Im Hexenkessel unter unseren Füßen -
Die gesamte Magmakammer gleicht einem überhitzten, riesigen Dampfkochtopf. Der Druck muss 100 bis 400 Mal höher als der Luftdruck sein. Erst dann kann Magma das Krustengestein über der Magmakammer durchschlagen und sich einen Weg an die Oberfläche bahnen. Das sind dann die Erdbeben, die gemessen und bei entsprechender Stärke auch gespürt werden.
Auf dem Titelfoto von Involcan sehen wir erstarrte Lava. Magma und Lava ist im Grunde das Gleiche, nur an unterschiedlichen Orten. Magma befindet sich im Inneren der Erde, Lava an der Erdoberfläche.
Der Blick auf die Magmakammer unter La Palma
Es gibt nicht nur eine, sondern zwei Kammern unter unserer Insel. Ermittelt wurde die Lage auf dieser IGN Grafik durch die seismische Messung der Erdbeben.
Die nächstliegende Kammer liegt in 10 bis 13 Kilometer Tiefe und das Nachschublager bei ca. 35 km Tiefe. Die Farbe gibt auch Aufschluss über die Stärke der Beben. Die starken über ML4 Beben kamen aus 35 – 37 km Tiefe. In diesem Seitenprofil ist auch die Lage der Magmakammern im Südwestteil der Insel zu erkennen.
Mit der Draufsicht ist auch die geografische Lage der Erdbeben gut zu erkennen. Im Süden die Magmakammern und doch rund 8 Kilometer weiter nördlich die Eruptionsstelle.
Wie entsteht nun Magma?
Magma entsteht, wenn innerhalb der Erdkruste unter extremen Druck- und Hitzebedingungen silikatisches Material schmilzt und durch unter- oder oberirdische Abkühlung und Erstarrung unterschiedlich auskristallisiert bzw. texturiert wird.
Magma kommt nicht aus der Hölle oder dem Erdinnern. Es entsteht unterhalb des Erdmantels oder der Erdkruste in 100 – 200 Kilometer Tiefe unter extremen Druck und Hitze. Mit dem Aufsteigen verliert es Gas und der Druck wird geringer. Magma geht von einem dickflüssigen Brei immer mehr in einen flüssigeren Zustand über und erscheint dann irgendwann als Lava an der Erdoberfläche.
Regen auf La Palma
In der Nacht kam endlich der Regen. Auf der Ostseite sind jetzt wohl die Dächer einigermaßen sauber, dafür die Hauswände entsprechend mit Asche verspritzt. Es waren im Osten bis zu 9,4 l/m² – der Westen und auch der Süden von La Palma gingen leer aus. Im Laufe des Tages kommt noch ein Foto.
10.50 Uhr – Mitteilung der IGN – Seit dem letzten Kommuniqué wurden 134 Erdbeben in dem von der vulkanischen Reaktivierung von Cumbre Vieja betroffenen Gebiet lokalisiert , 18 dieser Erdbeben wurden von der Bevölkerung gespürt, wobei die maximale Intensität bei 4 dieser Erdbeben in der Epizentralzone IV (EMS98) lag.
Die maximale Magnitude betrug bei dem Beben heute um 7:28 (UTC) 4,3 mbLg in einer Tiefe von 36 km. 12 Erdbeben wurden in einer Tiefe von etwa 30 km lokalisiert , die restlichen Hypozentren der Zeit befinden sich in einer geringeren Tiefe, etwa 12 km. Das vulkanische Tremorsignal behält eine hohe mittlere Amplitude ohne Verstärkungsimpulse bei. Die um 08:00 UTC gemessene Säulenhöhe wird auf 3.000 m geschätzt.
11.05 Uhr - Um 8.28 Uhr wieder ein ML4,3 Beben aus 36 km Tiefe unter Mazo. Beobachten wir mal so um 14.00 Uhr Ortszeit den Vulkan Cabeza.
12.00 Uhr - Mit welchem Druck die Lava gestern an 5 Punkten ausgeworfen wurde. Aufnahmen der CSIC
Imágenes que muestran de forma simultánea las cuatro bocas del volcán de #LaPalma en plena erupción. Se presentan a color y en modo térmico.
