Vul­kan­be­trof­fe­ne die im „Ground Zero“ leb­ten, kla­gen an

Vulkan - VulkanbetroffeneWenige Minuten nach dem Eruptionsbeginn des Tajogaite

Vul­kan­be­trof­fe­ne Ein­woh­ner von La Pal­ma berichten:

Vul­kan­be­trof­fe­ne Ein­woh­ner von El Paraí­so, Mon­ta­ña Raja­da, Cami­no Pas­te­le­ro und Cam­pi­tos auf der West­sei­te La Pal­mas bestä­tig­ten der Tier­ra Boni­ta Asso­cia­ti­on, dass „nie­mand aus der Pevol­ca (Kri­sen­stab) sie vor dem gewarnt hat, was den Wis­sen­schaft­lern die­ser Grup­pe zufol­ge schon vie­le Stun­den zuvor bekannt war: dass sich das Mag­ma auf sie zube­wegt hat­te. Sie haben die Men­schen also nicht nur nicht im Vor­aus eva­ku­iert, son­dern sie nicht ein­mal vor der Gefahr gewarnt, in der sie sich befanden.“

Vier Jah­re nach dem Aus­bruch des Vul­kans Tajo­gai­te, des­sen Jah­res­tag auf Frei­tag, den 19. Sep­tem­ber, fällt, haben die Opfer immer noch kei­ne Ant­wort auf zwei grund­le­gen­de Fragen: 

  • War­um wur­de die Bevöl­ke­rung nicht offi­zi­ell dar­über infor­miert, dass sich die Gefah­ren­zo­ne nach Nor­den ver­la­gert hat­te, obwohl die Wis­sen­schaft­ler bereits meh­re­re Stun­den vor dem Aus­bruch davon wussten?
  • War­um wur­den die Bewoh­ner nicht im Vor­aus eva­ku­iert, obwohl es kla­re Anzei­chen dafür gab, dass die Erup­ti­on unmit­tel­bar bevorstand?

Im Gegen­satz zur offi­zi­el­len Ver­si­on, die immer noch ver­sucht, das Ver­sa­gen des anfäng­li­chen Not­fall­ma­nage­ments zu ver­tu­schen, haben Dut­zen­de von Bewoh­nern des soge­nann­ten Ground Zero der Tier­ra Boni­ta Asso­cia­ti­on bestä­tigt, dass sie von den Ver­ant­wort­li­chen des Vul­kan-Not­fall­plans der Kana­ri­schen Inseln (PEVOLCA) kei­ne War­nung erhal­ten hät­ten, dass sich das Risi­ko auf ihre Umge­bung ver­la­gert habe.

Dage­gen wur­den die Bewoh­ner der wei­ter süd­lich gele­ge­nen Vier­tel zu einer Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung (es fan­den zwei statt) ein­be­ru­fen, bei der sie über den Umgang mit dem Not­fall infor­miert wur­den, und so waren sie sich zumin­dest bewusst, dass dies auch in ihrer Gegend pas­sie­ren könnte.

Die Bevöl­ke­rung war jeden­falls nicht über die nord­wärts gerich­te­te Mag­ma­be­we­gung infor­miert und hat­te in den Tagen zuvor ledig­lich die Infor­ma­ti­on erhal­ten, dass alles auf einen mög­li­chen Aus­bruch bei Jedey hin­deu­te. Die­se Infor­ma­ti­on war jedoch schon in den Stun­den vor dem Vul­kan­aus­bruch veraltet.

