Keine gefährlichen Bestien oder doch?
Giftige Tiere gibt es auf La Palma in der freien Natur an Land nicht. Keine Schlangen, keine Skorpione und soweit mir bekannt ist, auch keine giftigen Spinnen. Soweit zunächst die beruhigende Erkenntnis.
Was natürlich alles Zuhause in Terrarien gehalten wird soll hier einmal ausgeklammert bleiben. Nur im Bereich der Caldera de Taburiente wurde vor Jahren in einer Höhle eine bisher unbekannte Spezies eines Skorpion entdeckt. Auch die zeitweise im Atlantik vor La Palma vorkommende Portugiesische Galeere und der giftige Kugelfisch – hier zum Nachlesen – will ich nur am Rande erwähnen.
Einzig der auf La Palma heimische Hundertfüßer (Bild oben: Wiki Gibe) ist in die Kategorie >giftige Tiere > einzustufen. Der Skolopender hat ein starkes Gift das beim Biss schmerzhaft, aber nicht lebensbedrohlich ist.
Nur in seltenen Fällen führten weltweit Bisse durch Hundertfüßer zu Atemproblemen, Herzrhythmusstörungen oder gar zum Tod (Foto: Fritz Geller-Grimm – CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org /w/index.php?curid=1700417).
Bestandteile der Skolopendergifte sind Acetylcholin, Serotonin sowie Histamin. Einige wenige Arten produzieren auch Blausäure. Die Giftwirkung ist für einen robusten, gesunden und erwachsenen Menschen normalerweise nicht lebensgefährlich, jedoch sehr unangenehm und schmerzhaft.
Die Bissstelle schwillt in der Regel sehr stark an, es kommt zu sehr intensiven, über den gesamten Körper strahlenden Schmerzen. Dazu kommen je nach Art und Dosierung des Giftes Lähmungserscheinungen, die über mehrere Tage anhalten können. Ebenfalls verursacht das Gift oftmals Übelkeit und Schwindelgefühle sowie ein Taubheitsgefühl an der Bissstelle.
Das Gift ist vergleichbar mit dem einer Biene oder einer Wespe. Brenzlig wird es, wenn eine Allergie gegen das Gift besteht. Vor allem bereits erkrankten und geschwächten Menschen sowie Kinder und Senioren sollten eine ärztliche Behandlung in Anspruch zu nehmen.
Giftige Tiere die nur selten anzutreffen sind
Selbst habe ich in über 20 Jahren auf La Palma ein Dutzend Hundertfüßer gesehen. Der Skolopender kann bis zu 12 Zentimeter lang und 2 cm in seiner flachen Breite werden. Dunkelbraun, kastanienfarbig oder auch schwarz windet sich der Hundertfüßer wie eine Schlange.
Am Kopf sitzen große Giftklauen, die sich aus dem ersten Laufbeinpaar entwickelt haben und als Maxilliped bezeichnet werden. Sie sind spitz wie ein Stachel und münden in der großen Giftdrüse. Die Anzahl an Beinpaaren ist ungerade. Die Bezeichnung „Hundertfüßer“ also mathematisch nicht gerade zutreffend.
Skolopender verfügen in der Regel über ein extrem hohes Aggressionspotenzial, das man sonst kaum bei anderen Tieren findet. Sie ziehen sich nicht wie andere Wildtiere bei Belästigung und Störung zurück, sondern verteidigen sich aktiv mit einem Giftbiss. Es ist daher dringend davon abzuraten, einen Skolopender mit der Hand zu berühren, auch am Hinterleib, da sie sich sehr schnell drehen und zubeißen können.
Hier ein ausgetrocknetes Exemplar aus meiner Sammlung.
Selbst Mäuse oder kleine Schlangen können von den nur 3 bis 5 Gramm leichten Hundertfüßer mühelos erlegt werden. Dank seines starken Giftes brauchte der Hundertfüßer nur etwa eine halbe Minute, um seine deutlich größere Beute niederzuringen. Das berichten Wissenschaftler des Zoologischen Instituts der südchinesischen Stadt Kunming in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (siehe Ausgabe Spektrum).
Entwarnung für die Gäste
Tagsüber sind sie im Laub, unter Steinen oder im Erdreich versteckt. Auch Komposthaufen sowie faules Holz dienen als Unterschlupf. Die Tiere sind lichtscheu und suchen nach dem Aufscheuchen tagsüber schnell die Dunkelheit auf. Besonders feuchte Stellen oder dunkle Löcher sind ihr Zuhause. Beim Wandern habe ich mir zur Tugend gemacht, immer erst den Stein oder Lavabrocken mit dem Schuh wegzuschieben bevor ich ihn in die Hand nehme.
In der Nacht begeben sie sich auf lange, ausgedehnte Streifzüge als aktive Jäger, die ihre Beute verfolgen und blitzschnell überwältigen. Sie können eine hohe Geschwindigkeit erreichen und sind sehr flink und wendig. Auch in Häuser dringen sie über Abwasserrohre oder kleine offene Spalten ein. Bevorzugte Schlupfwinkel sind Schuhe oder Wäschestücke.
Ein Tourist wird allerdings auf La Palma kaum Bekanntschaft mit einem Hundertfüßer machen. Wahrscheinlicher sind da schon die harmlosen kleinen schwarzen Drahtwürmer – die Bicho Negro oder Falangista wie sie hier genannt werden.
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