Die vermeintliche Selbstlosigkeit der Politiker: Ein trügerisches Bild -
Politiker versprechen ja bekanntlich so einiges, um Wählerstimmen zu gewinnen. Manchmal klingen ihre Versprechen aber auch einfach zu gut, um wahr zu sein. Ich war mir jetzt nicht ganz schlüssig, ob ich die Überschrift mit „?“ oder als Aussage „!“ formulieren sollte.
Normal schreibe ich nicht viel über die Politik in Spanien oder auf La Palma, weil das sicher meine Leser nicht groß interessiert. Heute einmal etwas schwerere Kost mit einem Blick hinter die Kulissen von mir erklärt.
Hier läuft es aber genauso wie in Deutschland, Österreich und anderen EU-Ländern. Manchmal wandert gleich eine ganze Gruppe sogenannter Volksvertreter wegen Korruption und Unterschlagung oder wegen Meineid in den Knast. Oder ein Ex König flüchtet vor der Strafverfolgung in ein arabisches Land. Nicht nur in Österreich, wenn ein Ex-Kanzler wegen Meineid erwischt wird! Dort gab es 8 Monate auf Bewährung!
Politiker und das Wort „Selbstlos“ – ist übrigens eine interessante Kombination! Oft hört man Politiker davon sprechen, dass sie sich selbstlos für das Wohl der Bürger einsetzen. Doch manchmal fragt man sich, ob sie wirklich verstehen, was das Wort „Selbstlos“ bedeutet.
Denn wenn es um ihre eigenen Interessen geht, scheinen viele Politiker plötzlich sehr egoistisch zu sein. Sie gönnen sich hohe Gehälter, luxuriöse Dienstwagen und exklusive Privilegien, während sie gleichzeitig von Opfern und Sparmaßnahmen für die Bevölkerung sprechen.
Auf einer kleinen Insel wie La Palma sind viele Oberhäupter, gute Freunde oder die Verwandtschaft Besitzer von Land und Grundstücken. Was liegt also näher, als eine Straße in die Gegend zu bauen oder gleich das ganze Gebiet als Bauland auszuweisen!
Wie ein Pferd mit Scheuklappen
Eine beispielhafte Denkweise und Aussage einer jungen Frau aus La Palma Sara Hernandez kann das nicht besser verdeutlichen:

Sara Hernandez
„Mitte Januar erleben wir eine beispiellose Brandgefahr, eine Episode mit starkem Calima und hohen Sommertemperaturen, während unsere Landwirte besorgt darüber nachdenken, wie sie ihre Ernte bewässern sollen, wenn wir so weitermachen.
Die Politiker, die uns regieren – und ihre „Opposition“ – ihrerseits sind weiterhin wie ein Pferd mit Scheuklappen in einer Spirale des Leugnens versunken, indem sie das gleiche Tourismusmodell wie vor vier Jahrzehnten verteidigen, Land verschlingen und zunehmend Ressourcen ausbeuten. Ignorant und blind beim knappen Wasser, als ob wir keinen Klimanotstand erleben würden.
Letzte Woche erklärte der Präsident des Cabildo von La Palma, Sergio Rodríguez, in Erklärungen im Rahmen der Internationalen Tourismusmesse, dass die sogenannte Wellness-Klinik La Dichosa (Todoque) im Februar für insulares Interesse erklärt werde. Er nennt auch den Golfplatz Fuencaliente und das Ökoresort (Golfplatz) La Pavona (Brena Alta) und kommentiert die Treffen mit RIU und Lopesan (beides Tourismuskonzerne).
Wir sind zurück im Jahr 1990 und ich habe es nicht bemerkt?
Es überrascht und verärgert mich sehr, dass eine Legislaturperiode nach der anderen, eine Partei nach der anderen – denn es spielt keine Rolle, wer abwechselnd an der Macht ist – immer wieder die gleiche Schublade mit veralteten Projekten öffnet, um ihnen ein neues Gesicht zu geben, sie mit Greenwashing zu versehen, und zwar eines nach dem anderen Sie schlagen und sprechen unter dem altbekannten Mantra von Arbeit und Reichtum „von isoliertem Interesse“.