Die Zeu­gen­aus­sa­gen stam­men von Bewoh­nern von El Paraí­so, Mon­ta­ña Raja­da, Cami­no Pas­te­le­ro und Los Cam­pi­tos, Gemein­den in der Nähe des Vul­kan­aus­bruch, die als ers­te unter der Lava ver­schwan­den. Eini­ge die­ser Berich­te sind in dem Buch „  Las otras his­to­ri­as del volcán“ (Die ande­ren Geschich­ten des Vul­kans ) zusam­men­ge­fasst, ande­re wur­den von Tier­ra Boni­ta zusam­men­ge­stellt, um ihren admi­nis­tra­ti­ven und juris­ti­schen Kampf zu unter­stüt­zen und die Ver­ant­wor­tung zu klä­ren sowie die Pro­to­kol­le und Auf­zeich­nun­gen der Sit­zun­gen des wis­sen­schaft­li­chen und Ver­wal­tungs­aus­schus­ses von PEVOLCA zu ver­öf­fent­li­chen, die in den Stun­den vor dem Aus­bruch stattfanden.

Das Natio­na­le Geo­gra­phi­sche Insti­tut (IGN) selbst räum­te durch sei­ne dama­li­ge Lei­te­rin der Vul­kan­über­wa­chung, Car­men López, Mona­te spä­ter ein, dass das Gebiet mit dem größ­ten Risi­ko im Vor­aus abge­grenzt wor­den war. Auf einer Kon­fe­renz in Valen­cia bezeich­ne­te sie die­se bis auf die Koor­di­na­ten genaue Vor­her­sa­ge sogar als ‚Erfolg‘, obwohl sie der Bevöl­ke­rung nie mit­ge­teilt wurde.

Und in einem Arti­kel, der vom spa­ni­schen Insti­tut für Geo­lo­gie und Berg­bau (IGME) in der Zeit­schrift Con­sor­se­gu­ros ver­öf­fent­licht wur­de, erklär­ten 24 Wis­sen­schaft­ler, dass min­des­tens 24 Stun­den vor dem Erup­ti­ons­vor­gang ‚sowohl die Berei­che mit der höchs­ten Erd­be­ben­kon­zen­tra­ti­on als auch mit der höchs­ten GPS-Ver­for­mung star­ke Kan­di­da­ten für die Loka­li­sie­rung des Erup­ti­ons­munds waren‘, aber, und das ist die wich­tigs­te Tat­sa­che, die von Rodrí­guez-Pascua et al. 2018 ermit­tel­ten geo­lo­gi­schen Model­le leg­ten nahe, dass es wei­ter nörd­lich als die vor­he­ri­gen eine Deh­nungs­ver­for­mungs­zo­ne gab, in der das Mag­ma bei sei­nem Auf­stieg an die Ober­flä­che auf weni­ger Wider­stand sto­ßen wür­de, zusam­men mit dem Vor­han­den­sein von NW-SO-ori­en­tier­ten Deh­nungs­brü­chen, die basal­ti­sche Dei­che plat­zie­ren könnten‘.

Auch in der Pres­se­kon­fe­renz, die der dama­li­ge Prä­si­dent des Cabil­do, Maria­no Hernán­dez Zapa­ta, und der tech­ni­sche Lei­ter des Kata­stro­phen­schut­zes, Miguel Ángel Mor­cuen­de, nur zwei Stun­den vor dem Aus­bruch abhiel­ten, wur­de die­se Ver­la­ge­rung der Gefahr auf wei­te­re Stadt­tei­le nicht erwähnt. Selbst als von der Eva­ku­ie­rung von Men­schen mit ein­ge­schränk­ter Mobi­li­tät in El Paraí­so die Rede war, wur­de nicht erklärt, dass dies dar­auf zurück­zu­füh­ren sei, dass sich die Gefahr in die­ses Gebiet ver­la­gert hatte.

Aus­sa­gen von Opfern

Die Schil­de­run­gen der Opfer sind eben­so auf­schluss­reich wie scho­ckie­rend und berich­ten von der Höl­le, dem Cha­os und der Hilf­lo­sig­keit, die sie zum Zeit­punkt der Explo­si­on am Tajo­gai­te erleb­ten: „Auf der Stra­ße herrsch­te eine Mas­sen­pa­nik von Autos, und kei­ne Beam­ten waren anwe­send. Wir wur­den nicht über die Gefahr für unser Leben infor­miert und konn­ten auch unser Hab und Gut nicht ret­ten“, erin­nert sich ein Bewoh­ner von Mon­ta­ña Rajada.