Video grabado el 22/10/2021 por un equipo del @ICMAN_CSIC (@DronSea), en colaboración con la @ULL y el IGME-CSIC (@IGME1849). pic.twitter.com/RMexb7jk0M— CSIC (@CSIC) October 23, 2021
12.30 Uhr - So sieht es nach dem ersten Regen aus, wenn die Lavaasche vom Dach kommt. Dach einigermaßen sauber, aber der Rest eingesaut. Es gibt allerdings schlimmeres im Leben.
12.40 Uhr – Ein Teil des Hauptkegels des Vulkans ist am Morgen dieses Samstags zusammengebrochen, wie das Vulkanologische Institut der Kanarischen Inseln (Involcan) berichtet. In Bezug auf die Luftqualität liegen die SO2-Werte (Schwefeldioxid) unter den gesundheitsgefährdenden Grenzwerten und wurden erst gestern Freitag in PM10-Partikeln aufgrund der Aschebewegungen in den Stationen Santa Cruz de La Palma und Los Llanos de Aridane überschritten.
13.50 Uhr - Der Regierungspräsident Pedro Sánchez, der an diesem Samstag zum fünften Mal nach La Palma gereist ist, um sich über die Entwicklung der durch den Ausbruch des Vulkans Cabeza verursachten Situation zu informieren, erklärte, dass „eine Änderung des Notfallfonds vorgenommen wird, um die im „Beschäftigungsplan“ sowie in der Hilfe des Ministeriums für Landwirtschaft und Fischerei vorgesehenen Mittel zu beschleunigen“ .
15.00 Uhr – Die drei südlichen Lavaströme, die fast das Meer erreicht haben. Der rechte Strom ist im Meer und hat die neue Halbinsel geschaffen. Den beiden anderen Zungen ging jetzt erst einmal die Puste aus. Im Hintergrund La Bombilla mit Leuchtturm und das Werk vom Vulkan San Juan im Jahre 1949.
15.20 Uhr – Der Flughafen Mazo ist heute geöffnet. Beschränkter insularer Flugverkehr, eine Iberia aus Madrid und natürlich das Präsidentenflugzeug von Pedro Sánchez.
15.45 Uhr - Jetzt werden noch Dächer freigeschaufelt, bevor auch der Regen vielleicht den Westen erreicht.
16.30 Uhr – Nach Pevolca wurden bei Schwefeldioxid (SO2) Werten seit gestern Abend an den Stationen Los Llanos, El Paso, Tazacorte und Puntagorda hohe Konzentrationswerte registriert.
Die Stundenmittelwerte sind in den ersten Morgenstunden deutlich angestiegen, sodass im Fall von Los Llanos um 9:00 Uhr der dritte aufeinanderfolgende Stundenwert, die Konzentration mit über 500 Einheiten pro Kubikmeter registriert wurde, das ist der Referenzwert der Warnschwelle für die Bevölkerung. Fragt sich nur, warum der Krisenstab untätig bleibt.
16.48 Uhr - Jetzt wurde die Schwelle erreicht. Das erst Beben mit ML5,0 um 16.34 Uhr aus 44 km Tiefe unter Mazo. Das war auch heftig zu spüren. Fenster klirrten, Geschirr klapperte, das ganze Dachgebälk schien sich zu verziehen und Hund Jakob rettete sich unter den Tisch.
Soeben auf ML4,9 aus 38 km Tiefe von der IGN korrigiert.
17.20 Uhr – Das war ein Fetzer und wurde von allen Einwohnern wahrgenommen. Jetzt wollen wir einmal sehen, wie sich die Beben in 10 – 13 km bis ungefähr 18.30 Uhr entwickeln. Das lässt dann Rückschlüsse auf die Nachtaktivität von Cabeza zu.
