4. Jah­res­tag des Vul­kan­aus­bruch von La Palma

Lava - VulkanausbruchFoto: Saúl Santos

Mit dem Vul­kan­aus­bruch am 19. Sep­tem­ber 2021 brach die Höl­le los -

Seit vier Jah­ren ist der 19. Sep­tem­ber auf La Pal­ma kein gewöhn­li­cher Tag mehr. Um 15.10 Uhr an die­sem Tag im Jahr 2021 ist ein Datum, das in unse­re Geschich­te ein­gra­viert ist. Mit Erd­be­ben, einem gewal­ti­gen Dröh­nen, Explo­sio­nen und in den Him­mel schie­ßen­de Feu­er­fon­tä­nen begann die Erup­ti­on. Es mar­kier­te den Beginn von 85 end­lo­sen Tagen, in denen mehr als 1.400 Häu­ser und über 1.200 Hekt­ar dem Erd­bo­den gleich­ge­macht wur­den. Seit die­sem ers­ten Auf­schrei kehrt das Datum als unver­meid­li­che Zere­mo­nie zurück, die uns zum Nach­den­ken dar­über anregt, wo wir ste­hen, was wir gelernt haben und wie weit wir noch gehen müs­sen, um die Nor­ma­li­tät auf einer Insel wie­der­her­zu­stel­len, die seit­dem nicht mehr die­sel­be ist.

Wer es vor Ort erlebt hat, wird die Angst, Hek­tik und Dra­ma­tik nie­mals mehr ver­ges­sen. Die Erup­ti­on und die Fol­gen haben sich tief ins Gedächt­nis ein­ge­gra­ben. Die Wir­ren und Span­nun­gen habe ich in einem Buch doku­men­tiert: Vul­kan­feu­er und Inselfeeling 

Messung - Vulkanausbruch

Licht und Schat­ten im vier­ten Jahr nach dem Vulkan

Auch fast vier Jah­re nach dem Vul­kan­aus­bruch 2021 fin­den sich unter der Ober­flä­che der Lava­fel­der auf La Pal­ma wei­ter­hin sehr hohe Temperaturen:

  • Nahe dem Vul­kan­ke­gel des Tajo­gai­te wer­den aktu­ell noch Wer­te von bis zu 673 Grad Cel­si­us gemes­sen, vor allem in tie­fe­ren Boden­spal­ten und grö­ße­ren Lava­röh­ren. Das zei­gen Daten der Mess­sta­tio­nen des Spa­ni­schen Geo­lo­gi­schen Insti­tuts (IGN) aus die­sem Sommer.

  • In Boden­nä­he fern­ab der Haupt­schlo­te sind die Tem­pe­ra­tu­ren eben­falls bemer­kens­wert: In Ris­sen und Löchern nahe der Stra­ße La Laguna–Las Nori­as misst man noch Tem­pe­ra­tu­ren zwi­schen 60 und 441 Grad, abhän­gig von Tie­fe und Dicke der Lava.

  • Außer­halb der grö­ße­ren Lava­fel­der ist der Boden all­ge­mein abge­kühlt und gleicht sich lang­sam der Umge­bungs­tem­pe­ra­tur an (zwi­schen 30 und 100 Grad bei meter­star­ker Lava, bis 30 Grad bei dün­ne­rem Strom).

Der Abküh­lungs­pro­zess ver­läuft bei dicker, mehr­schich­ti­ger Lava extrem lang­sam. Auch 2025 ist Vor­sicht gebo­ten – vie­le Berei­che sind wei­ter­hin unbe­tret­bar oder zumin­dest stark erhitzt.

Eini­ge Stra­ßen und Wege wiederhergestellt

Vie­le Stra­ßen wur­den bereits wie­der­her­ge­stellt, dar­un­ter die Stra­ße LP-213 (La Lagu­na und Las Nori­as), die Küs­ten­stra­ße, die Haupt­stra­ße im Nor­den durch das Indus­trie­ge­biet Cal­le­jón de la Gata und ihre Abzwei­gun­gen. Gleich­zei­tig wer­den die Arbei­ten an der Wie­der­her­stel­lung der Stra­ße nach Todo­que (LP-211) fort­ge­setzt, die Las Man­chas und Los Llanos ver­bin­den und auch den Zugang zum zukünf­ti­gen Platz und zur Kir­che der Stadt ermög­li­chen soll, die bereits zu einem Sym­bol der Wider­stands­fä­hig­keit gewor­den sind.

Die Arbei­ten an einem der wich­tigs­ten Abschnit­te zur Wie­der­her­stel­lung der Ver­bin­dung zwi­schen bei­den Sei­ten des Lava­stroms – der LP‑2 zwi­schen Taju­ya und Las Man­chas – haben jedoch noch nicht begon­nen. Den neu­es­ten ver­füg­ba­ren Infor­ma­tio­nen zufol­ge ist das Ver­wal­tungs­ver­fah­ren abge­schlos­sen, die Geneh­mi­gung des Ver­wal­tungs­rats steht jedoch noch aus, bevor mit dem Bau begon­nen wer­den kann. Ein Ter­min ist noch nicht festgelegt.

Was die Gemein­de­stra­ßen betrifft, so hat Los Llanos de Ari­dane, eine der Gemein­den, deren Net­ze am stärks­ten betrof­fen waren, etwa 5 % ihrer Stra­ßen wie­der­her­ge­stellt, wobei 26 % bereits im Bau sind und der Rest in der Pla­nungs­pha­se ist.

