Ernüch­te­rung nach 20 Jah­ren Fuen­te San­ta in Fuen­ca­li­en­te auf La Palma

Stollen - Fuente Santa

Roman -Buch

Ein bedeu­ten­der Tag: Die Wie­der­ent­de­ckung der Fuen­te Santa -

Der 24. Okto­ber 2005 mar­kier­te einen his­to­ri­schen Moment für La Pal­ma. An die­sem Nach­mit­tag wur­de die Wie­der­ent­de­ckung der Fuen­te San­ta, der Hei­li­gen Quel­le an der Küs­te von Fuen­ca­li­en­te, der Öffent­lich­keit vor­ge­stellt. Für vie­le war es mehr als eine archäo­lo­gi­sche Sen­sa­ti­on: Es schien der Anfang einer neu­en Ära zu sein, eine Tür zu einer nach­hal­ti­gen wirt­schaft­li­chen Zukunft, in der Ther­mal­was­ser aus La Pal­ma über­re­gio­nal Aner­ken­nung fin­den könn­te. Die Aus­sich­ten wirk­ten glän­zend – ein Ther­mal­bad, das nicht nur Kund­schaft aus der Insel­ge­mein­schaft, son­dern auch aus dem wei­te­ren Aus­land anzie­hen wür­de, schien zum Grei­fen nah.

Vor Ort Bege­hung eini­ge Zeit nach der Wiederentdeckung

Ich hat­te damals Gele­gen­heit, den rund 200 Meter tie­fen Stol­len mit einem Geo­lo­gen mit Mess­ge­rät bis zur Quel­le zu bege­hen. Es war sal­zig schme­cken­des Was­ser, das mit 39,5° C aus der Quell­mün­dung floss. Jüngs­te Mes­sun­gen erga­ben 2025, dass die Tem­pe­ra­tur inzwi­schen auf 28,2° C abge­sun­ken ist. Ein umfang­rei­ches Belüf­tungs­sys­tem war instal­liert, das fri­sche Luft in den Stol­len drück­te, um den hohen Koh­len­di­oxid­ge­halt auf ein mensch­lich ver­träg­li­ches Mini­mum zu reduzieren.

Fuente Santa

Was­ser­tem­pe­ra­tur nach der Wie­der­ent­de­ckung der Quelle

Ob die gefun­de­ne Quel­le auch das Ori­gi­nal war und ihr als „Hei­li­ge Quel­le“ auch Heil­was­ser ent­ström­te, war damals nicht fest­zu­stel­len. Der gan­ze Stol­len­bau war beein­dru­ckend und mit einer Art Stahl­git­ter und Beleuch­tung gegen her­ab­stür­zen­de Gesteins­trüm­mer abge­si­chert. Es schien mir wie ein Bau für die Zukunft zu sein.

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Das Quell­was­ser am Ende des Stollens

Doch die Wirk­lich­keit ver­lief anders als die Hoffnungen

Zwei Jahr­zehn­te spä­ter fehlt der Insel nach wie vor das zen­tra­le Vor­zei­ge­pro­jekt: ein funk­ti­ons­fä­hi­ges Ther­mal­bad, das die Vor­zü­ge des heil­sa­men Was­sers nutz­bar macht. Die Ent­wick­lung des Vor­ha­bens hängt seit lan­ger Zeit in einem Rechts­ne­bel fest. Strei­tig­kei­ten mit der Küs­ten­ver­wal­tung und ein lang­wie­ri­ger Ent­eig­nungs­pro­zess haben den Fort­schritt immer wie­der gebremst. So bleibt das Ver­spre­chen der Fuen­te San­ta bis­lang uner­füllt, wäh­rend die Ent­schei­dung über den wei­te­ren Ver­lauf des Pro­jekts wei­ter­hin offensteht.

Was beson­ders auf­fällt, ist die erstaun­li­che Brei­te des Kon­sen­ses, der das The­ma beglei­tet. Auf der Insel scheint es sel­ten, dass sich so vie­le poli­ti­sche Kräf­te grund­sätz­lich hin­ter einem ein­zi­gen Vor­ha­ben ver­sam­meln. Genau die­ser breit getra­ge­nen Unter­stüt­zung ver­dankt das Pro­jekt inso­fern eine Chan­ce, als sach­li­che Hin­der­nis­se wie juris­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen nicht von vorn­her­ein eine grund­sätz­li­che Ableh­nung bedeu­ten. Den­noch zeigt die Pra­xis ein­drück­lich: Kon­sens allein reicht nicht aus, um kom­ple­xe Vor­ha­ben vor­an­zu­brin­gen. Rechts- und pla­ne­ri­sche Hür­den sind oft schwe­rer zu über­win­den als par­tei­po­li­ti­sche Differenzen.