17.40 Uhr - Hier der Erdstoß von 16.34 Uhr Ortszeit im Seismogramm:
18.40 Uhr – Noch gibt es keine überzeugenden Zuckungen und Beben in der oberen Magmakammer. So ab ML 3,5 und mehr wird es interessant. Wahrscheinlich läuft noch der Füllvorgang oder das Magma ist dickflüssiger und braucht mehr Zeit, um die rund 20 km vertikalen Aufstieg zu schaffen. Erst wenn die Kammer voll ist und zu platzen droht, setzen die Erdstöße ein. Bleiben wir einfach am Ball.
19.20 Uhr - So recht kommt er heute nicht in Schwung. Wahrscheinlich habe ich etwas übersehen. Ob wohl am Krater bereits kräftig Lava fließt. Hier zur Webcam.
- Fortsetzung folgt
Ach du Sch.… spuckt das Mistvieh ( 23:58 hier, eine Stunde zurück: Uhrzeit La Palma; und später), siehe Kamera von rtvc.es en directo auf youtube. Zum K*****. So aktiv habe ich den ja noch nie gesehen. Ich hoffe, dass das alles irgendwie ins Meer fließt. Nicht auszudenken für den Südwesten, was da derzeit passiert! Meine Gedanken sind bei der Bevölkerung der Insel!
Ich habe ja hier gelernt, dass man Videos von live-Kameras einige Stunden zurück verfolgen kann durch Ziehen des roten Balkens von rechts nach links. Danke!
Mein Gott, hätte das Ganze nicht bitte unterseeisch passieren und zur Bildung einer neuen Insel beitragen können? Welche Katastrophe!
P.S. Ich habe den Namen mal leicht variiert, da „Thomas“ hier zweimal vertreten ist.
Ist der in Live Stream zu sehende Lavastrom im Süden nur ein kurzer Überlauf, oder wird da mehr daraus?
Gestern Abend wäre die Antwort gewesen: Alles ist möglich, da der lavaführende Krater seit gestern Früh nachgewiesenermaßen instabil genug ist, um sich rasch verändern zu können (nicht müssen).
Retrospektiv: Es war nur ein kurzer Überlauf.
Faktencheck: Dieser war nicht im Süden (welcher im Live-Stream nicht zu sehen ist), sondern im Westen, wo in der Vergangenheit die Oberflächenströme Richtung Hauptlavastrom abflossen, bevor sich das Geschehen an die Nordflanke verlagerte.
Ich sehe das anders:
Dieser Screenshot ist vom Hafen Tazacorte auf genommen (ocean-entry Kamera), in Vordergrund als schattenriss der La Laguna.
Das glühende Material nach rechts (also Süden) ist vom hinteren (östlich des Haupt-) Schlot. Keine fließende Lava, sondern gesammeltes Material der strombulianischen (?) Tätigkeit
Die Aufnahme stammt vom Schiff. Beim Wechsel der Position ist die Radaranlage zwischendurch ins Bild gerückt…
Verstehe, da bin ich in der Tat von der anderen Kamera-Perspektive ausgegangen, auf der ich dann heute morgen keinen „rechten“ Aktivitäten mehr entdecken konnte.
In dieser Perspektive ist die südliche glühende Lava bis ca. 08:15 Uhr gut abgebildet. Danach dämmert es, und die Kamera wendet sich langsam wieder ihrer spannendsten Aufgabe zu, nämlich der Beobachtung von Felsenbrütern an der Westküste La Palmas.
Es ist nicht zu erkennen, ob sich daraus ein durchgehender südlicher Strom gebildet hat und wohin sich dieser weiter unten wendet.
Guten Abend,
man kann aktuell im Livestream ganz gut sehen, dass der Vulkan nicht nur inzwischen recht groß ist, sondern heute auch offenbsar Richtung Nord und Süd Lava abfließt:
https://www.youtube.com/watch?v=SrEBy4MTZM8&ab_channel=afarTV
Da ist er doch. Der 3,5 in 10 km Tiefe.
