Wenn Nostalgie zum Teufel geht -
Vielen La Palma Urlaubern ist die Barackensiedlung El Remo auf der Westseite mit seinen drei Fischbuden, sicher noch in guter Erinnerung.
Am Ende der Küstenstraße, an Puerto Naos vorbei durch die Bananenplantagen, blockiert ein Felsklotz die Weiterfahrt. Rechts unten das „Westerndorf“ El Remo mit seinen rund 30 Hütten und Baracken. Zunächst kein sonderlich einladender Ort.
Wellblechabdeckungen, unverputztes Mauerwerk, Holzhütten mit Vorhängeschloss, aber mit Antenne und SAT-Schüssel auf dem Dach – und einem meist ausgetrockneten und brackigen Dorfteich. Vieles „Schwarz“ gebaut, aber nie groß beanstandet worden. Dies war in der Vergangenheit normal auf der Insel … und das ist El Remo.
Hier Wohlfühlen und genüsslich Fisch-Essen??? erscheint unmöglich und mit drei Fragezeichen.
Das ist aber nur der erste Eindruck. Bringt man den Mut auf und betritt eines der drei „Lokale“ oder besser Tascas ändert sich schnell dieser Eindruck.
Auf den zweiten Blick sitzen wir nun auf Plastikstühlen an einem einfachen Tisch direkt auf einer Terrasse am Meer. Nur wenige Meter entfernt klatschen die Atlantikwellen auf den steinigen Strand. Ein traumhafter Blick über das weite Meer Richtung Amerika – und die Sonnenuntergänge am Abend muss man selbst erlebt haben, sie lassen sich nicht so einfach beschreiben.
Keine Speisekarte sondern eine große Tafel verrät was für ein Fisch angerichtet werden kann. Vieja à la plancha, Pulpo Gajego, Dorade oder Chopos de la Casa - dazu ein inseltypischer Vino Tinto oder ein kühles Cerveza.
Die burschikose und großgewachsene alte Barbesitzerin mit rauher Stimme und einem Robusto (Zigarre) zwischen den Lippen, nimmt die Bestellung entgegen. Rau aber herzlich – passt alles zu diesem Winkel und der aufgewühlten See.
Was dann auf den Tisch kam, kann sich sehen lassen und hat auch so geschmeckt. Chopos vom Feinsten – aromatisch und schmackhaft zubereitet. Zurück bleibt eine nostalgische Erinnerung an schöne Stunden mit gutem Essen und einem traumhaften Ausblick.
El Remo und die EU-Bürokraten
Das ist nun Vergangenheit. Die große Welt mit ihrer Globalisierung hat auch den Flecken El Remo verschlungen und platt gemacht. Kein individuelles Örtchen mit seinen Eigenheiten wird in der EU mehr geduldet. Alles wird über einen Kamm geschoren. Wer sich nicht an diese Anforderungen hält, muss schließen oder wird gewaltsam geschlossen. So geschehen in El Remo vor wenigen Wochen. Die Tascas stehen teilweise seit 40 Jahren an ihrem Fleck.
20 Meter Mindestabstand zum Ufer und nur mit einer ordentlichen Baugenehmigung sind die EU Vorschriften, die von Madrid bereits im Jahre 1988 in einen Gesetzestext gegossen wurden. Bestandsschutz ist hier Fehlanzeige und die Schonfrist längst abgelaufen.
Wenn Gründe gesucht werden, sind sie auch zu finden. Rohfisch aus unbekannter Quelle und nicht von zertifizierter Stelle (auch eine EU-Regel) wurde verarbeitet. Die Abteilung Seprona (Naturschutz) der Guardia Civil wurde fündig und zwei Tascas sofort geschlossen. Ein Lokal – das „Siete Islas“ ist noch geöffnet. Allerdings dürfte es auch hier nur eine Frage der Zeit sein, bis das Licht aus geht.
Globalisierung und EU war zunächst so verlockend. Viele Millionen Subventionen flossen auch auf die Kanaren. Neue Straßen, Brücken und auch überflüssige Bauten, die heute leer stehen, wurden von dem Geldregen gebaut. Nun kommt der Zweite und nicht so angenehme Teil zum Zuge. Alles hat eben seinen Preis.
Alle verwaltungs- und bürokratischen EU Normen müssen umgesetzt und überwacht werden. Ob Baurecht, Hygiene, Gesundheit oder die Müllentsorgung – um nur einige zu nennen, machen auch La Palma oder El Hierro immer „Deutscher“. Der EU Einheitsbrei dringt in jeden Winkel von Europa.
Nicht alles ist verkehrt – einiges aber wird seiner Identität und Eigenart beraubt. Das Besondere, der Charakter und die Atmosphäre – das was viele Touristen und Einheimischen so schätzten, wird Zug um Zug unter dem Globalisierungswahn, wie unter einer Dampfwalze zermahlen.
Schade drum – ob das auf lange Sicht einen EU Beitritt wert war? Ich habe da so meine Zweifel …und damit stehe ich nicht alleine da.
Wir haben dem ursprünglichen Siete Islas sehr nachgetrauert. Das neu erbaute ist kleiner und erhöht erbaut. Es ist nicht mehr so gemütlich, man musste sich den neuen Vorschriften beugen. Hoffentlich bleibt es weiterhin in El Remo!
Ontzettend jammer, dat zo’n leuke, oorspronkelijke locatie wordt verboden!
Fakt ist, der brackige Dorfteich ist ehr die offene Klärgrube der Siedlung und Fakt ist auch, das die EU sämtliche Straßen die befahrbar sind auf La Palma bezahlt hat. Um El Remo ist es trotzdem sehr schade, das hätte man sicherlich weniger radikal regeln können. 20 Meter Abstand sind eine völlige Wesensänderung und sehr ungeschickt.