Nur 8 Tage und Nächte hat der Spuk gedauert -
Am Sonntag um 15.12 Uhr begann der neue Vulkan von La Palma seine Eruptionsphase. Unter lautem Zischen und dröhnen öffneten sich 5 oder 6 Münder und das Spektakel konnte beginnen. Es war eine sogenannte Spalteneruption, die nicht mit einer Explosion begann. Durch die vielen Öffnungen war genügend Platz um den Überdruck beständig abzugeben.
Das Titelfoto (oben) stammt von meinem Balkon auf der Ostseite. Selbst hier in Mazo war das Gedröhne zu hören und die ganze Nacht die roten Feuerblitze zu sehen.
Die Ausbruchsstelle liegt etwa 5 Kilometer nördlich des Vulkans San Juan auf der Westseite im Gebiet Cabeza de Vaca in der Nähe von Las Manchas.
Die austretende Lava entspricht dem hawaiianischen oder „gutartigen“ Strombolian-Typs und fließt bedächtig mit einer Geschwindigkeit von 700 Metern pro Stunde. Die gemessene Austrittstemperatur liegt bei 1075° C und ist relativ heiß. Vulkane können je nach Typ 600 bis 1200° C heiße Lava ausstoßen.
Der neue Vulkan von La Palma entwickelt mehrere Lavagänge
Es gibt mindestens drei Lava Hauptläufe die im Zickzack Richtung Meer hinablaufen. So gibt es etwas Zeit, Personen und Tiere aus der Gefahrenzone zu entfernen, aber es wird alles begraben, was sich nicht bewegen kann.
Gestern Abend mussten bereits über 5.000 Menschen aus dem Bereich La Laguna evakuiert werden. Über 100 Häuser sollen bereits abgebrannt sein. Das wird jetzt die Herausforderung den Lauf der Lavaströme richtig einzuschätzen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Schätzungsweise zwischen 17 und 20 Millionen Kubikmeter Lava sind vorhanden. Allerdings kann weiterer Nachschub aus tiefer liegenden Magmakammern nachrücken.
Überraschender Weise ist gestern noch der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez auf La Palma eingeflogen, um sich über den Sachstand zu informieren. Der Flughafen Mazo ist geöffnet, da die gelben Schwefel- und Piconwolken nach Süden ziehen und den Flugverkehr im Osten zurzeit nicht beeinträchtigen.
Es ist jetzt schon ein Gefühl der Erleichterung in sicherer Entfernung einen Vulkanausbruch Live zu erleben, auch wenn für die direkt betroffenen Anwohner noch schwere Tage bevorstehen. Die Erdbeben haben schlagartig aufgehört. Der Seismograf von heute Morgen zeigt nur den Tremor an.
10.30 Uhr – „Die Lage ist düster, die Lava strömt in einer durchschnittlichen Höhe von 6 Metern vor und frisst Häuser, Infrastruktur und Feldfrüchte“ so der Cabildo Präsident.
Erfreulich – es gab bisher keine Todesopfer oder Verletzte. Die Feuerwehr ist im Dauereisatz um entlang der Lavaströme aufkommende Buschbrände zu löschen.
10.38 Uhr – Der neue Vulkan auf La Palma emittiert zwischen 6.000 und 9.000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag
Der Lavastrom erreicht erste Ortschaften
10.40 Uhr – Der erste Lavastrom ist zwischen Todoque und La Laguna und hat bereits Hunderte Häuser zerstört. Ein schwerer Trost für die Besitzer dieser Häuser, wir können nichts tun.
Auch ich habe mich bei der Einschätzung der Ausbruchstelle getäuscht. Erwartet hatte ich die Eruption rund 8 bis 10 Kilometer weiter südlich. Aus den Schloten wird glühende Lava bis zu 300 Meter Höhe ausgeworfen. Dieser Prozess kann noch Tage oder Wochen andauern.
11.05 – Ein Foto von Saul Santos aus der vergangenen Nacht. Hier können die Ausmaße recht gut erkannt werden:
11.20 Uhr – Es werden weitere UME Militäreinheiten aus Teneriffa zur Unterstützung nach La Palma verlegt.
11.50 Uhr – Hunderte Touristen werden evakuiert und in sichere Urlaubsquartiere umgesiedelt. Das geschieht in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband CIT Tedote.
