Korruption und Vetternwirtschaft auf den Kanaren

Betrug - Korruption

Wie ehrlich sind kanarische Politiker?

Kor­rup­ti­on: Die Kana­ri­schen Inseln, bekannt für ihre atem­be­rau­ben­den Land­schaf­ten und ihr mil­des Kli­ma, haben in den letz­ten Jah­ren nicht nur tou­ris­ti­sche Auf­merk­sam­keit auf sich gezo­gen, son­dern sind auch in den Fokus von Dis­kus­sio­nen über Kor­rup­ti­on und Vet­tern­wirt­schaft gera­ten. Die­se The­men wer­fen einen Schat­ten auf die poli­ti­sche Land­schaft der Regi­on und stel­len die Inte­gri­tät ihrer Füh­rungs­per­sön­lich­kei­ten infrage.

Kor­rup­ti­on ist ein weit ver­brei­te­tes Pro­blem, das vie­le Län­der betrifft, und die Kana­ri­schen Inseln bil­den da kei­ne Aus­nah­me. Immer wie­der kom­men Fäl­le ans Licht, in denen Poli­ti­ker beschul­digt wer­den, öffent­li­che Gel­der ver­un­treut oder per­sön­li­che Vor­tei­le aus ihrem Amt gezo­gen zu haben. Sol­che Skan­da­le schü­ren das Miss­trau­en der Bevöl­ke­rung gegen­über ihren gewähl­ten Ver­tre­tern und füh­ren zu einem Gefühl der Ent­frem­dung von der Politik.

Ein beson­ders prä­gnan­tes Bei­spiel ist der Fall „Ope­ra­ción Gua­te­que“, der 2015 auf­ge­deckt wur­de und eine Rei­he von hoch­ran­gi­gen Poli­ti­kern und Geschäfts­leu­ten betraf. In die­sem Skan­dal wur­den Vor­wür­fe laut, dass öffent­li­che Auf­trä­ge an Unter­neh­men ver­ge­ben wur­den, die enge Ver­bin­dun­gen zu poli­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­gern hat­ten. Sol­che Vor­fäl­le för­dern nicht nur das Bild einer kor­rup­ten Éli­te, son­dern unter­gra­ben auch das Ver­trau­en in demo­kra­ti­sche Institutionen.

Vet­tern­wirt­schaft ist ein wei­te­res ernst­zu­neh­men­des Pro­blem. Oft­mals wer­den Pos­ten in der Ver­wal­tung oder bei öffent­li­chen Auf­trä­gen an Freun­de oder Fami­li­en­mit­glie­der ver­ge­ben, was die Trans­pa­renz und Fair­ness im poli­ti­schen Sys­tem gefähr­det. Die­se Prak­ti­ken füh­ren dazu, dass talen­tier­te und qua­li­fi­zier­te Per­so­nen mög­li­cher­wei­se über­se­hen wer­den, wäh­rend die­je­ni­gen mit den rich­ti­gen Bezie­hun­gen bevor­zugt behan­delt wer­den. Dies kann lang­fris­tig nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die Effi­zi­enz der Ver­wal­tung und die Qua­li­tät öffent­li­cher Dienst­leis­tun­gen haben.