Was die künstlerische Ader „unseres“ Vulkans betrifft, sollte er sich mal ein Beispiel am Ätna nehmen und nicht nur rumstinken:
https://www.youtube.com/watch?v=JcfCdW4E9DE
Ätna spuckt Rauchringe
https://www.wetteronline.de/?ireq=true&pid=p_wotexte_forecast&src=wotexte/vermarktung/snippets/topnewsBox/wotexte_teaserSlider_image_02_dcd888d01acacec5475dd1971ba77615.jpg
Besteht die Gefahr, dass es nach dem Ausbruch zu einem Calderaeinbruch kommen könnte?
Was sind die Voraussetzungen für ein derartiges Event?
Calderas sind Senkkrater. Davon haben wir auf La Palma zwei. Falls die Caldera de Taburiente gemeint ist, wird es nur durch die jetzt stärkeren Erdbeben Steinschlag und Erdrutsche geben. Das ist der nördliche alte Bereich und hat mit der jüngsten Vulkanentwicklung nichts zu tun.
Sorry, habe mich undeutlich ausgedrückt. Die Frage war auf den Cabeza bezogen
Nein, dazu sollte die Magmakammer direkt unter dem Vulkan sitzen.
Was ist die zweite Caldera auf La Palma?
Die Caldera de Taburiente haben wir schon mehrfach erwandert.
Wer kennt La Palma? Wo steckt die zweite Caldera, die sicher jeder schon gesehen hat?
Hinter dem Hafen von Santa Cruz?
„Caldera del Agua“ in Garafia – oder ist das nur ein geologisch unkorrekter Lokalname?
Wer es nicht weiss oder sich für entstehung von La Palma interessiert:
https://www.youtube.com/watch?v=XOazODwo470
52 Min gut investiert
Es ist die La Caldereta bei Santa Cruz de La Palma. Auf dem Touristenausguck am Mirador de La Concepción standen sicher schon viele Gäste.
Der Blick in das Loch ist die 2. Caldera auf La Palma. Vor langer Zeit ist der östliche Flügel abgerutscht und ins Meer gestürzt. Das haben Wissenschaftler an den Schleifspuren am Meeresgrund ermittelt. Dazu gibt es auch einen Beitrag vom 8.1.2020.
Zu Garafia ist mir nichts bekannt. Wahrscheinlich doch eine lokale Bezeichnung.
Hier ist eine Drohnenaufnahme La Lagunas von heute 11 Uhr:
https://tiles.arcgis.com/tiles/hkQNLKNeDVYBjvFE/arcgis/rest/services/dron_fotogrametria_23102021_1100h_norte/MapServer?f=jsapi&cacheKey=889e2041efd42a0e
@Marco: Vielen Dank!
Ich sehe im Vergleich zu gestern in La Laguna keinerlei Änderungen. Auch nicht an weiteren Punkten entlang der Grenzen des Lava-Stroms.
Die einzige Ausnahme findet sich auf dem Bild rechts unten.
Dies ist der Bereich, den ich in der Vergangenheit schon mehrfach als „kritische Stelle an der LP‑2“ bezeichnet hatte. Dort ist bis zum Zeitpunkt der Aufnahme offenbar von oben ein neuer Strom angekommen, der sich nördlich bzw. seitlich an dem vorhanden Strom andockt. Rote Lava ist hier in unmittelbarer Nähe der Straße zu sehen, die dort gestern nicht war, und rechts (östlich) davon ist der Lavastreifen frisch/dunkel und breiter geworden. Das könnte bereits eine Folge des Kegel-Kollaps von heute Früh sein.
Beeindruckend, wie sich die Topografie bereits geändert hat!
https://twitter.com/Elmorromazo/status/1451866909079707658/photo/1
Und es geht immer weiter.…
https://twitter.com/i/status/1451907672412934145
Hallo Herr Betzwieser,
Danke für Ihren Blog … lese schon länger mit.
Ihre Beobachtungen sind sehr hilfreich und so gelang es mit gerade die 14 Uhr-These zu beobachten. So unzuverlässig ist ein Vulkan dann dich nicht.
Hoffe Sie versorgen uns auch weiterhin mit Informationen.
Herzliche Grüße
Jana
Zu 12:40 Uhr „Kegelzusammenbruch am Morgen“.
