Auswanderer und die Flüchtlingswelle in Europa -
Emigrant, Auswanderer und Flüchtling. Drei Begriffe mit unterschiedlicher Bedeutung.
Gemeinsam ist aber allen, dass sie ihr angestammtes Geburts- oder Heimatland verlassen haben. Ob aus Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität oder ihrer politischen Überzeugung, aus wirtschaftlichen Gründen oder als Umwelt- oder Klimaflüchtling.
Irgend etwas hat sie alle bewegt ihr Ursprungsland zu verlassen. Die Einen mussten fliehen und die Anderen wollten fliehen.
Als Flüchtling wird in der Umgangssprache der Personenkreis beschrieben, dessen Leben oder Gesundheit unmittelbar bedroht ist. Nicht nur Kriegsflüchtlinge, sondern auch Umweltflüchtlinge, wie bei einem Vulkanausbruch oder einer Nuklearunfall fallen darunter. Der Klimaflüchtling in Afrika flüchtet, weil der Regen ausbleibt und der Hungertod droht.
Menschen die nicht aus eigenen Stücken in die Flucht getrieben wurden und das eigene Land keinen Schutz gewähren kann oder will. Sobald sicherer Boden erreicht wurde, ist die Flucht faktisch beendet. Dies kann auch eine Binnenflucht im eigenen Land von Ost nach West, wie nach dem 2. Weltkrieg, sein.
Wer es dennoch vorzieht weiter zu flüchten, macht es mehr oder wenig aus freien Stücken. Er erhofft sich in einem bestimmten Land bessere Lebensbedingungen, wie 1945 in die USA oder Australien.
Das gleiche erleben wir jetzt mit dem Flüchtlingsstrom der Syrer. Ab der Türkei oder spätestens Griechenland sind sie auf der sicheren Seite. Jetzt kommen wirtschaftliche Gründe ins Spiel. Keine Zelt-Unterkunft – sondern ein festes Dach über dem Kopf, regelmäßige Mahlzeiten und eine gute medizinische Versorgung. Das Versprechen auf einen Arbeitsplatz und vielleicht einen deutschen Pass. Sonnige Aussichten in einem sonst eher kalten Land, verlocken.
Jetzt sind es Wirtschaftsflüchtlinge oder Migranten. Der Migrant ist der Oberbegriff. Ob er ausgewandert (Emigrant) oder eingewandert (Immigrant) ist, kommt auf den Standort des Betrachters an. Mit Migrationshintergrund werden die Menschen bezeichnet, die selbst im Zielland geboren, aber dessen Eltern ehemals eingewandert waren.
Auch die vielen tausend Palmeros und Canarios die ihr Glück in Kuba oder Venezuela gesucht haben, werden hier als Emigranten bezeichnet.
Auswandern ins Exil
Bleiben noch die Auswanderer. Emigrant und Auswanderer sind synonyme Begriffe. Allerdings ist das Wort Auswanderer allgemeinsprachlicher und auch verbreiteter. Emigrant ist ein Fremdwort im Deutschen und eher international.
„Ich gehe ins Exil“ – dahinter kann sich viel verbergen.
Politisches Exil ist eine konkrete Form des Exils. Und politisches Asyl ist eine konkrete Form des Asyls. Deshalb heißt es auch in § 16a des Grundgesetz (1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.
Und im Absatz 2: Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen, wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaften einreist.
Das würde bedeuten, dass kein auf dem Landweg eingereister „Emigrant“ auch nur die Chance auf Asyl in Deutschland hat. Aber Gesetze sind biegsam und werden nach Gutdünken so ausgelegt, wie man es für die politischen Ziele gerade so braucht.
Der Auswanderer sucht eine neue Lebensform, einen wirtschaftlichen Vorteil oder Sonne, Strand und Meer. Vielleicht auch nur neue Nachbarn, eine andere Kultur oder schlicht ein einfacheres und stressfreieres Leben.
Mit dem Begriff „Auswanderer“ werden Menschen identifiziert, die ihr Leben im Ausland mit eigenen Mitteln neu gestalten und aufbauen und nicht der Sozialkasse des Einwanderungsland zur Last fallen wollen. In vielen Ländern (auch Spanien) würden sie sonst auch verhungern.
Es sind oft Rentner oder Frühpensionäre, Aussteiger – auch politisch motiviert, die z.B mit dem Bank‑, Konzern- oder Pateiensystem ihres Geburtslandes nicht mehr einverstanden sind und daher den Rücken kehren.
Viele Motive und es sind nicht wenige die diesen Weg wählen. Im Jahre 2013 waren es 797.886 Auswanderungen aus Deutschland. Nicht nur Abenteurer oder gescheiterte Existenzen. Auch nicht der Menschenschlag der gern in den Auswanderer-Komödien im TV gezeigt wird.
Die Mehrheit ist wohl situiert, gebildet und blickt auf eine erfolgreiche Karriere in der alten Heimat zurück. Oder hochqualifizierte Ingenieure und Wissenschaftler, die nur im Ausland die optimalen Voraussetzungen in ihrem Beruf finden.