12.00 Uhr – Laut dem Bürgermeister von El Paso, Sergio Rodríguez, schreitet die Zerstörungskraft des Vulkans im Hauptstrom 15 Meter hoch und 50 Meter breit voran und „verschluckt alles, was ihm in den Weg kommt“.
12.50 Uhr – Am frühen Nachmittag werden drei Löschflugzeuge erwartet, die bei den Bränden seitlich des Lavastroms eingesetzt werden sollen – so die Verteidigungsministerin Margarita Robles.
14.00 Uhr – Das Schifffahrtskommando von Santa Cruz de Tenerife der Generaldirektion der Handelsmarine des Ministeriums für Verkehr, Mobilität und städtische Agenda (Mitma) hat eine Resolution erlassen, mit der es vorübergehend die Schifffahrt in dem vom Vulkanausbruch auf La Palma betroffenen Gebiet untersagt.
14.10 Uhr – Schulunterricht in den Gemeinden Tazacorte, El Paso und Los Llanos de Aridane bleibt bis weiteres ausgesetzt.
14.30 Uhr – Das National Geographic Institute (IGN) hat bereits die „Gefahrenkarte“ der basaltischen Lavaströme des Vulkans La Palma herausgegeben. Nach Schätzungen wird bereits heute gegen 20.00 Uhr der erste Lavastrom den Atlantik erreichen. Zur Orientierung – die Ausbuchtung gen Westen, dürfte La Bombilla sein. Es ist eine Prognose. Wenn es dazu kommt, dann sieht es nicht gut aus.
Hier dazu die Karte in Echtzeit mit Ortsangaben (ohne Gewähr):
15.10 Uhr - Die Oberflächentemperatur der emittierten Lava erreicht 1113º C. Vorerst ist die Bildung eines Hauptkegels bestätigt. Die angegebenen Koordinaten für den ersten Emissionspunkt lauten: 28º 36 58,6´´‚N, 17º 52 ‚0,6´´W, auf einer Höhe von 900 Metern.
Es wird geschätzt, dass die vulkanischen Gase eine Höhe von 3000 m erreichen können (Toulouse VAAC). Die ersten Schätzungen der Schwefeldioxid-(SO2)-Emissionen in die Atmosphäre durch diesen Eruptionsprozess wurden gemacht und erreichten Emissionsraten zwischen 6.000 und 9.000 Tonnen pro Tag.
17.05 Uhr - Der Salvamar Alphard und der Schlepper Punta Salinas werden durch den Vulkanausbruch von La Palma aktiviert. Nach dem vorübergehenden Fahrverbot auf dem Atlantik bleiben sie zusammen mit anderen Einheiten im Südwesten der Insel, um die Fahrverbotszone zu überwachen.
17.50 Uhr – LIVE Camera vom Vorrücken des Lavastromes Richtung Küste.
21.32 Uhr – Kräftiges Erdbeben von ML3,6 aus 6 km Tiefe im Gemeindegebiet von Fuencaliente. Auf der ganzen Insel spürbar. Der Vulkan öffnet einen neuen Krater und zwingt die Einwohner von Tacande zur Evakuierung.
- Fortsetzung folgt -
Hallo Manfred,
liegen dir Informationen darüber vor, welche Straßen auf La Palma aktuell wegen des Ausbruchs gesperrt sind?
VG
Da die Lava von der Cumbre nach Westen ins Meer fliesst, dürfte *alles* in Nord-Südrichtung gekappt werden, das ungefähr auf Linie Bombilla-Tazacorte-El Paraiso liegt. Ob es das jetzt schon der Fall ist wie die LP‑2 oder wohl bald kommen wird wie die LP-213 nach Puerto Naos, dürfte sekundär sein.
Das Vulkangebiet südlich von El Paso ist tabu. Sehr gefährlich, Straßen unpassierbar oder gesperrt. Aber auch sonst sind viele Straßen wegen Steinschlag zeitweise dicht.
