Eine Übung besteht nicht nur aus einem Handy-Piepton und einem Medienspektakel -
Der Verband Tierra Bonita, der sich in einem „langwierigen Rechtsstreit über die Mängel im Management des Vulkannotstands 2021 auf La Palma“ befindet, begrüßt den wichtigen Schritt des Cabildos von Teneriffa, am 26. September in Garachico eine Vulkanausbruchsübung zu organisieren.
Allerdings wurden auch nach meiner Meinung nicht viele Lehren aus dem Fiasko von La Palma gezogen.
„Man muss bedenken, dass der Krisenstab (PEVOLCA) des Tajogaite-Notfalls ein Musterbeispiel dafür ist, was man nicht tun sollte. Die Bevölkerung wurde nicht vor der nordwärts gerichteten Magmabewegung gewarnt, sodass die ersten vom Ausbruch betroffenen Viertel schutzlos waren, weil man sie nicht darüber informierte, dass sie sich in einer Hochrisikozone befanden.“ „Auch wurde vor Beginn des Ausbruchs in Cumbre Vieja keine allgemeine präventive Evakuierung durchgeführt.“ Die Vulkanampel, die als Warnampel fungieren sollte, blieb bis zur Eruption auf Gelb (Vorwarnstufe). Für La Palma eine sinnlose und überflüssige Einrichtung, die der Bevölkerung nur Sicherheit vorgaukelte.
Ein weiterer Aspekt, den der Verband im Zusammenhang mit der Operation in Garachico als „unbedingt untersuchen“ erachtet, „ist die Art und Weise, wie die Tiere evakuiert und gerettet wurden, da es auf La Palma aufgrund mangelnder Planung zu einem regelrechten Massaker kam.“ „Das Management war so katastrophal, dass nie offizielle Daten zu geretteten oder verstorbenen Tieren veröffentlicht wurden, obwohl Tierrechtsgruppen die Zahl der umgekommenen Nutz- und Haustiere auf Tausende schätzen“, stellt Tierra Bonita fest.
Das wäre der erste und wichtigste Punkt, der dringend verbessert und geübt werden sollte. Das völlige Versagen und Missmanagement des Krisenstabes gehört offengelegt, offen diskutiert und nicht wie eine Geheimsache weggesperrt und verschwiegen. Es gibt einiges zu verbergen, sonst wären längst die Protokolle um den 19. September 2021 öffentlich zugänglich. Sowohl die alte PSOE (2021) als auch die jetzige CC Kanarenregierung befürchten offenbar Schlimmes.
Auch neue Transparenzgesetze, wie sie der Präsident der Kanarischen Inseln, Fernando Clavijo ankündigte, sind in diesem Fall nur reine Augenwischerei und Makulatur. Erst einmal am runden Tisch im stillen Kämmerchen das Zusammenspiel und die richtige Lageeinschätzung üben und das geht auch ohne Piepton und Medien.
Die Wissenschaft muss mehr Gehör finden
Der Verband fordert außerdem eine „Bewertung der Rolle der Wissenschaft in derartigen Notfällen, damit sie der Gesellschaft dient“. Tatsächlich „wurden im Fall des Tajogait die dem Pevolca-Lenkungsausschuss zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Informationen, wie etwa die Modelle zur Vorhersage des Lavastroms, nie mit der Öffentlichkeit geteilt, als sie am dringendsten benötigt wurden.“
Als wissenschaftliche Berater, die keine Entscheidungsmacht haben, sind in der PEVOLCA Geologen und Vulkanologen von IGN, Involcan und des spanischen Institut für Geologie und Bergbau (IGME) vertreten. Diese hatten aufgrund ihres Wissensstandes eindringlich die politische PEVOLCA Führung gewarnt.
Es gibt auch Positives
Es war mal an der Zeit, eine Katastrophenschutzübung mit dem Szenario „Vulkanausbruch“ abzuhalten. Nicht nur Flugzeugabstürze, Busunfälle, Waldbrände oder havarierende Schiffe sind genauso wahrscheinlich wie ein Vulkanausbruch auf den Kanaren. Hatten wir doch in den letzten 50 Jahren drei Vulkaneruptionen 1971 (Teneguia), 2011 (El Hierro) und den Tajogaite 2021.
Das sonstige Krisenmanagement hat ja immer bestens funktioniert. Auch die Organisation und Bewältigung unseres Tajogaite wurde bis auf den angesprochenen Punkt prima vom Krisenstab gemeistert. Dafür gibt es doch noch ein Lob.
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