Wenn der Lavastrom das Land verschlingt

Lavastrom

Tod und Verderben aber auch Geburtsstätte für neues Leben -

LavastromEin Lava­strom kann Land und Exis­tenz ver­nich­ten, aber auch neu­en Boden und Leben erschaffen.

Ein anschau­li­ches Bei­spiel zeigt sich auf der West­sei­te von La Pal­ma. Der Lava­strom des Vul­kan San Juan hat­te 1949 auf einer Brei­te von meh­re­ren Kilo­me­tern frucht­ba­res Wei­de- und Acker­land unter bis zu 10 Meter Lava begraben.

Als dün­nes Rinn­sal flos­sen zunächst auf 1400 Meter Höhe aus einem der drei Kra­ter­öff­nun­gen über Wochen meh­re­re Mil­lio­nen Kubik­me­ter Lava aus. Der Kra­ter Llano del Ban­co liegt auf der west­li­chen Cumbre-Sei­te in extre­mer Steil­la­ge. Erst als das Gelän­de auf ca. 800 Meter Höhe fla­cher wur­de ver­lang­sam­te sich der Lava­strom und ging in die Brei­te. Bei Las Manchas/San Nico­las wur­den meh­re­re Häu­ser begraben.

Bei La Bom­bil­la in der Nähe von Puer­to Naos floss die Lava ins Meer und erschuf eine klei­ne Halb­in­sel (Nase) von 17 km². Dort steht heu­te der Leucht­turm umge­ben von Bana­nen-Plan­ta­gen. Erst durch das Auf­brin­gen von 80 cm Mut­ter­bo­den war eine Bepflan­zung mög­lich. Der frucht­ba­re Boden stammt von der Hoch­ebe­ne von El Paso (Nähe Cen­tro de Visi­tan­tes) und wur­de in den 1960-er Jah­ren dort abgebaut.

Unsicheres Gelände und jüngstes Bebengebiet

LavastromDie rote Linie zeigt den nörd­li­chen Grenz­ver­lauf zwi­schen Todo­que im Wes­ten und Mazo im Osten. Die Pfei­le zei­gen den tat­säch­li­chen Lava­fluss (dunk­les Band) nach Bom­bil­la. Wäre die Erup­ti­on 1949 mehr öst­lich erfolgt, wäre der Lava­strom an die Küs­te von Mazo gelaufen.

Genau in die­sem süd­li­chen Insel­be­reich erfolg­ten vor weni­gen Tagen die Schwarmbeben.

Der 2. Beben­schwarm von Febru­ar 2018 mehr im Osten und der 1. Schwarm im Okto­ber 2017 auf der West­sei­te. So plötz­lich die Beben auf­tra­ten, so schnell sind sie auch wie­der ver­schwun­den. Seit zwei Tagen wur­de von der IGN kein wei­te­res Erd­be­ben mehr regis­triert. Es wird aber sicher nicht das letz­te Schwarm­be­ben auf La Pal­ma gewe­sen sein.

Über den Lavastrom wandern

LavastromJeder der sich bereits in ein Lava­feld gewagt hat kennt die Gefahr. Auf der spit­zen und scharf­kan­ti­gen Gesteins­schmel­ze ist es nicht ein­fach sich fortzubewegen.

Bis Ende März 2018 soll das Caños de fue­go (dt. Feu­er­röh­ren) in Las Man­chas eröff­net wer­den. Nach jah­re­lan­gen Bau­ar­bei­ten mit noch mehr Still­stand kann dann über Brü­cken und Ste­ge das Lava­feld aus der Nähe begut­ach­tet wer­den. Es sind rund 1,5 Kilo­me­ter gefahr­lo­se Lauf­we­ge die einen guten Ein­blick in den Lava­strom des Vul­kan San Juan vermitteln.Lavastrom

