Hohe Brandung und Starkregen im Westen -
So vielseitig und schön das „Grün“ der Insel, so skurril auch das Wetter Antlitz von La Palma. Während es auf dem höchsten Berg dem Roque de los Muchachos (Foto oben) in 2426 Meter Höhe kalt bei +1,2° C ist, gehen die tiefer liegenden Orte auf der Westseite baden.
Ergiebige Niederschläge lassen – wie in El Remo bei Puerto Naos – Wasser- und Schlammlawinen quer durch den kleinen Ort strömen. Wasser aus den Bergen und eine bis zu 5 Meter hohe Meeresbrandung nehmen auch Puerto Naos, Bombilla und Puerto Tazacorte in die Zange. Die sonst schönen und komfortablen Wohnlagen direkt an der Küste, erweisen sich bei der jetzigen Wetterlage als besonders gefährdet.
Starke Niederschläge in der Cumbre lässt sonst trockene Barrancos in Minutenschnelle zu richtigen Strömen anschwellen. Der Erdanziehung folgend bleibt für die Wassermassen nur der Weg nach unten Richtung Atlantik. Dumm – wenn dann noch eine Ansiedlung mit Einheimischen oder Urlaubsgästen im Wege steht.
Keine Zeit mehr mit Schrubber oder Sandsack das in Sekundenschnelle herbei strömende Wasser in irgendeiner Form aufzuhalten oder umzuleiten. Auch der mitgeschwemmte Müll-Container wird in kurzer Zeit im Atlantik schwimmen.
Hier das von Digna Martin genau im richtigen Moment gestartete Video:
Im Grunde bleibt nur der Rückzug ins Haus um zu hoffen, dass die Wassermassen nicht höher ansteigen. Besser natürlich die rechtzeitige Flucht in höher liegende Gefilde. Die restriktiven Maßnahmen der kanarischen Küstenbehörde keine Baugenehmigungen in Barrancos oder in Küstennähe zu erteilen, macht durchaus Sinn. Genauso der Abriss „schwarz“ gebauter Casitas oder Restaurants in Strandnähe wie in San Remo bereits vor Jahren geschehen. Wetter-Allüren wie sie alle Jahre immer wieder zu erleben sind.
Ein Wetter Antlitz mit vielen Facetten
Auch auf der Ostseite von La Palma hat es viel geregnet. Im oberen Teil von Mazo am Samstag 48 l/m², bei mir im tiefer liegenden Mazo rund 25 l/m². Der starke Bewuchs und das vorhandene Unterholz und die intakte Humusdecke saugen Regenwasser auf und lassen es nicht hemmungslos und ungenutzt ins Meer abfließen. Eine starke Vegetation wirkt bis zu einem gewissen Maß regulierend. Keine Schäden oder Überschwemmungen.
Nur leichter Seegang am Flugplatz und vor Santa Cruz de La Palma. Aber 15 Kilometer Luftlinie entfernt auf der Westseite der Insel, Wellen mit vier bis fünf Meter Höhe und Schäden und Überschwemmung an der Küstenpromenade von Puerto Tazacorte.
Der spanische Wetterdienst AEMET hatte rechtzeitig gewarnt und die Warnstufe „Orange“ ausgerufen. Hoher Seegang wird es auch noch weiter geben. Die gelbe Warnstufe gilt zunächst bis Montag 8.00 Uhr. Die Küstengebiete auf der Nord- und Westseite bleiben weiter gefährlich. Auch zwei Kreuzfahrtschiffe haben ihren Besuch auf La Palma abgesagt.
Wenn das Aug‘ nicht sehen will, helfen weder Licht noch Brill – das scheint bei einigen Touristen zu gelten. In vorderster Front mit Camera ohne überhaupt die lauernde Gefahr zu erahnen. Erst wenn es zu spät ist, kommt das bittere Erwachen. Leichtsinn, Übermut oder einfach Naivität muss wohl in einigen Köpfen stecken. Der Atlantik um La Palma ist kein Bodensee.
Sterben ist nichts – doch leben und nicht sehen, das ist ein Unglück. Wenn das schon sein muss, bitte nicht auf unserem La Palma.
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