Dieser Zusammenbruch hat morgens begonnen – er ist jedoch nicht punktuell, sondern ein relativ langsamer Prozess, der noch immer anhält. Gerade erst um kurz vor 13:00 Uhr hat es einen Hangrutsch auf der Westseite gegeben (im Live-Stream eher rechts unterhalb des Kegels).
Der Kollaps am Morgen hat sich primär durch eine Art „Leckage“ des lavaführenden kleineren Hauptkegels geäußert – mit einem starken Lava-Schwall in Richtung des bestehenden nördlichen Stroms.
Im weiteren Verlauf dieses Stroms sah man dann auch brennende Bäume – was auf eine erneute seitliche Ausdehnung des Nordstroms hindeutet.
Der Kollaps ist, wie auch der Hangrutsch um 13:00 Uhr zeigt, in seinen Konsequenzen noch nicht abschätzbar. Denkbar wäre auch, dass ältere Lava-Richtungen wieder re-aktiviert bzw. verstärkt werden. Der o.g. Hangrutsch z.B. liegt auf dem Abschnitt des früheren Hauptstroms im Kegelbereich.
Drohnenaufnahmen zu diesen Veränderungen des Tages liegen bisher nicht vor.
Hallo in die Runde, gibt es mittlerweile wissenschaftlich fundierte Darstellungen vom Querschnitt der Insel. Die Darstellung im nachfolgenden Link vernachlässigt meiner Meinung nach das Grundwasser oder Meerwasser, was ja regelmäßig zu explosiven Reaktionen bei de Seitenschloten geführt hat :
https://pbs.twimg.com/media/FCE7O07WYAMo07S?format=jpg&name=900x900
Zumindest zeigt das, wie man sich mit aktuellen Erkenntnissen der Vulkalonogie die obersten paar 100 m unter und rund im den Krater vorstellt. Meerwasser käme viel weiter unten ins Spiel. Gibt es denn Erkenntnisse, nach denen die Exposionen durch Wasser erzeugt werden? Bei Meerwasser müssten die Salze/Salzsäure messbar sein. Ich dachte bisher, das sind Gasausbrüche durch Druckverlust im Magma.
Zumindest habe ich in den letzten Tagen davon mehrmals gelesen, dass man in dem neuen hinteren Schlot Gasverbindungen mit Meerwasser nachweisen konnte ( es wurde von eingesickertem Meerwasser geschrieben) und in einem der älteren tieferen seitlichen Schlote Wasserdampf, der auf das Vorhandensein von Grundwasser schließen lässt. Auch sind in dem oben verlinkten Schema die Anordnungen der vermuteten beiden übereinander liegenden Magmakammern deutlich anders als bisher immer beschrieben dargestellt.
Dann noch etwas völlig anderes: wunderschöne Landschaftsbilder von El Hierro und wahrscheinlich auch von La Palma (als Drehort) kann man aktuell in der Mediathek auf arte in einer kleinen 4‑teiligen Krimiserie „ El Hierro-Mord auf den Kanarischen Inseln“ sehen.
Sorry für meine naïve Sicht der Dinge, aber man hat ja reichlich Erfahrungen mit z.B. Bohrungen nach Öl: Könnten mit Druck Entlastungsbohrungen über der oberen Magmakammer, also in die Cumbre Vieja, solch tragische Ausbrüche für die Zukunft vermieden werden?
Es schmerzt mich sehr, das mir seit einem viertel Jahrhundert bekannte La Palma so sehr leiden zu sehen.
Ich wünsche allen Betroffenen weiterhin viel Kraft und Durchhaltevermögen!
Die Kola-Bohrung in Russland kam unter massiven Schwierigkeiten auf ca. 12,2 km Tiefe. Das ist technisch schon fast unmöglich. Und was wären die Konsequenzen?
Gehe mal auf meine El Hierro Seite, da gibt es zu diesem Thema Beiträge.
