Mitten in der Feriensaison gesperrte Küstenbereiche -
Seit Montag sind wegen dem verstärkten Auftreten von gefährlichen Mikroalgen viele Badestrände auf La Palma geschlossen.
An den Strände in Los Cancajos (Breña Baja), Bajamar ( Breña Alta) und Puerto de Tazacorte weht die Rote Flagge. Auch im Süden um Fuencaliente sind die Mikroalgen vor Tagen bereits aufgetaucht.
Die Mikroalgen erzeugen auf der Meeresoberfläche schäumende Verfärbungen mit variabler Intensität und Farbe und ziehen sich wie ein Bandwurm über weite Strecken hin. Die ölig aufgeschäumten Mikroalgen erinnern an eine durch Fäkalien verursachte Meeresverschmutzung. Ihr Gift erzeugt eine stark gerötete Haut und juckende Ausschläge.
Der wissenschaftliche Name ist Trichodesmium erythraeum. Die jetzt massenhaft auftretenden Mikroalgen sind ein natürliches Phänomen und in warmen tropischen Gewässern normal zuhause. Die massive Präsenz in kanarischen Gewässern (auch die anderen Inseln sind betroffen) führen Wissenschaftler auf die Meereserwärmung und die kräftige Düngung durch den vergangenen Calima zurück. Der Sahara-Sand brachte sehr viel Eisen und bietet den winzig kleinen Algen-Pflänzchen eine gute Ernährungsgrundlage.
Im Grunde ist es die Blüte dieser Organismen die wir am Strand optisch als Verunreinigung wahrnehmen. Der grünlich-braune Schleier wird auch Meeres-Sägemehl genannt.
Kein generelles Badeverbot
Wie das Ministerium für Gesundheit der Kanaren mitteilt, sind die Mikroalgen toxisch und können Dermatitis und Juckreiz verursachen. Durch den Kontakt oder das Einatmen von Aerosolen (feine Wasserpartikel durch Wellengang) gelangen die Keime in den Körper.
Es wird in den betroffenen Bereichen vom Baden und auch von einem Strandbesuch abgeraten. Die Keime lagern sich auch im Sand ab. Ein generelles Badeverbot wird jedoch nicht verhängt. Es obliegt jeder Gemeinde selbst, bei massivem Auftreten den Badestrand zu sperren. Die Rote Flagge ist das untrügliche Signal für einen geschlossenen Strand.
Dies ist natürlich wieder ein Spagat der Kanarenregierung zwischen dem wichtigen Wirtschaftszweig Tourismus und der Gesundheitsvorsorge für die Badegäste. Es muss also jeder für sich selbst entscheiden, ob er in die schäumende Algenblüte geht und dann vielleicht ein Andenken mit nach Hause nimmt. In Tazacorte sind gestern auch wieder erstmals Quallen aufgetaucht. Ein Kontakt mit dieser portugiesischen Galeere ist nicht ratsam.
Natürliche Vorgänge wie sie in der Vergangenheit immer wieder aufgetreten sind. Selten – aber ich kann mich an drei oder vier Vorgänge in den letzten 20 Jahren im Sommer vor der Küste von La Palma erinnern. Die Blüte der Mikroalgen kann sich je nach Meeresströmung über Wochen halten.
Woher kommen diese Mikroalgen ?
Zwei Faktoren sind dazu notwendig. Warmes Meereswasser und eine Überdüngung. Im Sommer hat der Atlantik in Küstennähe 23°C. Durch die allgemeine Erderwärmung vielleicht im Moment auch einige Zehntelgrade mehr. Viel Dünger wurde mit dem Sahara-Sand in den vergangenen Tagen über die Kanaren geschaufelt. Eisen und andere Spurenelemte gingen auf die Atlantik-Oberfläche nieder.
Sicher spielen auch die zusätzlichen Düngergaben des Unterwasser-Vulkan Tagor vor El Hierro eine Rolle. Nicht nur das immense Auftreten von Fischen (ich hatte berichtet), sondern auch das Algenwachstum wurde damit bestimmt begünstigt …und damit ideale Bedingungen für die Algenblüte (Foto J. Reyes).
Die Trichodesmium-Algen sammeln Kohlenstoff aus dem atmosphärischen Kohlendioxid, speichern und binden es beim Absinken auf dem Meeresboden. Ein durchaus nützlicher Effekt den die Natur so eingerichtet hat. Diese Algenart selbst ist nicht toxisch. Sie bildet aber die Lebensgrundlage für eine Vielzahl von Bakterien. Auch den für den Mensch und Fisch giftigen Erythraeum Keim.
Mein Rat: Jeder Mensch hat normal zwei Augen. Die Mikroalgen sind, auch wenn es der Name nicht unbedingt vermuten lässt, in ihrer Vielzahl nicht zu übersehen. Sonnenbaden ist außerhalb des kontaminierten Flutbereich bedenkenlos möglich. Das Schwimmen sollte für die nächsten Tage jedoch auf den Hotelpool beschränkt bleiben.
Trichodesmium erythraeum ist keine Alge (Pflanze) sondern ein Cyanobakterium und somit ein Prokaryont. Früher hatte man sie als Blaualgen bezeichnet. Sie kommen im Allgemeinen in oligothrophen (nährstoffarmen) Gewässern vor und stehen damit wohl auch nicht unbedingt mit Abwassereinleitungen in Zusammenhang. Sie vermehren sich, wenn das Meer längere Zeit sehr ruhig ist und die Oberflächen-Temperaturen hoch sind.
Davon abgesehen sollte man natürlich generell möglichst wenig Abwasser ungeklärt einleiten!!!
Danke für den wissenschaftlichen Hinweis. Ich denke auch, dass indirekt die vielen nicht richtig oder überhaupt nicht gereinigten Abwässer zu einer gewissen Grundbelastung und Förderung des jetzt auftretenden Cyanobakterium mit beitragen.