Aber welche Arbeit und welcher Reichtum? Hat dieses System den Kanarischen Inseln in den letzten 40 Jahren Wohlstand gebracht? Welcher Reichtum? Wer ist reich geworden? Hat die Ungleichheit abgenommen? Haben wir bessere Jobs? Haben die Menschen aufgehört auszuwandern, weil wir hier ein erfülltes Leben und gute Bedingungen haben, die es uns ermöglichen, sie nicht draußen zu suchen?
Der jüngste Bericht über den Stand der Armut von EAPN – Europäisches Netzwerk zur Armutsbekämpfung – zeigt, dass wir auf den Kanarischen Inseln die zweitautonome Gemeinschaft mit dem höchsten Anteil an Menschen sind, die von Armut und/oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind – mehr als ein Drittel der Bevölkerung‑, mit dem drittniedrigsten Einkommen pro Konsumeinheit im Land – 3.259 Euro unter dem Durchschnitt – und mit der höchsten Ungleichheit.
Im eigenen Bericht der Präsidentschaft zu den Haushalten des Cabildo von La Palma für 2024 ist zu lesen: „Das BIP pro Kopf ist das zweitniedrigste im Land, wie es in Märkten üblich ist, die vom Tourismus abhängig sind, 25,5 % unter dem Durchschnitt.“ Sogar sie widersprechen sich.
Die Versprechungen von Arbeitsplätzen und Wohlstand, die mit der Kaufkraft der Klientel argumentieren, die Luxusressorts und ‑villen anziehen würden, sind ein Trugschluss.
Eine von Raquel Martín Rivero von der Abteilung für Angewandte Wirtschaftswissenschaften und quantitative Methoden der ULL durchgeführte Studie, die die touristischen Ausgaben auf den Kanarischen Inseln analysiert, zeigt, dass der Prozentsatz der Ausgaben umso höher ist, je höher die Kaufkraft der Herkunft.
87,7 % bei Touristen, die in Vier- und Fünf-Sterne-Hotels übernachten. Das heißt, etwas mehr als 12 % des Geldes, das diese „Luxustouristen“ ausgeben, würde auf der Insel bleiben.
Versuchen Sie nicht weiter, uns zu täuschen. Das veraltete Modell, das sie verfolgen, bringt nur Ungleichheit und prekäre Arbeitsplätze mit ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und ständigen Rechtsverletzungen mit sich, und ich glaube nicht, dass wir Palmeros das wollen, geschweige denn, dass wir das verdienen.
Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir einen Modellwechsel fordern, der den Zeiten der Klimakrise, die wir erleben, der Fragilität unseres Territoriums, der Begrenztheit unserer Ressourcen und vor allem dem immensen Potenzial der La Palma Gesellschaft gerecht werden.
Wir verdienen ein Modell, das ausnahmsweise nicht impliziert, das auf Kosten vieler nur wenige – die Üblichen – gewinnen.“
Vielleicht sollten Politiker öfter mal in den Duden schauen und nachschlagen, was das Wort „Selbstlosigkeit“ wirklich bedeutet. Denn am Ende des Tages sollte es doch darum gehen, sich für das Gemeinwohl einzusetzen und nicht nur für das eigene Wohl. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja doch noch den einen oder anderen Politiker da draußen, der das Wort „Selbstlos“ richtig verstanden hat.
Hier nur ein kleiner Presseauszug von heute:
„Die Staatsanwaltschaft hat eine Beschwerde eingereicht, in der sie vier Geschäftsleuten, die während der Pandemie medizinische Hilfsgüter an die Regierung der Kanarischen Inseln verkauft haben, Unterschlagung, Geldwäsche und Betrug gegen das Finanzministerium vorwirft, darunter den Präsidenten von UD Las Palmas, Miguel Ángel Ramírez, und der ehemalige Stadtrat im Cabildo von Gran Canaria Lucas Bravo de Laguna.
In der Klage prüft das Staatsministerium Verträge über einen Gesamtwert von 22,9 Millionen Euro, von denen es nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft bei fast der Hälfte, neun bis zehn Millionen Euro, Anhaltspunkte für Unterschlagung gibt.“
Aber leider bleibt es wohl meistens bei leeren Versprechungen und unrealistischen Wahlkampf-Phantasien. Trotzdem ist es immer wieder amüsant zu hören, was Politiker alles versprechen – auch wenn man sich dabei manchmal fragt, ob sie überhaupt wissen, was sie da eigentlich sagen.
Die scheinbar selbstlosen und uneigennützigen Politiker sind oft diejenigen, die am meisten von ihrer Machtposition profitieren.
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