Der Kon­flikt mit der Küs­ten­be­hör­de zählt zu den gra­vie­rends­ten Hin­der­nis­sen. Städ­te­bau­li­che und räum­li­che Fra­gen, Ent­eig­nungs­ver­fah­ren und die Fra­ge, wie das Ther­mal­was­ser sinn­voll genutzt und geschützt wird, prä­gen die Debat­te. Auch wenn der Rat in einem frü­he­ren Rechts­streit einen Teil­erfolg errin­gen konn­te, bleibt der end­gül­ti­ge Weg durch die Instan­zen offen. In die­sem Span­nungs­feld wird deut­lich, wie viel Geduld und Ver­hand­lungs­ge­schick erfor­der­lich sind, um eine Idee von his­to­ri­schem Gewicht in eine kon­kre­te, nutz­ba­re Infra­struk­tur zu verwandeln.

Rück­bli­ckend ver­deut­licht der Zyklus der ver­gan­ge­nen Jah­re, wie Gene­ra­tio­nen von Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­nern ihr Enga­ge­ment in die­ses Vor­ha­ben inves­tiert haben. Die Wie­der­ent­de­ckung im Jahr 2005 war nicht nur ein tech­ni­scher oder archäo­lo­gi­scher Erfolg, son­dern auch ein kul­tu­rel­les Ver­spre­chen: Es war der Blick in eine Zukunft, in der Heil- und Ther­mal­schutz, Tou­ris­mus und regio­na­le Iden­ti­tät mit­ein­an­der ver­floch­ten sein könn­ten. Gleich­zei­tig wur­den von Anfang an kri­ti­sche Stim­men laut, die auf die Kom­ple­xi­tät von Rechts­rah­men, Umwelt­aspek­ten und lang­fris­ti­ger Trag­fä­hig­keit wie­sen. Auch inter­na­tio­na­le Impul­se, wie Wett­be­wer­be und krea­ti­ve Ent­wür­fe, fan­den Ein­gang in die Debat­te und erin­ner­ten dar­an, dass inno­va­ti­ve Ideen oft meh­re­re Gedan­ken­gän­ge gleich­zei­tig erfordern.

Heu­te bleibt die Fuen­te San­ta ein Sym­bol: Einer­seits zeigt sie, wie stark Neu­gier, wis­sen­schaft­li­ches Inter­es­se und kul­tu­rel­les Erbe zusam­men­wir­ken kön­nen. Ande­rer­seits steht sie exem­pla­risch für die oft stei­ni­ge Pra­xis der Umset­zung gro­ßer Pro­jek­te, bei denen recht­li­che Klar­heit, finan­zi­el­le Pla­nung, Umwelt­ver­träg­lich­keit und poli­ti­sche Wil­lens­bil­dung auf­ein­an­der tref­fen. Die Ent­schei­dung dar­über, ob und wie das Ther­mal­was­ser künf­tig genutzt wird, liegt wei­ter­hin in der Hand der Behör­den, Insti­tu­tio­nen und der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger von La Palma.

Aus­blick

Was braucht es jetzt, damit die Fuen­te San­ta eine neue Per­spek­ti­ve erhält? Klar­heit in Rechts­fra­gen, eine ver­ständ­li­che und trans­pa­ren­te Pla­nung, sowie eine offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on mit der Bevöl­ke­rung. Es braucht einen ganz­heit­li­chen Ansatz, der Umwelt, Kul­tur und Tou­ris­mus glei­cher­ma­ßen berück­sich­tigt. Nur so kann aus der Fas­zi­na­ti­on der Fuen­te San­ta eine nach­hal­ti­ge, ver­ant­wor­tungs­vol­le Ent­wick­lung wer­den – die Quel­le, die einst Gene­ra­tio­nen inspi­rier­te, könn­te so zu einem ech­ten Fort­be­stand der Insel bei­tra­gen, statt zu einem fer­ne­ren Mythos zu bleiben.

Doch bleibt die grund­sätz­li­che Fra­ge, ob sich im Süden ein Ther­mal­bad über­haupt lohnt. In unmit­tel­ba­rer Nähe liegt das Hotel Prin­cess mit sei­nen eige­nen 8 Pool­be­rei­chen. Vom Süß­was­ser bis zum Meer­was­ser­pool. Ob Gäs­te für ein Ther­mal­bad hier Ein­tritt zah­len wol­len? Von den Kos­ten und dem Unter­halt eines Ther­mal­ba­des möch­te ich erst gar nicht reden.

Als Bei­spiel soll das futu­ris­ti­sche Bade­pa­ra­dies im Gol­fo­tal auf El Hier­ro die­nen. In unmit­tel­ba­rer Nähe von öffent­li­chen Mee­res­schwimm­bä­dern. Mit gro­ßen Kos­ten vor 20 Jah­ren wun­der­schön erbaut. Kaum genutzt, meist geschlos­sen und heu­te eine Rui­ne. Wie ich bei mei­nem letz­ten Besuch im Mai 2025 lei­der fest­stel­len musste.

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