebt haben, es ist nicht rich­tig zu beschrei­ben. Aber ein unan­ge­neh­mes Gefühl.

17.40 UhrAuch nicht mit einer Atom­bom­be. Irr­sin­ni­ger Vor­schlag des Prä­si­den­ten von La Gome­ra Casi­mi­ro Cur­be­lo, den Lava­strom mit Bom­ben umzu­lei­ten. Das kann er beim nächs­ten Vul­kan­aus­bruch auf La Gome­ra selbst tes­ten. Inter­es­san­ter Bericht auf El Time auf Spanisch.

17.50 Uhr – Der größ­te Teil der vom Vul­kan aus­ge­sto­ße­nen Lava fließt in Rich­tung Meer, nach Wes­ten, was güns­tig ist, um den Scha­den zu mil­dern, aber die Gas- und Asche­wol­ke emit­tiert sehr hohe Wer­te an Schwe­fel­di­oxid und über­schrei­tet zeit­wei­se die zuläs­si­gen Grenz­wer­te in Los Llanos und Pun­tagor­da – so die Pevolca.

18.00 Uhr – Nach den kräf­ti­gen Beben vom Nach­mit­tag scheint das Mag­ma lang­sam am Vul­kan Cabe­za anzu­kom­men. Der Vul­kan reagiert nach einer Erho­lungs­pau­se nun wie­der stär­ker und dürf­te in der Nacht vol­le Fahrt aufnehmen.

19.30 Uhr - Wie erwar­tet schie­ßen aus 2 oder 3 Kra­ter­öff­nun­gen wie­der Lava­fon­tä­nen in die Höhe. Es wird sich wie­der im Kra­ter ein Lava­see bil­den, der im Lau­fe der Nacht den Kra­ter­rand sprengt und als Strom zum Ari­dane­tal strömt.

  • Fort­set­zung folgt

 

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45 Kommentare zu "Lavafontänen von 600 Meter Höhe"

  1. Hier mal ein Video mit Ther­mik-Kame­ra, die auch für Lai­en einen ech­ten Erkennt­nis­ge­winn bringt.
    Die bereits vor 2 Tagen sich ankün­di­gen­de Über­spü­lung der „Hun­de-Insel“ setzt sich nun wie erwar­tet wei­ter west­lich fort. Der Haupt­strom brei­tet sich seit 13:45 Uhr süd­lich wei­ter aus.
    Ab Minu­te 1:15 ist der Moment zu sehen, wo der am wei­tes­ten fort­ge­schrit­te­ne Abzweig des neu­en Lava­stroms die bereits zer­stör­ten Gebie­te verlässt.
    Die aktu­ells­ten Strö­me sind hier bes­ser zu sehen, als bis­her auf jeder Karte.

    • Das macht auch deut­lich, dass ein gro­ßer Teil der Lava zuneh­mend unter­ir­disch verläuft.

      Immer­hin ist der Bereich der bis­he­ri­gen Strö­me der Haupt­weg dafür.

  2. Hal­lo,
    sind die stär­ke­ren Erd­be­ben (ab 4) auch auf Tene­rif­fa spürbar?

  3. Was muss ich lesen? „Gegen­über Radio La Pal­ma erklär­te Rodrí­guez, dass etwa zwei Mil­lio­nen Qua­drat­me­ter für Indus­trie, Vieh­zucht und Wohn­zwe­cke zur Ver­fü­gung stün­den, und er stell­te auch klar, dass nicht beab­sich­tigt ist, den Lava­strom im Hin­blick auf den Wie­der­auf­bau und die Rück­ge­win­nung von Gebie­ten mit Wohn- oder land­wirt­schaft­li­chen Sied­lun­gen zu schüt­zen.“ Vor län­ge­rer Zeit wur­de hier mal dis­ku­tiert, ob das Gebiet nicht schon aus Sicher­heits­grün­den dau­er­haft Schutz­ge­biet sein soll­te und nicht für erneu­te Besied­lung frei­ge­ge­ben wird. Und jetzt wird bereits vor­weg­ga­lop­piert, alle frü­he­ren Feh­ler wie­der gemacht und gleich auch noch Bau­be­schrän­kun­gen für ande­re Berei­che­La Pal­mas auf­ge­ho­ben. Statt auch der Kata­stro­phe eine Chan­ce für nach­hal­ti­ge und natur­ver­trägl­ci­he Ent­wick­lung zu machen und erst­mal zu ana­ly­sie­ren und dann sinn­vol­le Flä­chen­plä­ne auf­zu­stel­len, über­bie­ten sich Lokal­po­li­ti­ker mit schnel­len popu­lis­ti­schen Ankün­di­gun­gen, die nie wie­der zurück­ge­nom­men wer­den kön­nen. Was ande­res kann der­zeit natür­lich kaum jemand sagen, ohne sich den Ärger der Wäh­ler zuzu­zie­hen, und sicher habe ich Ver­stän­dis dafür, dass die Betrof­fe­nen schnel­le Ent­schei­dun­gen erwar­ten. Aber es gibt auch eine Ver­ant­wor­tung für die Zukunft. Ganz ehr­lich, wenn jetzt zusätz­lich zu den Zer­stö­run­gen durch den Vul­kan noch­mal genau­so gro­ße bis­her geschütz­te Kom­mu­nal- und Natur-Flä­chen neu zube­to­niert und ander­wei­tig genutzt wer­den sol­len, wird La Pal­ma nicht attrak­ti­ver, son­dern noch zer­sie­del­ter, „erschlos­se­ner“ und uni­for­mer. Zu Las­ten von Natur und Tou­ris­mus. Eine Schande.

