Vulkanausbruch: Fortschritte und Herausforderungen im Jahr 2025
Der Vulkanausbruch des Tajogaite auf der Cumbre Vieja im Jahr 2021 hat La Palma tiefgreifend verändert. Auch im Frühjahr 2025 sind die Narben dieser Naturgewalt noch sichtbar, doch gleichzeitig zeigen sich beeindruckende Fortschritte im Wiederaufbau und ein unerschütterlicher Lebenswille der Inselbewohner.
Als langjähriger Inselbewohner auf der Ostseite ist mir die Lava wohl nicht direkt ins Haus gelaufen, habe aber trotzdem die Asche und die Auswirkungen und vieles mehr des Vulkanausbruch aus einigen Kilometern live miterlebt. In meinen vergangenen Beiträgen habe ich berichtet, mich damit beschäftigt und auch für mich aufgearbeitet. Obwohl der Vulkanausbruch für mich nicht überraschend kam, hat die Naturgewalt auch bei mir wie bei vielen Mitbewohnern mächtigen Eindruck und Spuren hinterlassen.
Heute beleuchte ich den aktuellen Stand des Wiederaufbaus, die noch bestehenden Herausforderungen und die Initiativen, die La Palma in eine neue Zukunft führen sollen.
Nach Vulkanausbruch: Langsam kehrt das Leben zurück
Wieder bewohnbare Gebiete und der Wiederaufbau von Infrastruktur
In den Jahren seit dem Vulkanausbruch wurden bedeutende Anstrengungen unternommen, um die am stärksten betroffenen Gebiete wieder bewohnbar zu machen.
- Wohnraum: In einigen Zonen, die von der Lava verschont blieben oder wo die Asche weitgehend beseitigt werden konnte, ist das Leben schrittweise zurückgekehrt. Viele Familien konnten in ihre Häuser zurückkehren oder haben in neu errichteten Unterkünften ein Zuhause gefunden. Allerdings bleibt der Bedarf an Wohnraum für jene, deren Häuser vollständig zerstört wurden, weiterhin eine große Herausforderung. Noch leben viele Familien in Containern, Holzhäusern oder bei Verwandten und Freunden.
- Straßen und Wege: Ein Großteil des Straßennetzes, das unter der Lava begraben lag, konnte freigelegt oder neu gebaut werden. Dies ist essenziell für die Mobilität der Bewohner und die Wiederankurbelung der Wirtschaft. Dennoch gibt es weiterhin gesperrte oder schwer zugängliche Bereiche, die den Alltag vieler Menschen beeinträchtigen. Die hohe Kohlendioxidkonzentration um die Küstenorte Puerto Naos und Bombilla hat erst seit Mitte 2024 ein Leben dort wieder ermöglicht.
- Versorgungsinfrastruktur: Die Wiederherstellung der Wasser- und Stromversorgung war eine Priorität und konnte in weiten Teilen der Insel realisiert werden. Allerdings sind punktuelle Probleme oder die Notwendigkeit von temporären Lösungen in einigen Gebieten weiterhin präsent. Die Meerwasser Entsalzungsanlagen wurden inzwischen abgebaut, aber es gibt jetzt behördliche Schwierigkeiten mit der Frischwasser Versorgung über die eiligst verlegte Pipeline durch das Küstengebiet.
Die bleibenden Herausforderungen: Betroffene Menschen und die kämpfende Wirtschaft
Trotz der Fortschritte stehen die Menschen und die Wirtschaft La Palmas weiterhin vor erheblichen Herausforderungen:
- Wohnungsnot: Für viele Familien, deren Häuser unter der Lava verschwunden sind, ist die Suche nach dauerhaftem Wohnraum noch nicht abgeschlossen. Die Bereitstellung von ausreichend und bezahlbarem Wohnraum bleibt eine zentrale Aufgabe. Die Hauspreise und Mieten sind in den letzten Jahren in die Höhe geschossen.
- Landwirtschaft: Die Landwirtschaft, ein wichtiger Wirtschaftszweig der Insel, hat durch die Ascheablagerungen und zerstörte Bewässerungssysteme schwere Schäden erlitten. Die Wiederherstellung der Anbauflächen und die Anpassung an die neuen Gegebenheiten sind langwierige Prozesse.
- Tourismus: Obwohl La Palma weiterhin ihre natürliche Schönheit und ihren Charme bewahrt hat, ist der Tourismus noch nicht auf dem Niveau vor dem Vulkanausbruch. Die Angst vor erneuter vulkanischer Aktivität und die sichtbaren Schäden in einigen Gebieten beeinflussen die Besucherzahlen. Es bedarf gezielter Maßnahmen, um das Vertrauen der Touristen zurückzugewinnen. Auch sind viele Ferienwohnungen/ Häuser unter den Lavamassen verschüttet worden und sind unwiederbringlich verloren.
- Psychische Belastung: Die traumatischen Erlebnisse des Vulkanausbruchs und die anhaltenden Unsicherheiten belasten viele Menschen psychisch. Die Bereitstellung von psychosozialer Unterstützung ist weiterhin von großer Bedeutung.
Hoffnung und neue Wege: Initiativen und Förderprogramme für die Zukunft
Trotz der Schwierigkeiten gibt es zahlreiche Initiativen und Förderprogramme, die darauf abzielen, La Palma wieder aufzubauen und widerstandsfähiger für die Zukunft zu machen:
- Staatliche und regionale Hilfsprogramme: Sowohl die spanische Zentralregierung als auch die kanarische Regionalregierung haben finanzielle Mittel für den Wiederaufbau und die Unterstützung der Betroffenen bereitgestellt. Diese Programme umfassen Hilfen für den Wohnungsbau, die Landwirtschaft und die Wirtschaft.
- Europäische Union: Auch die Europäische Union hat Unterstützungsgelder für La Palma mobilisiert, um den Wiederaufbau und die wirtschaftliche Erholung zu fördern.
- Lokale Initiativen und Solidarität: Zahlreiche lokale Organisationen und Initiativen spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Betroffenen und der Förderung des Gemeinschaftsgefühls. Die Solidarität der Inselbewohner untereinander ist beeindruckend.
- Nachhaltiger Tourismus: Es gibt Bestrebungen, den Tourismus auf La Palma nachhaltiger zu gestalten und die einzigartige Natur und Kultur der Insel in den Vordergrund zu stellen. Ideen und Vorschläge sind vorhanden. Ob alle Denkansätze sinnvoll und finanzierbar sind, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.
- Innovation und Diversifizierung: Es werden Anstrengungen unternommen, die Wirtschaft der Insel zu diversifizieren und neue Innovationsfelder zu erschließen, um die Abhängigkeit von traditionellen Sektoren zu verringern. Dies ist bereits ein altes Thema und war bereits vor dem Vulkanausbruch auf der Agenda.
Ein langer Weg, mit Hoffnung am Horizont
Der Weg zurück zur Normalität ist für La Palma noch lang und mit Herausforderungen verbunden. Doch die Widerstandsfähigkeit der Menschen, die Unterstützung durch verschiedene Institutionen und die Kreativität neuer Initiativen geben Anlass zur Hoffnung. Das Interesse an der langfristigen Entwicklung der Insel ist weiterhin groß, und die Welt blickt auf La Palma, wie sie sich aus der Asche erhebt und eine neue Zukunft gestaltet.
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