Was sich im Gesundheitssystem anders anfühlt als daheim -
Wer als Deutscher dauerhaft auf La Palma lebt, merkt schnell: Das Gesundheitswesen der Kanaren unterscheidet sich spürbar vom deutschen Alltag – besonders, wenn man wie ich nicht mehr im aktiven Berufsleben steht, sondern Pensionist ist und mehrfach oder oft medizinische Hilfe benötigt.
Früher brauchte ich kaum einen Arzt, doch heute, als Pensionista und Empfänger der „pensión de jubilación“ (heißt auf Deutsch nichts anderes als Rente, nur schöner umschrieben), sammle ich Erfahrungen, lerne neue Abläufe kennen und lache manchmal über die kleinen Stolpersteine – oft mit einem Augenzwinkern, oft mit einem ruhigen „geht schon irgendwie“.
In den folgenden Artikeln werfen wir einen Blick auf die Unterschiede, zeigen praktikable Wege durch das System und teilen persönliche Erfahrungen, Tipps und Aha-Momente aus dem Praxisalltag vor Ort. Oft wurde ich gebeten über das Gesundheitssystem etwas zu schreiben, da auf La Palma und den anderen kanarischen Inseln viele deutsche Rentner leben. In den nächsten Beiträgen will ich zu den folgenden Punkten meine Erkenntnisse und Erfahrungen zusammen tragen.
- Warum Unterschiede bestehen: Struktur, Finanzierung und Zuständigkeiten in Spanien zu Deutschland
- Zugang zu medizinischer Versorgung: Öffentliche und private Angebote, Wartezeiten, Notfallversorgung
- Anlaufstellen vor Ort: Gesundheitszentren, Krankenhausversorgung, Hausärzte und Spezialisten
- Sprache und Kommunikation: Arztgespräche, Übersetzungsbedarf, Verständlichkeit von Bescheiden
- Kostenstrukturen und Versicherungen: Versicherungssystem, Erstattungen, Auslandskrankenversicherung
- Alltagstipps: Terminvereinbarung, Rezepte, Apotheken, Notfalldienste
1. Zugang zum Gesundheitssystem: Versicherungen & EHIC
-
Wer in Deutschland gesetzlich versichert ist, kann (zumindest für akute Notfälle und vorübergehende Aufenthalte) mit der Europäischen Krankenversicherungskarte (EHIC) kostenfrei ärztliche Hilfe in den öffentlichen Gesundheitszentren oder im Hospital auf La Palma erhalten.
-
Für den dauerhaften Aufenthalt ist die Mitgliedschaft in der spanische Sozialversicherung notwendig. Als Resident zahlt man dann in das spanische System ein, ist dort „segurado“ und erhält eine sogenannte „tarjeta sanitaria“. Das geht normal als Arbeitnehmer oder Selbständiger (beide sind Pflichtmitglieder).
-
Private Zusatzversicherungen sind auf La Palma üblich und bieten Zugang zu schnelleren Terminen und kostenloser Arztwahl, was besonders für Spezialisten und kürzere Wartezeiten interessant sein kann. Aber das kostet …
2. Versorgung und Strukturen
-
La Palma hat ein solides Netz an Gesundheitszentren (Centros de Salud) sowie ein Hospital in Brena Alta (am alten Flugplatz). In den Zentren und im Hospital ist die Grundversorgung – von Hausarzt über Facharzt bis zu Notfällen – bedingt abgedeckt. Spezialisten gibt es auf La Palma keine oder nur wenige. In diesen Fällen erfolgt die Überweisung zum Hospital Universitario de Canarias kurz H.U.K. (Uniklinik) nach La Laguna auf Teneriffa. Ein komplizierter Herzinfarkt oder eine Spezialuntersuchung erfolgt nur auf Teneriffa.
-
Es gibt einige deutschsprachige Ärzte und Praxen, vor allem in stärker von Residenten bewohnten Regionen, wie um Los Llanos de Aridane, was den Zugang besonders für Menschen ohne Spanischkenntnisse erleichtert. Nur als Privatpatient!
-
Die Notfallversorgung funktioniert rund um die Uhr (Notrufnummer: 112). Bei Sprachbarrieren helfen mehrsprachige Mitarbeitende oder Übersetzerdienste weiter.
Wichtige Unterschiede zu Deutschland
-
Die medizinische Grundversorgung ist zwar ähnlich umfassend, aber für bestimmte Leistungen (zB Zahnmedizin, Psychotherapie, Brillen) musst du selbst zahlen oder eine Zusatzversicherung abschließen.
-
Bei Medikamenten ist in Spanien eine Selbstbeteiligung von 40 bis 60 % üblich, wobei viele Arzneimittel trotzdem günstiger sind als in Deutschland.
-
Die Organisation ist dezentraler (spanisches System mit regionalen Anpassungen), sodass es zwischen Arztpraxen, Kliniken und Farmacias manchmal Unterschiede im Ablauf gibt. Es gibt keine freie Arztwahl.
-
Für die ambulante und stationäre Basisversorgung sind die Kosten meist gering oder entfallen ganz; Spezialkliniken und privatärztliche Versorgung sind hingegen oft schneller, aber kostenpflichtig.
Alternative und ganzheitliche Angebote
-
Auf La Palma gibt es eine breite Palette an alternativen und komplementären Behandlungsmethoden (zB Naturheilkunde, Physiotherapie), teilweise auch von deutschsprachigen Profis angeboten – ein Bereich, der in Deutschland stärker staatlich reguliert ist.
Für deutsche Bewohner ist die medizinische Versorgung auf La Palma solide und fast dem europäischen Standard entsprechend, aber strukturell, sprachlich und im Versicherungssystem klar verschieden. Privatversicherungen, mehr Eigenanteile bei bestimmten Leistungen und das spanische Modell der Grundversorgung prägen die Unterschiede am deutlichsten. Lange Wartezeiten sind in der Seguridad Social normal. Ich hatte z. B. am 12. November 2025 einen wichtigen Arzttermin auf Teneriffa. Wegen des Unwetters und keiner Flugmöglichkeit wurde der Termin auf den 3. Juni 2026 verschoben.
Im nächsten Beitrag werde ich erläutern, wie ich mich als Resident in der spanischen Krankenversicherung anmelde.



Kommentar hinterlassen zu "Gesundheitswesen auf La Palma: Unterschiede für Deutsche, die dort leben"