    • Ja, das klingt mal wie­der sehr kurz­sich­tig. Wenn man irgend­was vor­beu­gend tun will, dann schlicht in einer sol­chen Vul­kan­zo­ne nicht sie­deln. Ich weiß, leicht gesagt. Hier ist es ein recht zah­mer Vul­kan mit lang­sam flie­ßen­der Lava, man kann sich drauf ein­stel­len. Nicht zu ver­glei­chen mit dem Vesuv – wenn der wie­der mun­ter wird, blei­ben nicht Tage für ein paar qkm, son­dern Stun­den für ganz Nea­pel, der kann explo­die­ren und pyro­klas­ti­sche Strö­me mit weit über hun­dert Stun­den­ki­lo­me­tern los­schi­cken. Ein­zi­ge Lösung: Nea­pel umsie­deln. Macht natür­lich kei­ner. Alle wis­sen um das Risi­ko, alle den­ken und hof­fen, dass es in ihrer Lebens­zeit nicht pas­siert. Letzt­lich gilt das für alle Kana­ren­be­woh­ner auch, und um die Cumbre Vie­ja ganz beson­ders. Hier ist offen­bar ein gro­ßes Mag­ma­re­ser­voir, das jeder­zeit auch einen Vul­kan woan­ders im Süden los­tre­ten kann. (Ob jetzt 5, 10, 30 oer 50 Jah­re – so kurz wür­de man nicht ein­mal Erb­bau­recht akzep­tie­ren.) Nach dem Aus­bruch besteht nun die Chan­ce, es bes­ser zu machen. Ich wage zu pro­phe­zei­en: Wird nicht statt­fin­den. Kurz­fris­ti­ges Pro­fit­den­ken ist immer drin­gen­der und Poli­ti­ker ent­schei­den nur in Wahlperioden.

      • Es bleibt nur zu hof­fen dass die Bereit­schaft pro Jahr schlap­pe 200 bis 300 Euro­nen pro 100 qm Haus für eine ver­nünf­ti­ge Gebäu­de­ver­si­che­rung in einem Vul­kan­ge­biet aus­zu­ge­ben sich ver­brei­tet. Es ist anschei­nend nicht nur bei alt­ein­ge­ses­se­nen ver­brei­tet dass es ein­fa­cher ist sich auf die All­ge­mein­heit zu ver­las­sen anstatt sel­ber gegen Exis­tenz­be­dro­hun­gen vorzusorgen.
        Fürch­te nur die die Lern­kur­ve wird des­to gerin­ger aus­fal­len umso mehr aus öffent­li­chen Kas­sen aus­ge­gli­chen wird.
        Ein ähn­li­cher Effekt wie die gut­ge­mein­ten Spen­den die klei­nen Vive­r­os (Lebens­mit­tel­lä­den) mit Umsatz gegen Null belasten.
        Scha­de dass gut gemein­te Hil­fen wie so oft nach hin­ten losgehen.
        Es ist aber auch nicht wirk­lich ein­fach die Fol­gen des Han­delns einzuschätzen.
        Aber ver­su­chen soll­te man es jedenfalls.

    • Genau auch mei­ne Mei­nung. Sich dar­über jetzt bereits zu unter­hal­ten zeugt von der Unfä­hig­keit und Dumm­heit man­cher Politiker.

    • Erstaun­lich, aller­dings. Da steht ver­mut­lich jemand unter außer­or­dent­li­chem „Erfolgs­druck“.
      Ich hof­fe nur auf die Ver­nunft und dar­auf, dass das nicht die ein­zi­ge ent­schei­den­de Mei­nung zu die­sem The­ma bleibt. Es wäre bes­ser, wenn so ein Ereig­nis auch inter­na­tio­nal (in Deutsch­land hat­ten wir im Juli die Ahr­flut in den Tälern unter den Steil­hän­gen im Stark­re­gen) gene­rell mehr in einer Rich­tung auch als Lern­pro­zess begrif­fen wird. Bei Vul­ka­nen ist das ja noch ein­mal anders. Wenn sich etwas tech­nisch nicht lösen lässt, also mit aller Inge­nieurs­kunst, dann soll­te es als Gren­ze erkannt wer­den, die man bes­ser nicht überschreitet.
      Zum ers­ten Mal bin ich dies­be­züg­lich vor Jah­ren sehr erschro­cken, wie ich von einem der Vul­kan­ke­gel nahe am Vesuv in Ita­li­en die Bebau­un­gen am Vesuv selbst im Über­blick gese­hen habe.