Lava ist die Bezeich­nung für erup­tier­tes Mag­ma, das flüs­sig an die Erd­ober­flä­che aus­ge­tre­ten ist. Lava ist das vul­ka­ni­sches För­der­pro­dukt und gehört zur Grup­pe der Vul­ka­ni­te. Ande­re vul­ka­ni­sche För­der­pro­duk­te sind die Pyro­klas­tika und die gas­för­mi­gen und damit flüch­ti­gen Bestand­tei­le (Vola­ti­le) wie Koh­len­stoff­di­oxid, Was­ser,  Schwe­fel­di­oxid, Ammo­ni­ak, Edel­ga­se, die das Mag­ma durch Druck­ent­las­tung ver­lo­ren hat. Die Far­be von Lava ist beim Aus­tritt rot, manch­mal auch grau. Nach Abküh­lung ver­än­dert sich die Far­be in dun­kel­grau, braun oder schwarz.

LavastromJe nach Austrittsdruck‑, Tem­pe­ra­tur und Zusam­men­set­zung (Gas­ge­halt) kann Lava hoch- bis nied­rig­vis­kos sein. Die Band­brei­te der Fließ­fä­hig­keit reicht von schnell flie­ßen­den Lava­strö­men bis hin zum Her­aus­quel­len klum­pi­ger bis teig­ar­ti­ger Massen.

Von der Aa-Lava – basal­ti­sche Bro­cken­la­va, der Pahoe­hoe Lava mit sei­ner bizar­ren, gir­lan­den- bis seil­ar­tig-zopf­ar­ti­gen Ober­flä­chen­struk­tur oder der Kis­sen­la­va reicht die Viel­falt. Hier auf dem Foto haben wir die Strick­la­va.

Die Natur zau­bert dabei je nach Lava-Typ die son­der­bars­ten Gebil­de in den Lava­strom. Vul­ka­ne und Men­schen ver­bin­det eine Hass­lie­be: Ihre Flan­ken wer­den gern besie­delt, vie­le ihrer Pro­duk­te sind hoch­ge­schätzt. Trotz der töd­li­chen Gefah­ren dau­ert es meist nicht lan­ge, bis die Vul­kan­flan­ken erneut besie­delt wer­den und sich äußerst frucht­ba­rer Boden bil­det. Sie­he auch „El Hier­ro – Vul­kan­aus­bruch bringt neu­es Mee­res­le­ben“.

Bald eine begehbare Lava-Röhre

LavastromUnter dem Lava­strom von Todo­que befin­det sich eine 7,1 Kilo­me­ter lan­ge Lava-Höhle.

Die­se Lava-Tube oder Caños de fue­go wur­de auf eini­ge hun­dert Meter aus­ge­baut und wird zugäng­lich gemacht. Die Bau­kos­ten wur­den vor Bau­be­ginn im Jah­re 2013 auf 1.863.633 Euro veranschlagt.

Nor­mal sind die­se Lava­tu­ben extrem ein­sturz-gefähr­det und für die Öffent­lich­keit gesperrt. Eine nur weni­ge Zen­ti­me­ter dicke Decken­scha­le, nied­ri­ge Durch­gangs­hö­hen die nur krie­chend zu bewäl­ti­gen sind, aber auch 10 Meter hohe Dome machen die­se Höh­len­sys­te­me so inter­es­sant. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren konn­te ich gemein­sam mit Vul­ka­no­lo­gen und Spel­äo­lo­gen (Höh­len­for­schern) mehr­fach Lava-Höh­len bege­hen. Zur Ent­ste­hung die­ser Lava­tu­ben hat­te ich bereits in älte­ren Bei­trä­gen eini­ges beschrieben.

Die Caños de fue­go oder die Cue­va de Las Palo­mas (Tau­ben­höh­le) in Todo­que wird sicher eine wei­te­re tou­ris­ti­sche Berei­che­rung. Als eine der jüngs­ten Vul­kan­in­seln kann jetzt La Pal­ma nicht nur die ober­ir­di­schen Vul­ka­ne wie den San Anto­nio oder den Tene­guia, son­dern auch die vul­ka­ni­sche Unter­welt sei­nen Besu­chern zeigen.

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