Zur Zeit gibt es für eine Eruption keine Anzeichen -
„Angst vor Vulkanausbruch – Forscher erkunden die Unterwasserwelt von El Hierro“ so betitelt N‑TV seine jüngste Reportage zum Eldiscreto Unterwasser-Vulkan.
Angst braucht im Moment aber niemand auf El Hierro zu haben. Der im Jahre 2011 überraschend auf El Hierro ausgebrochene Vulkan Eldiscreto hat sich inzwischen beruhigt.
Nur noch wenige schwache Erdbeben die von den Seismografen aufgezeichnet werden, lassen heute die Insel erzittern. Leichte Beben – bis auf einige Ausnahmen – die vom Menschen nicht verspürt werden.
Nach dem 90-Tage Histogramm der IGN liegen die meisten Erdstöße zwischen ML2,0 und ML3,0. Auch die Aufwölbung und Verschiebung der Inseloberfläche von El Hierro bleibt nach den GPS-Messdaten stabil. Trotzdem gehen die Verwerfungen auch nach dem Abklingen der vulkanischen Aktivitäten nicht zurück. Die Spitzenwerte im südlichen Inselteil verharren bei bis zu 24 cm horizontaler Aufblähung.
Dies lässt den Schluss zu, dass gewaltige Kräfte im Bereich der Magmakammer weiter vorhanden sind und ein Druckausgleich in den vergangenen 5 Jahren nicht stattfinden konnte. Wie ein prall aufgepumpter Fußball stockt im Moment der Aktivismus. Erst wenn neue Energie, wie ein Magmaufstieg aus tieferen Erdschichten erfolgt, kann das Fass platzen und es kommt zu einer weiteren Eruption.
Ob es an der alten Eldiscreto Ausbruchstelle im Südteil von El Hierro sein wird – ist fraglich. Theoretisch wird sich das unter Druck stehende Magma den leichtesten Weg an die Erdoberfläche suchen. Ob auf der Insel oder vor der Küste im Atlantik.
Nicht nur El Hierro sondern auch La Palma könnte der nächste Kandidat für einen Vulkanausbruch sein. Beide Inseln sind die jüngsten Ergebnisse der Natur auf dem kanarischen Archipel. La Palma vor 1,8 Mio./ El Hierro vor 1,2 Mio. Jahren – dazu im Vergleich die Ostinsel Fuerteventura vor über 22 Mio. Jahren entstanden. Zwischen La Palma und El Hierro liegt der vermutete Hotspot. Alle kanarischen Westinseln befinden sich geologisch noch im Aufbau.
Angst hat deswegen hier aber niemand.
Es sind die natürlichen Vulkankräfte die im 30 bis 40 Jahre Rhythmus eine neue Vulkaneruption hervor rufen. 1949 der Vulkan San Juan – 1971 der Teneguia (beide La Palma) und im Jahre 2011 der Eldiscreto auf El Hierro. Frühestens um 2040 wäre dann der nächste Ausbruch zu erwarten.
Bekanntlich bestätigen aber Ausnahmen die Regel. Es ist sehr gut vorstellbar, daß die eingesperrte Energie auf El Hierro auch schon in den nächsten 5 Jahren ihren Weg in die Freiheit sucht. Beruhigend aber zu wissen, dass die Magma-Zusammensetzung auf den Kanaren keine explosiven Eruptionen erzeugen.
Sicher ist nur dass neue Vulkane ausbrechen werden. Wann dies jedoch sein wird … ist offen. Aufgrund der heute bekannten Messverfahren und der ständigen wissenschaftlichen Überwachung, können Tage oder Wochen zuvor neue Aktivitäten abgeschätzt und rechtzeitig Warnungen ausgesprochen werden … und darauf deutet im Augenblick nichts hin.
Zu den vulkanischen Aktivitäten ist auch 2012 mein Buch „Eldiscreto – Chronologie des El Hierro Vulkan“ erschienen.
El Hierro Vulkan unter ständiger Beobachtung
Um die Zusammenhänge besser verstehen zu können, wird Vulkanforschung betrieben. Das deutsche Tauchboot “ Jago“ von GEOMAR und Wissenschaftler der Universität Las Palmas (ULPGC) und IEO Canarias haben im Februar 2016 (siehe auch Tauchgang zum El Hierro Vulkan) nun ihr Video veröffentlicht.
Neu entdeckt wurde ein weiterer Eruptionskanal an der Außenseite des Eldiscreto Vulkankegel. Weiteres wurde noch nicht bekannt. Die genommenen Boden- und Wasserproben werden zur Zeit in den Labors der Forschungsinstitute ausgewertet. Die Ergebnisse dürften erst in einigen Monaten dazu vorliegen.
… und hier noch der Beitrag von N‑TV als zusammen geschnittenes Video.
Die Tatsache, dass sich da offenbar eine Menge Magma angesammelt hat, welches nicht die Erdoberflaeche erreicht hat, bedeutet nicht, dass dieses „ueberschuessige“ Magma auch unbedingt noch an die Oberflaeche gelangen muss – wir wissen inzwischen, dass an vielen Vulkanen zwar Magma aufsteigt, sich auch manchmal ansammelt, aber dann steckenbleibt, sich allmaehlich abkuehlt und dann „uneruptierbar“ wird. Wenn allerdings spaeter wieder neues Magma in dieses angesammelte aeltere Magma eindringt, kann es durchaus noch zu einem neuen Ausbruch kommen.