      • Im Ahrtal läuft es auch nicht bes­ser: Die Mil­lio­nen staat­li­cher För­de­run­gen kom­men nicht an, weil sehr kom­pli­zier­te Antrag­stel­lung, die Leu­te, die nicht ein­mal ihren Com­pu­ter ret­ten konn­ten, nicht leis­ten kön­nen. Und statt Deich-Rück­ver­le­gung und Nicht-Wie­der­auf­bau gefähr­de­ter Fluss­au­en-Wohn­ge­bie­ten setzt die Poli­tik mal wie­der auf Tech­no­kra­tie, sprich höhe­re Dei­che, Rück­hal­te­be­cken, grö­ße­re Brückenquerschnitte…
        A pro­pos: Nea­pel ist ja noch viel schlim­mer, weil gegen­über der Super­vul­kan „Phläg­räi­sche fel­der“ rumort, der immer wie­der aktiv wird. Wenn der los­geht, dass gute Nacht halb Euro­pa. Mit­ten­drim im Schwe­fel­dämp­fe-Kra­ter, in dem es schon Tote durch CO2 gab, liegt ein Cam­ping­platz – da waren wir mal, span­nend mit den Fum­a­ro­len, aber haben erst hin­ter­her erfah­ren, wel­ches Pul­ver­fass da für Tou­ris­ten genutzt wird…

        • Ers­ter Teil d’ac­cord, zum Schluss des Argu­ments will ich auch noch was erzäh­len. Ich war 1998 auf Hawaii, „Big Island“ und der kilo­me­ter­wei­te Weg zu der Stel­le, bis dahin, wo die Lava ins Meer fällt (der „Oce­an ent­ry“) war dann sehr schwie­rig zu Fuß über die erkal­te­te Lava zu errei­chen. Habe Fotos gemacht und bin zurück Rich­tung Hang gegan­gen, da war dann – von hin­ten – ein Schild mit­ten in der Lava erkenn­bar, wo ich hin gelau­fen bin. 

          Dar­auf stand, als ich dort ange­kom­men war: „Hier brach vor kur­zem ein fuß­ball­feld­gro­ßes Stück Land ab und rutsch­te ins Meer. Lebensgefahr!“

          Die Ame­ri­ka­ner haben ein ande­res Ver­hält­nis zu Risi­ko, aber was ich mir auch gemerkt habe, war, dass es kei­nen Sinn macht, sich nicht sehr gründ­lich zu infor­mie­ren, wenn man an sol­che Orte rei­sen will. Und das machen lei­der immer noch die aller­we­nigs­ten so gründlich.

          Die Selbst­ver­ant­wor­tung bezüg­lich sol­cher Sachen und bezüg­lich der Fra­ge nach Frei­heit und Ver­ant­wor­ung müss­te aller­dings bereits schon in den Schu­len gelehrt wer­den, und genau da bin ich etwas skeptisch.

          Man sieht so etwas lei­der aber auch anhand der Fra­ge, wer sich denn aus­rei­chend und gründ­lich genug ver­si­chert hat­te, vor so einem Infer­no wie in La Pal­ma. Man mag über die Deut­schen dort bis­her gelä­chelt haben. Aber jetzt sicher nicht mehr. Auf der ande­ren Sei­te ste­hen aber die gerin­gen Ein­kom­men, die eine Ver­si­che­rung dop­pelt über­le­gens­wert wer­den lassen.

          Hier gibt es kei­ne „ganz ein­fa­che“ Lösung. Aber eine Lösung dafür wird es geben müssen.

        • „Im Ahrtal läuft es auch nicht besser“

          Nichts ande­res abe ich geschrie­ben. Aller­dings sin Vul­ka­ne noch weni­ger tech­nisch beherrsch­bar, als es Flu­ten in fest umgrenz­ten Gebie­ten sind.

          (Sie­he Kom­men­tar eins wei­ter oben.)

        • Also halb Euro­pa umsiedeln …?
          Alles klug geschwätzt …
          Rea­lis­tisch ist, dass alles, was besie­del­bar ist, auch wie­der besie­delt wird. Nach und nach wird man sich auch wie­der die Lava­flä­chen zu Nut­ze machen. Auf der gan­zen Welt ist das so. Das ist ein­fach mal die Rea­li­tät. Alles ande­re ist Geschwätz und wür­de bedeu­ten die Cumbre Vie­ja rechts und links davon zu ent­völ­kern. Das es das Gebiet Mazo nicht getrof­fen hat, ist allein dem geo­lo­gi­schen Zufall oder Kine­tik geschul­det und für die kur­ze oder län­ge­re Zukunft über­haupt nicht ausgeschlossen.
          Wenn im Ahrtal in 5 Jah­ren wie­der alle Häu­ser Schutt sind, setzt ein ganz ande­rer Bewusst­seins­pro­zess ein und ist nicht ver­gleich­bar mit vul­ka­ni­schen Ereig­nis­sen im Abstand von 50, 100, 200 oder 500 Jah­ren. Rea­lis­tisch gese­hen, ist es dem Groß­teil der heu­ti­gen Gesell­schaft auch pups egal, wie das Kli­ma in 50 Jah­ren aus­sieht … und das wird auch kein Zuckerschlecken …

  4. Wenn man die­ses Schau­bild (https://www.ign.es/web/resources/volcanologia/SIS/jpg/PA_SIS_histograma_serie.jpg) rein sta­tis­tisch betrach­tet faellt auf, dass sich das Ver­haelt­nis grue­ne Bal­ken : oran­ge Bal­ken : vio­let­te Bal­ken ueber die Zeit mas­siv in Rich­tung vio­lett verschiebt.

