Bana­nen-Plan­ta­gen auf La Pal­ma: Schäd­lin­ge wer­den zur Existenzfrage

Schädlinge - Bananen-Plantagen

Bana­nen-Plan­ta­gen in der Krise -

Die Bana­nen-Plan­ta­gen auf La Pal­ma ste­hen am Schei­de­weg. Wei­ße Flie­ge, Cochen­il­le-Laus und ver­schie­de­ne Mil­ben­ar­ten brei­ten sich unkon­trol­liert aus und bedro­hen einen der wich­tigs­ten Wirt­schafts­zwei­ge der Insel. Erzeu­ge­rin­nen, Erzeu­ger und ihre Fami­li­en gera­ten zuneh­mend in finan­zi­el­le Not, wäh­rend poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen und Markt­be­din­gun­gen ins Gewicht fallen.

Explo­si­ons­ar­ti­ge Aus­brei­tung von Schäd­lin­gen bedeu­tet eine exis­ten­zi­el­le Gefahr für vie­le Betrie­be. Die von ihnen befal­le­nen Par­zel­len lei­den unter Ern­te­aus­fäl­len, ver­rin­ger­ter Qua­li­tät und stei­gen­den Kos­ten. Die Bana­nen­pro­duk­ti­on ist eng ver­knüpft mit dem Lebens­un­ter­halt gan­zer Gemein­den; wenn Ern­te­er­trä­ge sin­ken, ver­schärft sich auch die sozia­le Lage vor Ort. Gleich­zei­tig ist der Anbau stark von Impor­ten und Export­märk­ten abhän­gig, was zu pre­kä­ren Ein­kom­mens­si­tua­tio­nen führt, beson­ders für Klein­bau­ern und Fami­li­en, die oft jah­re­lang auf der­sel­ben Par­zel­le arbeiten.

Bananen-Plantagen

Star­ker Befall von Woll- oder Cochen­il­le Läusen

Zur Che­mie feh­len wirk­sa­me Alternativen

Bri­sant ist zudem der Rechts- und Umwelt­kon­text. Vie­le bewähr­te Pflan­zen­schutz­mit­tel ste­hen durch jüngs­te EU-Ver­ord­nun­gen und natio­na­le Rege­lun­gen unter Ver­schluss oder wur­den ein­ge­schränkt. Die Begrün­dung reicht dabei von Umwelt- und Gesund­heits­schutz bis zu neu­en toxi­ko­lo­gi­schen Bewer­tun­gen. Ersatz­pro­duk­te feh­len oder erwei­sen sich als unzu­rei­chend, um den Schäd­lings­druck wirk­sam zu min­dern. In der Pra­xis bedeu­ten die­se Rege­lun­gen oft wach­sen­de Ver­lus­te, wäh­rend die Ern­te­aus­fäl­le wei­ter zuneh­men. Die Fol­gen tref­fen nicht nur die Pro­du­zen­ten, son­dern gan­ze Fami­li­en­netz­wer­ke, Arbeits­plät­ze und regio­na­le Infrastrukturen.

Kri­ti­siert wird auch das poli­ti­sche Han­deln. Ver­bän­de wie Atra­ti­can und Pal­ca wer­fen der kana­ri­schen und der natio­na­len Regie­rung Ver­säum­nis­se vor: War­nun­gen und offi­zi­el­le Schrei­ben wür­den zu sel­ten beach­tet, Not­fall­re­ge­lun­gen sei­en nicht recht­zei­tig auf den Weg gebracht wor­den. Vie­le betrof­fe­ne Akteu­rin­nen und Akteu­re füh­len sich dem Schick­sal über­las­sen, weil Unter­stüt­zung zu spät kommt oder gar nicht ankommt. Die Fol­ge ist ein zuneh­men­des Miss­trau­en in die poli­ti­sche Kri­sen­be­wäl­ti­gung und der Ein­druck, dass wirt­schaft­li­che Inter­es­sen stär­ker zäh­len als das Wohl­erge­hen der Men­schen vor Ort.

Die Suche nach Alter­na­ti­ven zu che­mi­schen Mit­teln läuft, doch der Blick bleibt über­wie­gend skep­tisch. Bio­lo­gi­sche Pflan­zen­schutz­mit­tel, natür­li­che Gegen­spie­ler oder mecha­ni­sche Bar­rie­ren wer­den zwar geprüft, doch bis­her gibt es kaum Lösun­gen, die Ver­lus­te nach­hal­tig ein­däm­men und gleich­zei­tig die Arbeits­be­las­tung der klei­nen Betrie­be redu­zie­ren. Beson­ders betrof­fe­ne Betrie­be, die bio­lo­gisch arbei­ten oder auf klein­bäu­er­li­che Struk­tu­ren set­zen, berich­ten von deut­li­chen Ertrags­ein­brü­chen, und der hohe Hand­ar­beits­auf­wand ver­schärft die Kos­ten­la­ge zusätz­lich. Ohne schnel­le, wirk­sa­me Maß­nah­men dro­hen lang­fris­tig auch sozia­le Span­nun­gen, da Arbeits­plät­ze weg­fal­len und Gemein­schaf­ten belas­tet werden.