Korruptionsskandale

  1. Der soge­nann­te „Media­dor-Fall“ erschüt­ter­te kürz­lich die spa­ni­sche Poli­tik. Dar­in sind Mit­glie­der der Sozia­lis­ti­schen Par­tei, loka­le Geschäfts­leu­te und ehe­ma­li­ge Ange­hö­ri­ge der Mili­tär­po­li­zei auf den Kana­ri­schen Inseln ver­wi­ckelt. Das Ziel die­ses kri­mi­nel­len Netz­werks war es, bei öffent­li­chen Aus­schrei­bun­gen und Beschaf­fun­gen bes­se­re Ver­trä­ge zu erhal­ten, von EU-Finanz­pro­gram­men zu pro­fi­tie­ren und Sank­tio­nen zu vermeiden
  2. Der „Kol­do-Fall“ ist ein Kor­rup­ti­ons­skan­dal in Spa­ni­en, der die regie­ren­de Sozia­lis­ti­sche Par­tei (PSOE) betrifft und auch die ehe­ma­li­gen PSOE Kana­ren­re­gie­rung umfasst. Es geht um die Durch­füh­rung von Covid-Tests und die Beschaf­fung medi­zi­ni­scher Hilfs­gü­ter wäh­rend der Corona-Krise. 
    1. Zen­tra­le Figur:
      Kol­do Gar­cía, ehe­ma­li­ger Bera­ter des dama­li­gen Ver­kehrs­mi­nis­ters José Luis Ába­los, steht im Mit­tel­punkt des Skandals.
    2. Vor­wür­fe:
      • Gar­cía war Teil eines Kor­rup­ti­ons­netz­werks, das mehr als 50 Mil­lio­nen Euro an Bestechungs­gel­dern für die Ver­mitt­lung und den Kauf von Mas­ken wäh­rend der Hoch­pha­se der COVID-19-Pan­de­mie ange­rei­chert haben soll.
      • Es geht um ins­ge­samt acht Ver­trä­ge in einer Gesamt­hö­he von 54 Mil­lio­nen Euro, bei denen die Lie­fe­ran­ten 16 Mil­lio­nen Euro Gewinn erzielt haben sollen.
    3. Betei­lig­te:
      • Neben Gar­cía sind auch der Unter­neh­mer Juan Car­los Cue­to und Vic­tor de Alda­ma, Prä­si­dent des Zweit­li­gis­ten FC Zamo­ra, beschuldigt.
      • Ein Beam­ter der Guar­dia Civil soll eben­falls invol­viert gewe­sen sein.
    4. Ermitt­lun­gen:
      • Die spa­ni­sche Jus­tiz ermit­telt in dem Fall.
      • Rich­ter Isma­el Moreno vom Son­der­ge­richts­hof für Ban­den­kri­mi­na­li­tät, Kor­rup­ti­on und Ter­ro­ris­mus lei­tet die Untersuchungen.
    5. Poli­ti­sche Auswirkungen:
      • Ex-Minis­ter Ába­los, obwohl nicht direkt beschul­digt, geriet unter Druck und trat aus der PSOE aus, behielt aber sei­nen Parlamentssitz.
      • Der Fall belas­tet die Regie­rung von Minis­ter­prä­si­dent Pedro Sánchez.
    6. Ver­däch­ti­ge Aktivitäten:
      • Gar­cía soll von 2020 bis 2022 ein Ver­mö­gen von 1,5 Mil­lio­nen Euro ange­häuft haben, das er in Immo­bi­li­en investierte.
    7. Hin­ter­grund:
      • Die Ermitt­lun­gen gehen auf Anzei­gen der oppo­si­tio­nel­len Part­ido Popu­lar (PP) zurück, die als Reak­ti­on auf frü­he­re Mas­ken­skan­da­le in PP-geführ­ten Regio­nen gese­hen werden.

    Der Fall hat erheb­li­che poli­ti­sche Tur­bu­len­zen aus­ge­löst und wirft Fra­gen über die Inte­gri­tät der Regie­rung wäh­rend der Pan­de­mie auf.

Korrupte Bürgermeister

Die Kor­rup­ti­on auf kom­mu­na­ler Ebe­ne ist beson­ders ausgeprägt:

  • Auf Lan­za­ro­te wur­den bei zwei gro­ßen Kor­rup­ti­ons­fäl­len mehr als hun­dert Per­so­nen ange­klagt, dar­un­ter elf (ehe­ma­li­ge) Bürgermeister 
  • Auf Tene­rif­fa wur­den in 9 von 21 Gemein­den Bür­ger­meis­ter wegen Bestech­lich­keit oder Kor­rup­ti­on ver­ur­teilt. In fünf wei­te­ren Gemein­den lau­fen Ermittlungen 
  • Auf Gran Cana­ria kam es in etwa einem Drit­tel der Gemein­den zu Ver­ur­tei­lun­gen wegen Korruption
  • Für La Pal­ma sind mir kei­ne nen­nens­wer­ten Fäl­le bekannt geworden

Verflechtungen

Es gibt Ver­flech­tun­gen zwi­schen kom­mu­na­ler Poli­tik, Ban­ken, Par­tei­en und Unter­neh­men. Ein Bei­spiel ist der Tere­si­tas-Fall auf Tene­rif­fa, bei dem Grund­stü­cke über­be­wer­tet an den Stadt­rat ver­kauft wur­den und die Gewin­ne ille­gal ver­teilt wurden.

EU-Gelder

Die EU unter­stütz­te unwis­sent­lich gro­ße Hotel­pro­jek­te mit Mil­lio­nen­be­trä­gen, obwohl die Bau­ge­neh­mi­gun­gen nicht recht­mä­ßig waren. Die­se Kor­rup­ti­ons­fäl­le zei­gen, dass es auf den Kana­ri­schen Inseln ein sys­te­mi­sches Pro­blem mit Kor­rup­ti­on gibt, das ver­schie­de­ne Berei­che der Ver­wal­tung und Wirt­schaft betrifft.