    Das spie­gelt sich auch in dem Graph der kumu­lier­ten Ener­gie auf den Schau­bil­dern die­ser Sei­te wider:

    https://www.volcanodiscovery.com/la-palma-earthquakes.html

    Inte­res­ant wae­re der Ver­gleich aehn­li­cher Schau­bil­der ande­rer Aus­brue­che. Was laesst sich dar­aus ableiten?

    Hat irgend­je­mand ent­spre­chen­des Material?

  5. Vul­kan, Auf­nah­me von heu­te 27.10.2021,

    https://youtu.be/Jjh9A1coQNg

  6. Neue Web­cam von Puer­to Taza­cor­te in Rich­tung Südküste:
    https://webcritech.jrc.ec.europa.eu/TAD_server/api/Device/IDSL-50/Webcam/Latest

  7. Video vom 26.10. vom hin­te­ren Haupt­ke­gel inkl. Nebenschlote.
    Die Schla­cke-Abla­ge­run­gen haben wie­der zu einer Kamm-Aus­bil­dung nörd­lich der diver­sen Neben-Schlo­te und ‑Kegel geführt. Einen Tag frü­her sah das tem­po­rär anders aus. Dies könn­te von Bedeu­tung für die Fluss­rich­tung wer­den, falls die Schlo­te Lava­strö­me aus­stos­sen sollten.
    Außer­dem sieht der Haupt­ke­gel in mei­nen Augen nicht „gesund“ aus. Sehr heiss (leich­tes Glü­hen an den Innen­sei­ten plus Aus­ga­sun­gen) und sehr rissig…

  8. Die Kar­te des IGN Esp. zeigt aktu­ell 8 akti­ve Schlo­te an, auf den Vide­os sind sie teils wohl auch ver­deckt durch das Lapil­li, die Asche, die Gase und den Rauch: 

    https://ign-esp.maps.arcgis.com/apps/webappviewer/index.html?id=0e18d39679a54e3cb4a3b434b31a743b

    • Lei­der ist die­se Kar­te wohl nicht aktu­ell, denn der süd­li­che Strom hat sich wie­der akti­viert. Die „Insel“ ist jetzt auch mit Lava aus­ge­füllt wor­den und der Strom bewegt sich Rich­tung Westen…

      • LIe­ber Flo­ri­an, die Kar­ten hin­ken natur­ge­mäß der Ent­wick­lung immer hinterher.
        Arno ging es aber auch um die Schlo­te, und er hat das aktu­ells­te Kar­ten­ma­te­ri­al ver­wen­det – also völ­lig OK.
        Die (fast kom­plett) ver­schüt­te­te Insel ist zum ers­ten Mal auf einem Video der IGME von ges­tern 17:00 Uhr zu sehen, das auch hier ges­tern gepos­tet wurde.
        Mit ent­spre­chen­den Kar­ten ist daher irgend­wann heu­te Nach­mit­tag zu rechnen…

        • Da ist die aktu­el­le Mama com­pa­ra­tivo, letz­te Aktua­li­sie­rung: Mitt­woch, 27.10.2021 um 11:30 Uhr, auf der Kar­te sind auch aktu­ell immer noch die acht Schlo­te wie ges­tern eingezeichnet.
          Jetzt kann sich jeder wie­der eine aktu­el­le Mei­nung bil­den, auch zur „lavafrei­en Insel“:

          https://volcan.lapalma.es/apps/mapa-comparativo/explore

          • Lie­ber Papa Com­pa­ra­tivo, da stimmt dies­mal mit der Mama etwas nicht.
            Wenn Du die Umris­se der „Insel“ beim Teil­bild ohne Lava betrach­test, dann ent­spre­chen die­se den Umris­sen, wie sie im von mir noch­mal zitier­ten Video in Minu­te 0:05 und Minu­te 1:25 ges­tern um 17:00 Uhr zu sehen waren. Im Teil­bild mit Lava ist das tat­säch­lich nicht abgebildet.
            Ent­schul­di­ge die „schwa­che“ Anre­de oben, das muss­te nach der Vor­la­ge echt sein – es war mein Lacher des Tages und ich hof­fe, das geht Dir eben­so, trotz zwi­schen­durch eigen­ar­ti­ger nega­ti­ver Bewertungen! 🙂

          • Na klar gehts mir eben­so! Ich fand die Mama com­pa­ra­tivo absicht­lich pas­sen­der, sie ist schließ­lich die „Mut­ter aller Maps“ bisher. 😉
            Und den Feh­ler, bezie­hungs­wei­se die ver­al­te­te Dar­stel­lung trotz Zugriff auf Coper­ni­cus (die ver­die­nen Geld mit zeit­na­hen Daten) soll­te eben jeder für sich sel­ber nachsehen.

            Mein Fazit ist, ich hof­fe das hört jemand: Es hilft nichts, sich über ver­al­te­te Daten zu ärgern, solan­ge man nicht sel­ber die Daten bes­ser erhe­ben oder im Netz auf­fin­den kann. Kei­ne Gedan­ken kön­nen bes­ser sein, als die Wahr­neh­mung und die Infor­ma­tio­nen, die ihnen zugrun­de lie­gen. (Außer bei inter­es­san­ten Din­gen, die man sel­ber erfin­den kann, natürlich.)