Vor Ort Beob­ach­tun­gen in zwei Bananen-Plantagen

Direkt vor mei­ner Haus­tü­re auf La Pal­ma lie­gen meh­re­re gro­ße Bana­nen-Plan­ta­gen. Bei­de sind Mono­kul­tu­ren ohne ande­re Zwi­schen­be­pflan­zun­gen. Die eine wird bio­lo­gisch, die ande­re Plan­ta­ge nach der alten che­mi­schen Anbau­me­tho­de bear­bei­tet. Kunst­dün­ger und noch zuge­las­se­ne Fun­gi­zi­de und Her­bi­zi­de las­sen die Pla­ge­geis­ter fast unbe­rührt. Explo­si­ons­ar­tig ver­meh­ren sich die Woll­läu­se. Das sind die Schäd­lin­ge, die ich iden­ti­fi­zie­ren kann. Die Bana­nen­blät­ter ster­ben ab und die Frucht verkümmert.

Im bio­lo­gi­schen Anbau, der abge­schot­tet unter einer Plas­tik­hal­le statt­fin­det, wer­den alle 3 Mona­te Last­wa­gen­wei­se Zie­gen und Kuh­mist zur Dün­gung ange­fah­ren. Unkraut wird per Hand gezupft. Auch hier fin­den Woll­läu­se und die wei­ße Flie­ge Ein­lass, jedoch in gerin­ge­rem Aus­maß. Im Ver­gleich schät­ze ich, liegt die Men­ge bei ca. 30 Pro­zent. Die­ser Plá­ta­ne­ro spritzt die Bana­nen­blät­ter mit Was­ser unter Zusatz von „Fairy-Spül­mit­tel“  und einem Gesteins­mehl regel­mä­ßig ab.  So behält er die Kon­trol­le und hat kaum Ernteausfälle.

Aller­dings wer­den im bio­lo­gi­schen Anbau die Bana­nen­stau­den im dop­pel­ten Abstand ange­baut, was natür­lich eine gerin­ge­re Frucht­men­ge bedeu­tet. Dafür sind die Abga­be­prei­se und Sub­ven­tio­nen für den Erzeu­ger dann höher. Es liegt hier ent­schei­dend am Ver­brau­cher, ob er bereit ist, die hohen End­prei­se auch zu bezahlen.

Bananen-Plantagen

Im Ver­gleich die Bio-Plan­ta­ge mit deut­lich gerin­ge­rem Schädlingsbefall

Die Ver­bän­de fordern:

In die­ser Situa­ti­on wer­den For­de­run­gen nach kla­ren poli­ti­schen Kur­sen laut. Hilfs­fonds, Not­fall­re­ge­lun­gen, erleich­ter­ter Zugang zu Kre­di­ten, Preis­stüt­zun­gen und geziel­te För­der­pro­gram­me ste­hen ganz oben auf der Lis­te. Gleich­zei­tig wird debat­tiert, wie man fai­re Markt­be­din­gun­gen sichern kann, ohne öko­lo­gi­sche Stan­dards zu unter­gra­ben. Ein umfas­sen­der Struk­tur­wan­del der Land­wirt­schaft scheint unaus­weich­lich, wenn rasche Lösun­gen aus­blei­ben. Die Angst vor einem Ver­lust von Arbeits­plät­zen, Ein­rich­tun­gen und der kul­tu­rel­len Iden­ti­tät rund um den Bana­nen­an­bau wächst, und vie­le hof­fen auf eine Balan­ce aus Gesund­heit, Umwelt und wirt­schaft­li­cher Tragfähigkeit.

Für eine nach­hal­ti­ge Zukunft braucht es einen inte­grier­ten Ansatz. Dazu gehört poli­ti­sche Unter­stüt­zung, Inves­ti­tio­nen in For­schung zu Schäd­lings­re­sis­tenz und bio­lo­gi­schen Kon­troll­maß­nah­men sowie geziel­te Not­fall­hil­fe, um Betrie­be tem­po­rär zu sta­bi­li­sie­ren. Gleich­zei­tig muss die regio­na­le Zusam­men­ar­beit gestärkt wer­den: Netz­wer­ke zwi­schen Erzeu­gern, Wis­sen­schaft, Han­dels­ket­ten und dem Tou­ris­mus­sek­tor könn­ten neue Absatz­we­ge und Finan­zie­rungs­mo­del­le eröff­nen. Sozi­al­po­li­ti­sche Maß­nah­men sind eben­falls nötig, um Betrof­fe­nen Zeit und Sicher­heit zu geben, wäh­rend sich die Land­wirt­schaft an neue Gege­ben­hei­ten anpasst. Nur durch muti­ge Ent­schei­dun­gen und eine kon­struk­ti­ve Zusam­men­ar­beit aller Akteu­re lässt sich die Kri­se abfe­dern und eine Balan­ce zwi­schen öko­lo­gi­schen Anfor­de­run­gen und wirt­schaft­li­cher Lebens­fä­hig­keit lang­fris­tig sichern.

Die Bana­nen­be­trie­be La Pal­mas ste­hen vor einer exis­ten­zi­el­len Bedro­hung, ver­schärft durch das Ver­bot wirk­sa­mer Mit­tel und poli­ti­sches Zögern. Der Weg aus der Kri­se erfor­dert schnel­le, prag­ma­ti­sche Ent­schei­dun­gen, kon­kre­te Hil­fen und eine ehr­li­che Zusam­men­ar­beit aller Betei­lig­ten – damit Gesund­heit, Umwelt und Land­wirt­schaft eine trag­fä­hi­ge Zukunft fin­den. Die Zukunft der Insel hängt davon ab, wie rasch Lösun­gen umge­setzt wer­den, die den Betrie­ben Luft zum Durch­at­men geben und zugleich öko­lo­gi­sche Stan­dards wahren.

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