Ein ande­res Opfer, Anto­nio, sagt: „Abso­lut nie­mand kam, um uns vor der Gefahr zu war­nen oder um uns zu evakuieren.“

Aman­da, die Besit­ze­rin des bekann­ten  Casa de la Crev­as­se , berich­tet, dass bei Ver­samm­lun­gen in ande­ren Vier­teln am Vor­tag eine beru­hi­gen­de Bot­schaft über­mit­telt wur­de: „Es hieß, der Aus­bruch ste­he nicht unmit­tel­bar bevor und wenn er doch ein­tre­te, dann wei­ter süd­lich. Weder mei­ne Nach­barn noch ich wur­den zur Eva­ku­ie­rung auf­ge­for­dert; wir waren auf uns allein gestellt.“

„Eini­ge Zeu­gen­aus­sa­gen erwäh­nen die Anwe­sen­heit zwei­er Stadt­rä­tin­nen aus El Paso, die emp­fah­len, einen Kof­fer mit dem Nötigs­ten zu packen, aller­dings ohne offi­zi­el­len Eva­ku­ie­rungs­be­fehl. Tier­ra Boni­ta betont, dass dies weder eine for­mel­le War­nung von PEVOLCA war, noch garan­tier­te sie, dass die gesam­te gefähr­de­te Bevöl­ke­rung die Infor­ma­tio­nen erhal­ten würde“

Manu­el, ein wei­te­res Opfer, erin­nert sich: „Der Aus­bruch über­rasch­te uns beim Mit­tag­essen. „Wir rann­ten schrei­end hin­aus. Ein Paar muss­te einen Ver­wand­ten im Roll­stuhl eva­ku­ie­ren: Wir wur­den nie offi­zi­ell benach­rich­tigt. Wir rann­ten in Panik los und lie­ßen alles zurück“.

„Jeder war sich selbst der Nächs­te“, fasst Rober­to zusam­men, des­sen Haus von der Lava ver­wüs­tet wur­de. Ein ande­res Paar in den Sieb­zi­gern sagt, es sei „nie“ zu Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen ein­ge­la­den wor­den: „Wir wuss­ten nicht, was wir tun oder wohin wir gehen soll­ten, als der Vul­kan ausbrach.“

„Hät­te man mich vor­her gewarnt, wären mei­ne Situa­ti­on anders gewe­sen. Ich fühl­te mich sehr im Stich gelas­sen“, klagt ein ande­res Opfer.

Zu den wert­vol­len Berich­ten über die Kata­stro­phe gehört auch der von Nie­ves, der beklagt: „Selbst am Tag des Aus­bruchs um zwei Uhr nach­mit­tags hieß es, es wür­de nichts pas­sie­ren. Wir ver­trau­ten den offi­zi­el­len Infor­ma­tio­nen und blie­ben des­halb zu Hause.“

Eini­ge Bewoh­ner von  Ground Zero  erin­nern sich, wie die Erd­be­ben am Mor­gen des 19. Sep­tem­ber immer hef­ti­ger wurden.

María Tere­sa, eine Bewoh­ne­rin von El Paraí­so, sagt: „Uns wur­de gesagt, unse­re Gegend sei nicht in Gefahr.“ Und sie erin­nert sich an einen auf­schluss­rei­chen Vor­fall: „Mit­tags erzähl­ten uns eini­ge ita­lie­ni­sche Nach­barn, dass aus den Was­ser­häh­nen ihres Hau­ses sehr hei­ßes Was­ser käme und die Toi­let­te blub­be­re. Wir rie­fen die Poli­zei, die kam und uns sag­te, das kön­ne ein Alarm­zei­chen sein, aber kein Grund zur Sor­ge. Zwei­ein­halb Stun­den spä­ter brach der Vul­kan aus.“

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Wet­ter La Palma

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