          • Dan­ke.
            Mein Mot­to mit dem Inter­net besteht unver­än­dert seit den 90er Jahren:
            Wer sich aus dem Inter­net einen Infor­ma­ti­ons­ge­winn erhofft (und womög­lich auch noch gra­tis), der/die muss auch etwas hin­ein­tun. Alles ande­re führt im gro­ßen Rah­men dazu, dass es schiefgeht.
            Das Ende des Inter­nets hat man schon damals deut­lich sehen können. 😉
            Ende für heute.
            Dan­ke an Alle!

          • Yes, its the end of the inter­net. Oder eben „das Ende des Uni­ver­sums“, wie bei „per Anhal­ter durch die Gala­xis“ von Dou­glas Adams.

  9. Hier der Link zu einem sehr anschau­li­chen Video von INVOLCAN. Es ist ein Teil eines erup­ti­ven Vor­gangs, der wohl heu­te um 09:20 Uhr begann. Am Ende die­ses Vide­os sieht man (wie in einer Ver­suchs­an­ord­nung) auf der rech­ten Sei­te einen klei­nen Teil­kol­laps des Kraters.
    Da strömt nicht sofort Lava (woher soll die auch kom­men), doch die Schla­cke-Abla­ge­run­gen glü­hen und gera­ten lang­sam in Bewe­gung. Die­ses Video, sowie Auf­nah­men vom gro­ßen Kra­ter­kol­laps und auch Vide­os von Vul­ka­nen in Island über­zeu­gen mich, dass die Lava­men­gen, wel­che seit dem Wochen­en­de ins Tal abge­flos­sen sind, sehr leicht zu über­schät­zen sind. Es sind Mas­sen von glü­hen­den Schla­cken als Lawi­ne ins Tal gegan­gen. Ich bin kein Vul­ka­no­lo­ge mit dem pas­sen­den Voka­bu­lar, doch die­se Schla­cken flies­sen kei­nes­falls so, wie es die Lava tut, wel­che vom Vul­kan aus­ge­stos­sen wird.
    Ja, auch die­se Men­ge war am Wochen­en­de erhöht. Doch das hat sich inzwi­schen wie­der deut­lich „nor­ma­li­siert“. Wie weit die­se Strö­me tra­gen, hängt maß­geb­lich davon ab, ob sie in der Lage sind, die vor­be­stehen­den leicht abge­kühl­ten Strö­me zu über­win­den oder ther­misch zu reaktivieren.

  10. Waren das denn wirk­lich Lava­fon­tä­nen? Ich hat­te es so ver­stan­den, dass der Kra­ter erneut kol­la­biert ist und dabei eine Glut­wol­ke hoch­ge­schleu­dert wur­de. Ein­ma­lig, und „nur“ glü­hen­de Asche, kei­ne flüs­si­ge Lava – ?

    • Ist so schon glaub­wür­dig. Der Druck muss immens gewe­sen sein. Aus­ser­dem kann man das ein­fach aus­rech­nen, mit der Höhe. Man muss nur die Sekun­den fest­hal­ten, die die Lava­bro­cken vom Para­bel­schei­tel bis unten brau­chen, mehr braucht man im Prin­zip dafür gar nicht wissen.

      „La alt­u­ra de la fuen­te de lava en estos moment­os es de apro­xi­ma­damen­te 600 m / The height of the lava foun­tain at the moment is appro­xi­m­ate­ly 600 m“

      https://twitter.com/involcan/status/1453072134117462018

      • Eine Ergän­zung noch, damit es da kei­ne Miss­ver­ständ­nis­se gibt:
        Die For­mel, unter Ver­nach­läs­si­gung des Luft­wi­der­stan­des, ist: h=(g/2)*t²

        Bei ca. 11s Fall­dau­er ergibt das h= 600m.

      • Es muss dabei halt auch bedacht wer­den, dass die Lava­bro­cken von der hei­ßen Strö­mung regel­recht mit nach oben geris­sen wer­den, was die Auf­stiegs­hö­he ver­grö­ßert. Es ist nicht wie bei einem Gewehr, wo das Mün­dungs­feu­er kei­nen Ein­fluss mehr auf die Flug­bahn hat.

      • Mag ja sein, aber hat irgend­je­mand die Höhe der Fon­tä­nen bezwei­felt oder war­um rech­nest Du dar­an her­um? Was habe ich verpasst?

    • „El cono inter­no del volcán de Cumbre Vie­ja se der­rum­bó sob­re sí mis­mo. Así lo ha ase­gu­ra­do el Insti­tu­to Vol­ca­noló­gi­co de Cana­ri­as (Invol­can) en un vídeo don­de se ve que la inmen­sa colum­na de humo incan­de­s­cen­te que se ha emit­i­do.“ – Glü­hen­de Rauch­wol­ken. Das aktu­el­le Live­bild zeigt auch „nur“ eine schma­le glü­hen­de Gas­wol­ke wie von einem Schneidbrenner.