Einfach mal Google Maps befragen, die Angaben sind offenbar aktuell
Bin in Gedanken bei euch auf La Palma
Alles Gute aus Österreich
Hallo Herr Betzwieser,
vielen Dank für Ihre Informationen! Ich verfolge das Ganze mit Schrecken aus Deutschland und hoffe inständig, dass die Lava stoppt. Mein Mitgefühl gilt allen, die von dieser Katastrophe betroffen sind! Sollte ein Spendenkonto eingerichtet werden, wäre es toll, wenn Sie es veröffentlichen könnten. Staatliche Hilfe lässt ja meist länger auf sich warten.
Wie ich soeben gelesen habe, sollen Puerto Naos und El Remo geräumt worden sein. Auf den Webcams sind auch keine Personen mehr sichtbar.
Sind Ihnen Prognosen bekannt, an welchen Küstenabschnitten die Lava das Meer erreichen soll?
Beeindruckend diese Perspektive vom Vulkan: https://apalmet.es/external-content.php?url=http://www.sky-live.tv/liveimages/webcam/opensky/cam53-EELabs-ORM-CAN.jpg
Jedenfalls wieder vielen Dank für ihre/deine Berichterstattung.
Ja hatte ich doch gerade im Update beschrieben. Wahrscheinlich nördlich von La Bombilla
Hätte einfach die Lesereihenfolge ändern sollen. 🙂
Reuters ist nahe am Lavafluss: https://youtu.be/GU3EEr9Ns_A
Lieber Manfred,
Ich bin zutiefst betroffen von den Folgen des Vulkanausbruchs, denn ich liebe La Palma sehr und seine Einwohner, die Palmeros. So viele Menschen haben nun schon ihre Häuser und alles, was darinnen ist, verloren. Das ist schlimm, ganz schlimm und ich leide aus der Ferne mit und bin in Gedanken bei Euch.
Ob mein Urlaub nun stattfindet oder nicht, ist angesichts dieser Katadtrophe absolut zweitrangig.
Liebe Grüsse
Andrea
Guten Tag Herr Betzwieser,
es ist zwar noch länger hin, aber wir haben bereits seit geraumer Zeit einen Urlaub auf La Palma gebucht. (02.11.21–16.11.21). Hotel ist in Tazacorte. Können Sie mir Ihre Einschätzung geben, ob wir uns nach einem anderen Urlaubsort umsehen sollten..?
Hallo Günter,
bis November dürfte das Schauspiel beendet sein. Vielleicht noch max. 3 oder 4 Wochen, dann wird der Vulkan versiegen. Auch liegt Tazacorte außerhalb des Lavastroms. Ich würde einfach abwarten.
Gruß
Manfred
Herr Betzwieser,
wow… vielen Dank für die schnelle Antwort. Da wir noch nie auf La Palma waren, sind uns die Entfernungen (und die Ausmaße der Eruption) nicht bewusst….. Vielen Dank noch mal für Ihre Bemühungen.
Gruß
Günter
Tazacorte wird über den Hauptort des Aridane-Tals LosLlanos angefahren und der liegt auch nördlich der aktuellen Fliessrichtung außer Gefahr bisher. Insofern sollte Tazacorte direkt nicht betroffen sein, wenn nicht weitere Öffnungen weiter nördlich dazukommen.
Schwieriger wird für Puerto Naos, das Risiko dass die einzige große Straße und Zufahrt von der Lava zerstört wird ist gross. Es sind ja nicht nur die Häuser die in Gefahr sind, auch die Infrastruktur.
Manfred,
kannst Du bitte angeben, wo genau die Lavazungen langlaufen?
Camino Pastelero ist bekannt, aber wie sieht es mit Cno. Jurina cementerio aus?
Hallo Neil,
das weiß ich leider nicht. Bekannt ist mir nur, dass die Schule Los Campitos niedergebrannt ist.
Sehr interessant! Würde Sie sich bitte bei mir melden? 0049÷170÷9037009, WDR Fernsehen, Aktuelle Stunde. Danke
Leider dafür heute keine Zeit …