Fata-Morgana oder Atlantis?
Nur 75 Kilometer nördlich der Insel Lanzarote wurde von Wissenschaftlern des Institut für Ozeanografie (IEO) und der Universität von Barcelona eine versunkene Insel entdeckt.
Die Banco de La Concepción (= Bank/ Tisch der Empfängnis) liegt an ihrer Spitze nur 158 Meter unter der Meeresoberfläche. Das Plateau hat einen Durchmesser von 48 km und eine Fläche von 1.780 km².
Um die versunkene Insel herrsche ein Paradies von Leben mit einer reichen Artenvielfalt. Korallenriffe, fünfzig Arten von lebenden Organismen und neun verschiedene Arten von Walen, sowie Schildkröten, Haie und Seevögel – schwärmen die Ozeanographen. Bisher wurden 498 verschiedene Arten katalogisiert und zahlreiche Fossilien längst ausgestorbener Haie gefunden.
Diese versunkene Insel – da ist sich die Wissenschaft sicher, hat sich einst als Landmasse über das Wasser erhoben bevor sie durch Erosion oder eine geologische Verwerfung wieder im Meer versank.
Viele Mythen und Legenden ranken im Nebel der Vergangenheit zu den geisterhaften Inseln um die Kanaren. Ob es die Geschichte um die Fata-Morgana Insel San Borondon oder das sagenumwobene Atlantis ist. Es war nach Platon eine Seemacht, die ausgehend von ihrer „jenseits der Säulen des Herakles“ (Meerenge von Gibraltar) gelegenen Hauptinsel große Teile Europas und Afrikas unterworfen hat. Nach einem gescheiterten Angriff auf Athen sei Atlantis schließlich um 9600 v. Chr. infolge einer Naturkatastrophe innerhalb „eines einzigen Tages und einer unglückseligen Nacht“ untergegangen.
War die versunkene Insel einst bewohnt?
Die Lage der versunkenen Insel liegt im bereits bekannten Seamount-Gebiet nordöstlich der Kanaren. Viele Vulkane haben es dort nie geschafft bis zur Meeresoberfläche vorzudringen.
Im Kasten auf der Karte ist Fuerteventura mit F23 und Lanzarote mit L15 bezeichnet. Nur 75 Kilometer nördlich ist mit „Concepción Bank“, die versunkene Insel aufgeführt. Die blauen Strömungen stellen den nach Süden fließenden kalten Kanarenstrom dar. Das nährstoffbeladene Wasser bringt wichtige Mineralien und Elemente und steigert die Produktivität in der Umgebung. Ein reiches Nahrungsangebot lockt Jäger und größere Tiere, die sich hier ansiedelten.
Aus 2700 Meter Tiefe vom Meeresgrund hat sich langsam durch Vulkaneruptionen diese Insel aufgebaut. Die letzte Bauphase könnte vor ungefähr 18 Millionen Jahren abgeschlossen worden sein – wie den Forschungsergebnissen in der Zeitschrift Public Library of Science USA, “ PLoS One “ (Grafiken) zu entnehmen ist.
Letztendlich abgetaucht ist die Concepción Bank dann wieder vor 390.000 bis 580.000 Jahren. Ob durch Erosion oder ein schnelleres Intermezzo, das konnte nicht abschließend geklärt werden. Menschliches Leben oder gar Atlantis ist schon aus dem zeitlichen Ablauf auszuschließen.
Die steilen Flanken von 1700 Meter bis 2500 Meter Höhe stehen auf einer Unterwasser-Vulkan Basis von 66 km x 53 km mit 2730 Kubikkilometer Gesteinsmaterialien (Grafik AVCAN).
Ein geologisches Unterwasser Monument wie es auch eines Tages Fuerteventura ergehen wird. Schon heute hat Wind und Wetter die Insel soweit abgeschliffen und abgetragen, dass keine hohen Berge und nur noch flache Hügel vorhanden sind.
Einst waren Fuerteventura und Lanzarote nur eine Insel. Die Meerenge zwischen den heutigen Inseln mit stellenweise nur 20 Meter Wassertiefe zeugt von dem stetigen Verfall.
Die geringen Niederschläge und die daraus resultierende spärliche Vegetation beschleunigen diesen Vorgang. Durch die Erwärmung der Weltmeere und den stetig ansteigenden Wasserspiegel wird dieser Vorgang noch dramatisch gefördert.
Dies alles wird nicht schon in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten eintreffen, sondern in einem etwas längerem geologischen Zeitrahmen.
Vulkane sorgen für Nachschub
Damit gehen aber die Kanarischen Inseln insgesamt nicht unter. Durch den „wandernden“ Hotspot entstehen im Südwesten neue Inseln. Das jüngste Beispiel war der Ausbruch des Eldiscreto vor El Hierro im Jahre 2011.
Wer sich dafür interessiert dem empfehle ich meinen alten Beitrag aus 2012 „El Hierro Vulkan – Hypothesen eines Geologen“ mit dem nötigen Hintergrundwissen.
Auf und um die Kanaren gibt es noch viele Geheimnisse. Nicht nur die Vulkanologie – sondern die gesamte Geologie, die Ozeanografie und die Archäologie muss sich erst langsam zu den versteckten „Schätzen“ auf dem bis zu 3500 Meter tiefen Atlantik zwischen den Inseln vorarbeiten. In meinen Büchern zu El Hierro oder La Palma habe ich immer wieder Teilaspekte dieser Entdeckungen erklärt und Zusammenhänge mit genauen Daten erlebbar gemacht.
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