      • Sam Ger­rits (Geo­che­mi­ker, der­zeit auf La Pal­ma) äußert sich auch dazu, er benutzt auch das Wort „Lava­fon­tä­nen mit 500–750m“, genau­er sagt er: 

        „(…) de hoogs­te lava­font­ei­nen (…) Dit moet 500–750 meter zijn.“

        https://twitter.com/samgerrits/status/1453261677496094720

      • Zum Einen zeigt das aktu­el­le Live­bild nicht den Zusam­men­bruch. Die­ser ist bereits vor­bei. Die Fol­ge davon sind Rauch­wol­ken, die in der Tat nachts farb­lich illu­mi­niert sind (nicht zur beim Kol­laps), die im Zuge des Kol­laps aller­dings beson­ders rie­sig war. Kann es sein, dass dies der tat­säch­li­che News-Gehalt des spa­ni­schen Zitats ist?
        Neben den Rauch­wol­ken sehen wir in der Tat aber in den letz­ten Stun­den auch Lava­fon­tä­nen, teils sichel­för­mig fast nur aus Gas & ein­zel­ne Bro­cken, aber auch mit kugel­för­mig-explo­si­ver Aus­brei­tung von Lava & Schlacke.

  11. Die Anhe­bung um 10cm wird durch die neus­te Mes­sung wie­der rela­ti­viert — war wohl ein Ausreisser.

    https://www.ign.es/web/ign/portal/vlc-gps

    • Aus­rei­ßer viel­leicht, Mess­feh­ler wohl nicht. Der Druck wur­de heu­te nacht ja schon gewal­tig abgebaut.

      • Der Meß­feh­ler wur­de doch ges­tern schon aus­ge­schlos­sen, hiess es!?
        Was auf dem Daten­blatt tat­säch­lich abge­bil­det wird, erschließt sich mir nach wie vor nicht. Ein Punkt pro 24 Stun­den. Was bil­det der ab? Tat­säch­li­che Ein­zel­mes­sun­gen zum Zeit­punkt X+24h+48h etc., oder irgend­wel­che Wer­te, die aus einer Mess­rei­he zwi­schen X und X+24h etc. errech­net wurde?
        War der Wert bei X+22h viel­leicht noch wesent­lich höher, oder nach X+26h?
        In wel­cher Form hat sich die Kur­ve also tat­säch­lich in den letz­ten 48h entwickelt?
        Die­se Fra­gen kön­nen nicht wir beant­wor­ten, aber jene Wis­sen­schaft­li­cher, denen sämt­li­che Meß­da­ten von LP03 zur Ver­fü­gung ste­hen, nicht nur einer pro Tag.
        Ich wür­de eine 48-Stun­den Ent­wick­lung nur sehr bedingt als „Aus­rei­ßer“ bezeich­nen, wenn sich uns Lai­en die tat­säch­li­che Dyna­mik der Kur­ve in die­sem Zeit­raum durch die die spär­li­chen 3 Mess­da­ten (Anfang / Mit­te / Ende) kaum offenbart.

        • Manfred Betzwieser | 27. Oktober 2021 um 13:42 | Antworten

          Es war tat­säch­lich so, dass die Ver­for­mung inner­halb kur­zer Zeit sich um 10 cm ver­ti­kal erho­ben hat. Habe ich noch nie in die­ser kur­zen Zeit­span­ne bei einem Vul­kan erlebt. Die Wir­kung und den raschen Druck­ab­bau haben wir in den letz­ten 15 Stun­den gesehen.

  12. Guten Mor­gen,

    wie gewünscht hier ein paar Ein­drü­cke bezüg­lich der psy­chi­schen und wirt­schaft­li­chen Lage aus dem Ari­dane­tal. Der Autor ist Geschäfts­füh­rer der Deutsch-Kana­ri­schen Bera­tungs­ge­sell­schaft für bina­tio­na­le Rechts‑, Steu­er- und Tech­nik­gut­ach­ten im Immo­bi­li­en­sek­tor SLU und von Fa. YaYa Mate­ria­les SLU (Bau­che­mie), bei­de in El Paso ansäs­sig und von Beruf Volks­wirt, Beton­tech­no­lo­ge und Sach­kun­di­ger Pla­ner für Beton­in­stand­set­zung, seit 1994 auf La Pal­ma beheimatet.

    Wie schon von ande­ren Kom­men­ta­to­ren berich­tet, zer­mürbt das Vul­kan­ge­sche­hen die Bevöl­ke­rung in meh­rer­lei Hin­sicht: zum einen die stän­di­ge Geräusch­ku­lis­se, ins­be­son­de­re auch im unte­ren Fre­quenz­be­reich, die star­ke Vibra­tio­nen in Abhän­gig­keit zur Nähe zum Emis­si­ons­zen­trum erzeugt; zusam­men mit dem hohen Schwe­fel­ge­halt der Luft (dau­er­haft zuviel Schwe­fel erzeugt offen­bar ein erhöh­tes Aggres­si­ons­po­ten­ti­al beim Men­schen) und den rea­len oder dif­fu­sen (Zukunfts-) Ängs­ten kom­men die Men­schen kaum noch zur Ruhe: dau­er­haf­ter Schlaf­ent­zug ist eine aner­kann­te Fol­ter­me­tho­de. Die teils extrem kur­zen Vor­warn- bzw. Räu­mungs­zei­ten betrof­fe­ner Häu­ser haben auch nicht gera­de zu einem „geord­ne­ten“ Rück­zug beigetragen. 