Eini­ge der Con­tai­ner­häu­ser und Holz­häu­ser – bis­her etwa 16 – wur­den bereits abtrans­por­tiert, da sie sowohl in El Paso als auch in Los Llanos de Ari­dane leer ste­hen. Eini­ge Men­schen sind jedoch noch immer betrof­fen und in den ver­blei­ben­den Häu­sern unter­ge­bracht, haben aber noch kei­ne dau­er­haf­te Wohn­lö­sung gefunden.

Wie­der­her­stel­lung der land­wirt­schaft­li­chen Flächen

Was die Gelän­de der ver­schüt­te­ten land­wirt­schaft­li­chen Flä­chen betrifft, sind die Daten der Koope­ra­ti­ve Euro­pla­ta­no am ermu­ti­gends­ten. Laut Héc­tor Izquier­do, Kom­mis­sar für den Wie­der­auf­bau von La Pal­ma, sind 50 % der Flä­chen bereits wie­der­her­ge­stellt und wer­den auf ver­schie­de­nen Ebe­nen bewirt­schaf­tet. Er stellt jedoch klar, dass die Schät­zun­gen ande­rer klei­ne­rer Koope­ra­ti­ven weni­ger opti­mis­tisch sind und zwi­schen 30 und 40 % lie­gen. Das ulti­ma­ti­ve Ziel ist die Wie­der­her­stel­lung von 75 % der ver­lo­re­nen Far­men, da eini­ge Eigen­tü­mer, sei es aus Alters­grün­den oder aus ande­ren Grün­den, nicht wie­der auf­bau­en werden.

Zah­lun­gen für den Wert der Ver­lus­te . Die Zah­lun­gen für den tat­säch­li­chen Wert der durch den Vul­kan ver­lo­re­nen Ver­mö­gens­wer­te sind vor­an­ge­kom­men, wobei die kana­ri­sche Regie­rung die Zah­lun­gen für alle Erst­wohn­sit­ze bereits abge­schlos­sen hat. Die Bei­hil­fen für Zweit­woh­nun­gen wer­den ab 2026 aus­ge­zahlt. Die kana­ri­sche Regie­rung for­dert jedoch wei­ter­hin die aus­ste­hen­den 200 Mil­lio­nen Euro vom spa­ni­schen Staat – 100 Mil­lio­nen Euro im Jahr 2024 und 100 Mil­lio­nen Euro im Jahr 2025 – für La Pal­ma. Die­ser Betrag ist not­wen­dig, um sowohl die­se Zweit­woh­nun­gen als auch die Ent­schä­di­gun­gen für die von der Lava zer­stör­ten Immo­bi­li­en zu bezah­len, deren Zah­lun­gen noch nicht begon­nen haben. Der Staat sei­ner­seits beteu­ert, dass die 100 Mil­lio­nen Euro pro Jahr nicht Teil der Ver­ein­ba­rung mit der kana­ri­schen Koali­ti­on in der Kana­ri­schen Agen­da waren und dass nur die im ers­ten Jahr, 2023, gezahl­ten 100 Mil­lio­nen Euro in die­sem Doku­ment ent­hal­ten sind.

Unter­was­ser­le­ben

Zwi­schen den aus dem Vul­kan auf­stei­gen­den Bla­sen gibt es jedoch auch Leben. Unter dem Meer bie­ten die von der Lava geschaf­fe­nen Unter­was­ser­land­schaf­ten wei­ter­hin viel­fäl­ti­gen Mee­res­le­be­we­sen Platz und erin­nern uns dar­an, dass die Natur immer wie­der neue Wege fin­det. Stu­di­en bestä­ti­gen eine „außer­ge­wöhn­li­che“ Erho­lung der mari­nen Arten­viel­falt rund um die Faja­nas, die teil­wei­se auch dar­auf zurück­zu­füh­ren ist, dass in die­sem Gebiet wei­ter­hin Fische­rei ver­bo­ten herrscht.

Rück­kehr zur „Nor­ma­li­tät“

Vier Jah­re spä­ter gibt es Höhen und Tie­fen. Wie wir gese­hen haben, ent­wi­ckeln sich eini­ge Berei­che wei­ter, ande­re sta­gnie­ren. Ja, vie­le Fami­li­en haben es geschafft, ihr Leben wie­der auf­zu­bau­en: Sie haben ein neu­es Zuhau­se gefun­den, ihre Kin­der gehen wie­der in ihre regu­lä­re Schu­le, und auf ihren wie­der­auf­ge­bau­ten Grund­stü­cken sieht man ers­te posi­ti­ve Entwicklungen …

Doch La Pal­ma kann sich noch immer nicht aus­ru­hen, sich nicht als „wie­der­auf­ge­baut“ betrach­ten oder sich voll­stän­dig erholt füh­len. Es ist noch ein lan­ger Weg, bis alle Fami­li­en ein anstän­di­ges Zuhau­se haben und die „Nor­ma­li­tät“ so weit wie mög­lich in jedem Win­kel der Insel wie­der­her­ge­stellt ist.

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1 Kommentar zu "4. Jah­res­tag des Vul­kan­aus­bruch von La Palma"

  1. Bredenbröker/ Zippi | 22. September 2025 um 9:25 | Antworten

    Ich ver­ste­he die ein­hei­mi­sche Bevöl­ke­rung total. Wir waren zu dem Zeit­punkt in Puer­to Naos und hier wur­de auch nicht gewarnt. Wir sind panisch aus der Feri­en­woh­nung geflo­hen. Ich bedaue­re das soviel Men­schen ihr Zuhau­se ver­lo­ren haben. Zum Glück gab es kei­ne Tote.

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