Memorial aus der untergegangenen Guanchen Dynastie -
Kulturschatz ohne Bedeutung. Auch wenn Tradition und Brauchtum auf La Palma hoch im Kurs stehen, trifft das nicht für alle Zeit-Perioden zu.
Gepflegt und gehegt werden die spanischen Rituale und Bauwerke seit der Eroberung durch die Spanier. Das war für La Palma das Jahr 1492 – genau der St.Michaelstag am 29. September 1492. Der Tag als der spanische Konquistador Alonso Fernández de Lugo die Insel Benahoare der spanischen Krone mit blutiger Gewalt einverleibte und auf den Namen San Miguel de La Palma taufte.
Hier beginnt die neue Zeitrechnung und alles was sich vor dieser Zeit abgespielt hat wurde verdrängt oder vergessen. Auch die alten Hinterlassenschaften und Zeitzeugen aus der Vor-Epoche wurden lange vernachlässigt oder dem Verfall preisgegeben. Niemand schien sich dafür zu interessieren was die Kultur der Guanchen, der Aborigines oder der Benahoaritas wie die Ureinwohner von La Palma auch genannt werden, hervor brachte und geschaffen hat.
Immerhin waren die Guanchen über 2500 Jahre lang die Bewohner dieser Insel und die Urväter der heutigen Palmeros. Wie viel Guanchen-Blut noch heute in den Adern fließt, lässt sich nur vermuten. Aber ganz Ausrotten könnte sie damals der kastilianische Eroberer und Kolonisator Alonso Fernández de Lugo auch nicht. Viele haben sich in der Not dem Christentum angeschlossen, neue spanische Namen bei der Taufe empfangen und sich den eingewanderten Feudalherren angepasst. Rund 30 % der heutigen Bevölkerung von La Palma könnte im Stammbaum einen Guanchen wieder finden – so schätzt man.
Kulturschatz von historischer Bedeutung
Bis in die 1990-er Jahre wurden alte Kult- oder Gebetsstätten, Höhlenwohnungen und ganze Höhlendörfer oder Krönungspyramiden oder alte Grabsteine wie ein lästiges Erbe behandelt und stellenweise sogar zerstört. Alte Kulturschätze gingen durch Baumaßnahmen oder Straßenbau für immer verloren.
Ein primitives ungläubiges und völlig uninteressantes Volk war die vorherrschende Meinung. Dass sie aber bereits Kenntnisse in Sternenkunde hatten und ihre Opferungsstätten oder Pyramiden nach dem Sonnenlauf ausrichteten, ist auch heute vielen noch unbekannt.
Touristisch wurden erst in den letzten Jahren einige Fundststellen, wie z.B. Belmaco bei Mazo, La Zarza in Garafia oder das Ethnografische Museum in Los Llanos erschlossen oder eröffnet. Viele Fundstücke, Zeitzeugen und Kulturschatz liegen aber weiter unbeachtet von Pflanzen überwuchert und dem Wind und Regen ausgesetzt, quer über die Insel.
Kein Archäologe oder Historiker scheint sich für diesen alten Kulturschatz zu interessieren.
Einige Fundstücke und alte Felsritzungen konnte ich bei meinen Streifzügen entdecken und in meinem La Palma Buch 2015 dokumentieren.
Ob es die Fundamente einer Pyramide, die Felsrgravur eines Schiffes oder die riesige Totenmaske eines Guanchenkönig ist …auch ein Jahr später liegen sie noch immer unberührt in ihrem Dornröschenschlaf an alter Stelle.
Dabei könnten die Fundorte Hinweise auf weitere Kulturschätze oder vielleicht auf weit wichtigere Dinge liefern. Noch scheint das Interesse der Fachwelt in den Siesta-Träumen zu liegen.
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