    Fähig­kei­ten wie beim Gene­ral­stab: Abs­trak­ti­on, küh­len Kopf bewah­ren, ratio­na­le Ent­schei­dungs­fin­dung unter Voll­streß kann man natür­lich nicht all­ge­mein erwarten.

    Ein wei­te­rer psy­cho­lo­gi­scher Fak­tor ist die all­ge­gen­wär­ti­ge Gerüch­te­kü­che, die auf La Pal­ma ja sowie­so schon zu nor­ma­len Zei­ten fröh­li­che Urständ fei­ert und die nicht sel­ten anzu­tref­fen­de Ein­stel­lung „si no como yo, no comes tu tam­po­co“, obwohl die Soli­da­ri­tät im Moment natür­lich über­wäl­ti­gend ist. Vie­le gera­de Älte­re sind jedoch lei­der gera­de dabei, sich auf­zu­ge­ben, wobei natür­lich die rela­ti­ve Hoff­nungs­lo­sig­keit eine Rol­le spielt.

    Vie­le Pal­me­ros ste­hen mehr vor den Trüm­mern ihrer Exis­tenz als gleich­alt­ri­ge Aus­län­der, bedingt durch die Unkul­tur, kei­ne Gebäu­de­ver­si­che­rung abge­schlos­sen zu haben (bei den Pal­me­ros wird von ca. 80 % gespro­chen, die kei­ne Ver­si­che­rung haben/hatten) und der feh­len­den Per­spek­ti­ve, auf­grund man­geln­der Sprach- und Rei­se­kennt­nis­se, den Stand­ort zu wech­seln – alte Bäu­me sind halt schwie­rig zu ver­pflan­zen. Bei den Jün­ge­ren ist das Haupt­pro­blem die Schul- und Berufs­bil­dung – Bana­nen­fach­ar­bei­ter wer­den halt momen­tan nicht so drin­gend gebraucht und schon seit Jahr­zehn­ten – also vul­kan­un­ab­hän­gig – gilt bei der Jugend: wer La Pal­ma ver­las­sen kann, geht so schnell wie mög­lich und kommt nicht (fest) wie­der. Auch zu frü­he­ren Zei­ten ver­lie­ßen mit den gro­ßen Aus­wan­de­rungs­wel­len – oft bedingt durch Hun­gers­nö­te – regel­mä­ßig die Star­ken die Insel Rich­tung Cuba oder Mit­tel-/Süd­ame­ri­ka; also lei­der eine Nega­tiv-Selek­ti­on, und dies­mal wird es kaum anders werden.

    Natür­lich gibt es meh­re­re psy­cho­lo­gi­sche Betreu­ungs-Teams des Cabil­dos – mit denen habe ich bis­her nicht gesprochen.

    Vie­le Aus­län­der berich­ten mir, daß sie nicht vor­ha­ben, auf La Pal­ma noch ein­mal auf­zu­bau­en, was bei fort­ge­schrit­te­nem Alter auch ver­ständ­lich ist. Sozu­sa­gen ein Fin­ger­zeig Got­tes und mit dem Geld von der Ver­si­che­rung kann man sich ins deut­sche Alters­heim einkaufen.

    The­ma Ein­kau­fen: nie­man­dem fehlt es an der Basis­ver­sor­gung Lebens­mit­tel, aber der ört­li­che, vor allem Typ Tan­te-Emma, Lebens­mit­tel­han­del kann nicht gegen die Null Euro Kon­kur­renz ankämp­fen. Das ist eine Art Kol­la­te­ral­scha­den, der auch sehr vie­le ande­re Wirt­schafts­be­rei­che im Tal trifft: mit den ca. 1000 zer­stör­ten Häu­sern sind auch vie­le Arbeits­plät­ze ver­lo­ren gegan­gen, wie Putz­hil­fe, Gärt­ner, Pool­ser­vice, Renovierung/Instandhaltung, Senio­ren­be­treu­ung, Massage/Physiotherapie und vie­les mehr. Und dies nicht nur bei den phy­sisch zer­stör­ten Häu­sern, son­dern auch bei denen, die zur Zeit unbe­wohn­bar sind, da sie kei­nen Strom und Was­ser mehr haben, z. B. das gan­ze Gebiet ab Las Nori­as bis El Remo. Bei der Rück­kehr der Bewoh­ner in die­se Zonen wird man oft fest­stel­len, daß die Gar­ten­an­la­ge zer­stört ist (durch zuviel Vul­kan­asche und feh­len­de Bewäs­se­rung) – also grü­nes Para­dies adé -, gar nicht zu spre­chen von den mög­li­chen Schä­den an der Bau­sub­stanz durch hohe Dachlasten.

    All­ge­mein ist fest­zu­stel­len, daß die Poli­tik ihr Bes­tes zu geben ver­sucht, aber natur­ge­mäß ein wenig von der Situa­ti­on über­for­dert ist. Kon­kret fehlt ein Mas­ter­plan zum Wie­der­auf­bau vor allem erst ein­mal der Infra­struk­tur. Auf Anfra­ge kommt häu­fig „ya habla­mos“ – also: beläs­ti­ge mich jetzt nicht mit die­sem The­ma – bzw. „aho­ra no es el momen­to“ – also: ich kann nicht zwei Sachen auf ein­mal machen – sie­he Fähig­keit zum Gene­ral­stab vorstehend.