Die Guar­dia Civil spielt eine wich­ti­ge Rol­le bei der Bekämp­fung von Kor­rup­ti­on auf den Kana­ri­schen Inseln:

  1. Spe­zi­al­ein­heit ECO: Die Guar­dia Civil hat eine Son­der­ein­heit namens ECO (Equi­po Con­tra el Cri­men Orga­niz­ado) auf den Kana­ren sta­tio­niert. Die­se Ein­heit ist spe­zi­ell für die Bekämp­fung des orga­ni­sier­ten Ver­bre­chens zuständig
  2. Stra­te­gi­sche Posi­tio­nie­rung: Die Kana­ren sind einer von sechs stra­te­gi­schen Stand­or­ten in Spa­ni­en, an denen die ECO prä­sent ist. Dies unter­streicht die Bedeu­tung der Regi­on für die Kriminalitätsbekämpfung
  3. Auf­ga­ben­spek­trum: Die ECO-Beam­ten über­wa­chen ver­däch­ti­ge Akti­vi­tä­ten, unter­su­chen Doku­men­te und Infor­ma­tik-Net­ze und ver­fol­gen eine brei­te Palet­te von Delik­ten, ein­schließ­lich Geld­wä­sche und Steuerhinterziehung
  4. Prä­ven­ti­ver Cha­rak­ter: Die Prä­senz der ECO auf den Kana­ren hat auch eine abschre­cken­de Wir­kung und soll prä­ven­tiv gegen Kor­rup­ti­on und orga­ni­sier­tes Ver­bre­chen wirken
  5. Ermitt­lun­gen in Kor­rup­ti­ons­fäl­len: Die Guar­dia Civil ist an Ermitt­lun­gen in gro­ßen Kor­rup­ti­ons­fäl­len betei­ligt. Im „Media­dor-Fall“ bei­spiels­wei­se wur­de ein pen­sio­nier­ter Gene­ral der Guar­dia Civil ver­haf­tet, der als Emp­fän­ger von Bestechungs­gel­dern iden­ti­fi­ziert wurde.
  6. Zusam­men­ar­beit mit ande­ren Behör­den: Die Guar­dia Civil arbei­tet mit ande­ren Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den und der Jus­tiz zusam­men, um kom­ple­xe Kor­rup­ti­ons­fäl­le auf­zu­de­cken und zu verfolgen

Ein Schatten über der politischen Integrität

Trotz die­ser Bemü­hun­gen bleibt Kor­rup­ti­on auf den Kana­ri­schen Inseln ein ernst­haf­tes Pro­blem, das ver­schie­de­ne Ebe­nen der Ver­wal­tung und Wirt­schaft betrifft. Es sind nur die bekannt­ge­wor­de­nen Fäl­le. Die Dun­kel­zif­fer ist nur zu erahnen.

Die Arbeit der Guar­dia Civil ist daher ein wich­ti­ger, aber nicht der ein­zi­ge Fak­tor in der Bekämp­fung der Kor­rup­ti­on in der Region.

Die Reak­tio­nen auf die­se Pro­ble­me sind unter­schied­lich. Wäh­rend eini­ge Bür­ger for­dern, dass strik­te­re Geset­ze zur Bekämp­fung von Kor­rup­ti­on ein­ge­führt wer­den, gibt es auch Stim­men, die eine grund­le­gen­de Reform des poli­ti­schen Sys­tems ver­lan­gen. Trans­pa­renz­in­itia­ti­ven und Bür­ger­be­tei­li­gung könn­ten dazu bei­tra­gen, das Ver­trau­en in die Poli­tik wie­der­her­zu­stel­len und sicher­zu­stel­len, dass Ent­schei­dun­gen im bes­ten Inter­es­se der All­ge­mein­heit getrof­fen werden.

Es gibt jedoch auch posi­ti­ve Ent­wick­lun­gen: Eini­ge Poli­ti­ker set­zen sich aktiv für mehr Trans­pa­renz ein und ver­su­chen, Kor­rup­ti­on zu bekämp­fen. Initia­ti­ven zur Offen­le­gung von Ver­mö­gens­ver­hält­nis­sen oder zur Schaf­fung unab­hän­gi­ger Kon­troll­in­stan­zen sind Schrit­te in die rich­ti­ge Rich­tung. Den­noch bleibt abzu­war­ten, ob die­se Bemü­hun­gen aus­rei­chen, um das Ver­trau­en der Bevöl­ke­rung zurückzugewinnen.

Ins­ge­samt zeigt sich, dass Kor­rup­ti­on und Vet­tern­wirt­schaft ernst­haf­te Her­aus­for­de­run­gen für die poli­ti­sche Inte­gri­tät auf den Kana­ri­schen Inseln dar­stel­len. Die Fra­ge nach der Ehr­lich­keit kana­ri­scher Poli­ti­ker bleibt somit zen­tral – sowohl für die Zukunft des poli­ti­schen Sys­tems als auch für das Wohl der Bevöl­ke­rung. Nur durch kon­se­quen­te Maß­nah­men gegen Kor­rup­ti­on und eine stär­ke­re Ein­be­zie­hung der Bür­ger kann viel­leicht ein nach­hal­ti­ger Wan­del erreicht werden.

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1 Kommentar zu "Korruption und Vetternwirtschaft auf den Kanaren"

  1. Ehr­li­che Politiker ❓❓
    Ste­hen wohl schon seit Jah­ren auf der roten Liste.
    Hoch­gra­dig bedroh­te Art / Nur noch ver­ein­zelt vorkommend.
    Es soll­ten drin­gend Schutz­zo­nen ein­ge­rich­tet werden.

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