Alle gehen lautlos und sind dann meist auch für immer für Deutschland verloren.
Auch ich bin ein Emigrant oder Auswanderer der bereits seit 20 Jahren auf afrikanischem Boden auf La Palma lebt. Wie man in den Wald hinein ruft, so hallt es auch zurück – eine alte Binsenweisheit, die auch hier Gültigkeit hat. So wie der Emigrant in der neuen Heimat auftritt, so viel Zuneigung oder Ablehnung erhält er auch.
Auch bei mir waren die primären Gründe nicht das Wetter oder das Meer. Die Menschen – der tägliche Umgang, die Herzlichkeit und viele Dinge, die in Deutschland längst verloren oder versumpft sind, war ein wichtiger Grund.
Auch hier ist Alltag und nicht nur Urlaubszeit – mit allen Höhen und Tiefen. Natürlich hat sich auch auf La Palma im Laufe der Zeit viel verändert. Wer regelmäßig meine Beiträge liest, kann auch viel zu meiner Stimmung und Einschätzung heraus lesen. Wer es ganz genau wissen möchte – in meinem Buch „Soll ich Auswandern – Schnauze voll“.
Das Leben ist im Ausland schwieriger. Ob Sprache, Kultur oder die Sitten der Bewohner. Anpassen heißt die Devise. Nicht immer einfach und leicht, aber eine Grundvoraussetzung um zu Überleben.
Hier bin ich Ausländer und ich vertrete die deutsche Sippe. Das kann gut oder schlecht gemacht werden. Die Deutschen werden aber am Verhalten der deutschen Residenten beurteilt und eingeschätzt.
Auch die von mir im Augenblick nicht geschätzte deutsche Flüchtlingspolitik von Frau Merkel ist ein Thema. Vertreten oder gut heißen kann ich das nicht. Statt gegen die Kriegs- und Vertreibungspolitik ihrer Verbündeten rechtzeitig anzutreten, versucht sie die selbst provozierten Folgen mit ungeeigneten Mitteln in den Griff zu bekommen.
Es ist also im Augenblick mehr zum Schämen als zum Freuen – auch wenn aller Welt per TV und Internet der grenzenlose Freudentaumel und die große Hilfsbereitschaft in Deutschland suggeriert wird.
Ich habe viele Kontakte und kenne die Stimmung unter den deutschen Gästen …und das sagt mir etwas ganz anderes.
In einigen Punkten, insbesondere was die nicht nachvollziehbare und chaotische Flüchtlings„politik“ der Bundesregierung angeht, stimme ich Ihnen zu. Mit anderen Punkten habe ich Probleme:
1. Es ist richtig, dass seit dem Asyl„kompromiss“ eigentlich niemand mehr auf dem Landwege legal nach D gelangen und erfolgreich einen Asylantrag stellen kann, da D von „sicheren Drittstaaten“ umgeben ist. Die theoretische Möglichkeit einer Umfahrung Europas und Anlandung in einem Nordseehafen kann man wohl vernachlässigen. Eine legale Einreise per Flugzeug ohne Visum ist ebenfalls unmöglich, da die Fluggesellschaften mit Sanktionen rechnen müssen, wenn sie dies vor Abflug nicht kontrollieren. Wie soll also ein politisch Verfolgter lt. Grundgesetz nach Deutschland kommen, um dort ‑und nur dort ist es ja möglich- einen Asylantrag zu stellen? Das ist absurd.
2. Ein Hauptargument gegen die Aufnahme einer hohen Zahl von Flüchtlingen ist ja, dass D ohnehin schon übervölkert sei (das Boot ist voll!). Wenn aber pro Jahr 800.000 Deutsche (2013) auswandern (die Zahlen sind heute sicher nicht niedriger), dann ändert sich an der Bevölkerungszahl nichts; die angesichts der demographischen Entwicklung eigentlich notwendige Zuwanderung müsste dann also zusätzlich mittels Einwanderungsgesetz erfolgen.
3. Gar nicht folgen kann ich Ihrem Argument, man sei z.B. als Kriegsflüchtling aus Syrien spätestens bei Ankunft in Griechenland auf der sicheren Seite und werde damit zum Wirtschaftsflüchtling. Wer die Bilder von Kos oder Lesbos gesehen hat ‑von den Lagern auf dem Festland, z.B. am Evros an der griechisch-türkischen Grenze werden gar keine Berichte mehr gezeigt- kann gut verstehen, dass dort niemand bleiben will oder kann. Dann geht es weiter mit Mazedonien oder Ungarn, wo ebenfalls ein Bleiben nicht möglich ist, usw. Dass jemand nur wegen eines Schlafplatzes in einer Turnhalle (in Ostdeutschland inclusive nächtlicher Beschallung durch „besorgte Bürger“), ein paar gebrauchte Klamotten, Verpflegung und 140€ „Taschengeld eine solch strapaziöse und lebensgefährliche Reise unternimmt, halte ich schlicht für Unsinn.