    Eins soll­te klar sein: nach dem Krieg (und das ist hier eine Art kriegs­ähn­li­che Ver­wüs­tung) wer­den immer min­des­tens zwei Sachen gebraucht und zwar sofort: Zement und Asphalt – bei­de sind der­zeit kaum bzw. nicht in aus­rei­chen­der Men­ge zu bekom­men, da die ent­spre­chen­den Wer­ke ver­schüt­tet sind und eine seriö­se Pla­nung für „sofort nach Erup­ti­ons­en­de“ nicht sicht­bar. Im Bereich Riachue­lo soll ein Uralt-Beton­werk mit Mini-Kapa­zi­tät wie­der­auf­ge­baut wer­den – ein Trop­fen auf den hei­ßen Stein… – da wer­den die 200 Fer­tig­häu­ser, die das Gobier­no de Cana­ri­as kau­fen will, wohl erst ein­mal sehr wenig Fun­da­ment haben.

    Zum Abschluß also fol­gen­der Auf­ruf (nicht ganz unei­gen­nüt­zig): wer kann, möge die noch exis­tie­ren­de loka­le Wirt­schaft, vor allem die „Klei­nen“, nach Kräf­ten durch Käu­fe dort vor Ort unterstützen.

    Neil Spind­ler (info@yaya.es – info@deutsch-kanarische.com – +34.629.870.077)

    • Vie­len Dank für die aus­führ­li­che Lage­be­richt­erstat­tung. So kann man sich das alles bes­ser vor­stel­len. Wäh­rend die seriö­sen Mas­sen­me­di­en ent­we­der kaum oder ver­al­tet berich­ten (s. Welt­spie­gel, wie ich ges­tern ver­linkt hat­te), die Bou­le­vard­me­di­en mit „La Pal­ma ver­sinkt unter Lava“ Panik­ma­che schü­ren und die Wis­sen­schaft ver­ständ­li­cher­wei­se nur gesi­cher­te Fak­ten und kei­ner­lei Pro­gno­sen raus­gibt, mel­den sich natür­lich auch die rela­ti­vie­ren­den Stim­men à la „9 km² Lava sind nicht ein­mal 1,5 % der Insel­flä­che“ und „7.000 Leu­te von 86.000 eva­ku­iert = 8%, das ist über­schau­bar“. Und wenn die Auf­mark­sam­keit auch z.B. bei El Time lan­ge Zeit mehr bei Bana­nen, Hun­den und Flug­ver­kehr liegt und die Armee allen­falls Dächer frei­schau­felt, könn­te man den Ein­druck bekom­men, alles halb so wild. Mag alles irgend­wie stim­men, wirkt aber dann auch wie­der ver­harm­lo­send. Kein Wun­der, dass einer­seits besorg­te Ex-Urlau­ber am liebs­ten Care­pa­ke­te schi­cken wol­len und ande­rer­seits die Tou­ris­tik­bran­che sagt „im Nor­den und Osten ist alles sicher, Urlaub ist mög­lich, Stor­nie­run­gen unnö­tig“. Und irgend­wo dazwi­schen liegt die Wahrheit.

    • Guten Morgen Herr Spindler, Danke für Ihre eindrücklichen Schilderungen der aktuellen Situation. Wir verfolgen täglich diesem Blog , aber wirklich vorstellen kann man sich die Lage nicht. Wir waren mehrmals auf LaPalma, im Mai zum letzten Mal. Es ist ein komisches Gefühl wenn man sieht , dass die Tankstelle an der wir getankt haben , plötzlich verschwunden ist oder die Autovermietung Montarent von denen wir schon mehrfach ein Auto hatten. Im Februar 22 haben wir für 4 Wochen ein Appartement in Puerto de Tazacorte gebucht. Und nun fragen wir uns, ob das realistisch, vernünftig, wünschenswert ist. Wie ist Ihre Meinung dazu? Herzliche Grüße aus Deutschland 
      
      • Guten Tag,

        das ist schwer zu sagen; bei etli­chen Pal­me­ros ist der Schock ja noch gar nicht rich­tig da, bezüg­lich der rea­len, täg­li­chen Kon­se­quen­zen, die z. B. der Umzug von einer casa ter­rera mit Gar­ten und min­des­tens Hüh­nern in eine Drei-Zim­mer-Woh­nung mit unmit­tel­bar angren­zen­den Nach­barn mit sich bringt.

        Wie die Lage im Febru­ar 2022 sein wird, hängt natür­lich davon ab, ob der Vul­kan dann schon Ruhe gibt. Und das bezie­he ich aus­drück­lich auch auf die Lage im Raum Tiga­la­te – denn wenn dort die Nord-Süd-Ver­bin­dun­gen unter­bo­chen wür­den, hät­te La Pal­ma in der Tat ein ernst­haf­tes Problem. 

        Unru­hen, Plün­de­run­gen etc. wird es mit an Sicher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit nicht geben, dafür ist die Ver­sor­gungs­la­ge ein­fach zu gut und stabil.

        MfG

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