Aussichtslos. Die Kontinentale Tiefbohrung Deutschland war mit 9 km damals technische Meisterleistung und hat jahrelange Vorbereitungen benötigt. Das sind dann aber Bohrlöcher von nur so 20–30 cm Durchmesser. Selbst wenn die stabil blieben (nicht nur wegen der Erdbeben) und nicht sofort verstopfen, und selbst wenn Lava und/oder Gas da durchkämen, würde es ewig dauern, um den vermuten „Überdruck“ abzubauen, zumal die Kammern ja mit weiteren in größer Tiefe in Verbindung stehen und nachgefüllt werden. Und bei den Kosten könnte man besser die ganze Bevölkerung umsiedeln. Da hier immer mal Begriffe wie „kollabierende Kammern“, „Verbindungsröhren“ usw fallen: Das ist kein steinernes Höhlensystem, in dem Magma herumschwappt und die, wenn leer, zusammenbrechen und Erdbeben auslösen. Das ist mehr wie bei einer Lavalampe (sic!), bei der sich in geologischen Zeiträumen eine Blase nach oben arbeitet und dann kurz vor der Erdoberfläche feste Gesteinsschichen weg- und verschiebt (Erdbeben) und dann, abgetrieben durch Druckverlust und dadurch freiwerdende Gase und dünnflüssigeres Magma nach oben drängen. Wo genau kann keiner sagen, die Erdbebenherde zeigen ja auch nicht die Magmakmmer direkt an, sondern nur die Orte der Entlastungsbrüche in deren Nähe. Niemand kann in dieser Tiefe die Geologie wie mit einem Röntgengerät abbilden (es wird allerdings daran gearbeitet, mit den Laufzeiten der Erdbebenwellen und auch kosmischen Strahlen). Sorry für die Klugscheißerei, aber vielleicht von Interesse für einige.
@Stefan: Du hast völlig Recht mit dieser Richtigstellung und dem hilfreichen Bild der Lava-Lampe. Unser Denken (und da greife ich an die eigene Nase!) tendiert zum Mechanistischen. Muster, Ähnlichkeiten, Analogien und, Vergleiche sind extrem hilfreich, um komplexe Systeme verständlich zu machen. Das begründet jedoch nicht zwingend eine dem entsprechende Kausalität im jeweiligen System.
Sowas muss man sich zwischendurch durchaus vergegenwärtigen.
Erde = Erdkruste + Erdmantel + Erdkern
Erdmantel: 5 – 70 km, durchschnittlich 35 km
Erdmantel: durchschnittlich 2850 km und
„Obwohl diese Temperaturen insbesondere in tieferen Bereichen den Schmelzpunkt des Mantelmaterials bei atmosphärischen Bedingungen bei weitem übersteigen, besteht der Erdmantel fast ausschließlich aus festem Gestein.“
Quellen: Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Erdmantel
https://de.wikipedia.org/wiki/Erdkruste
Ja, natürlich; was willst Du uns sagen? („5–70“ bezieht sich auf die Kruste, nicht den Mantel). Selbstverständlich ist das meiste fest, sonst gäbe es ja keine Erdbeben, und nur an ganz wenigen Stellen der Erde kommt Magma nach oben. Was auch immer „fest“ heißt, unter hohem Druck kann sich auch festes Gestein plastisch verhalten, nur sehr sehr langsam. (auch Glas ist streng genommen flüssig; nach Jahrunderten sind alte Kirchenfenster unten dicker als oben). Das „Flüssige“ das sich durchquetscht ist halt das Magma Über den Erdmantel reden wir hier eher nicht, alles was auf La Palma gerade passiert findet sicher in der Kruste statt; allenfalls wird die Magmakammer von weiter unten aufgefüllt. Wie dick die Kruste hier ist, weiß ich nicht (hat jemand Daten?), vermutlich dünner als durchschnittlich.
Guten Tag Herr Betzwieser,
vielen Dank für die täglichen Infos!
Zu der vergangenen Nacht: Hier im Norden, genauer gesagt in Garafia, hat es die halbe Nacht geregnet.
Danke ‑Ja auch bis 9,4 l/m². Das habe ich übersehen und muss es korrigieren.