URLAUBER SCHLEPPEN TÖDLICHE BAKTERIEN AUS GRAN CANARIA EIN -
GESUNDHEITSBEHÖRDE WARNT VOR AUSBREITUNG VON OXA-48-BAKTERIUM.
Wieder so eine aufgemachte Schlagzeile der Boulevardpresse, war mein erster Gedanke. Es war ein Beitrag in der Dresdner Tageszeitung Tag24 (hier ist übrigens die SPD mit 40 Prozent beteiligt).
Aber tatsächlich gibt es einen Warnhinweis des Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Eine Agentur der Europäischen Union.
13 Touristen aus Skandinavien haben sich bei einem Klinikaufenthalt während ihres Gran-Canaria-Urlaubs mit einem multiresistenten Krankenhauskeim infiziert. Eine Ausbreitung des Bakteriums könnte zu einer Epidemie in ganz Europa führen.
Zwischen Januar und April 2018 berichteten Gesundheitsbehörden aus Schweden und Norwegen über eine Gruppe von zurückkehrenden Reisenden, die Carbapenemase (OXA-48) ‑produzierendes Klebsiella pneumoniae ST392 trugen oder infiziert waren.
Alle Fälle waren mit Krankenhauseinweisungen auf Gran Canaria verbunden.
Diese mit dem OXA-48 besiedelten oder infizierten Touristen, sei ein Beispiel für die grenzüberschreitende Ausbreitung von Carbapenemase produzierenden Enterobacteriaceae (CPE) in der Europäischen Union und eine Gefahrenlage.
Das Risiko für Individualreisende, sich mit dem OXA-48 Bakterium ohne medizinischen Kontakt zu infizieren, sei sehr gering. Wenn jedoch Träger von OXA-48 in ihrem Herkunftsland in ein Krankenhaus eingeliefert werden, besteht ein hohes Risiko für Übertragung und nachfolgende Ausbrüche. Die Ansteckung bleibt unerkannt und es gibt keine angemessenen Maßnahmen zur Infektionskontrolle und ‑vermeidung.
Die Befragungen ergaben, dass alle 13 Patienten zuvor in der gleichen Klinik auf der Insel Gran Canaria behandelt worden waren. Eine Genomsequenzierung der Bakterien bestätigt den Verdacht. Alle Patienten waren mit den gleichen Erregern infiziert, die sie in einem Krankenhaus auf Gran Canaria erworben hatten. Um welches Hospital es sich genau handelt, war nicht zu erfahren.
Seit ihrer Erstbeschreibung im Jahr 2001 bei einem türkischen Patienten haben OXA-48 Keime weltweit Ausbrüche verursacht, insbesondere im Mittelmeerraum (Türkei, Nord Afrika und der Nahe Osten).
Keine Medikamente gegen den OXA-48 Keim
Der multiresistente Keim wurde Anfang der 2010er Jahre erstmals in Europa festgestellt. Von Juli 2010 bis März 2013 war das Universitätsklinikum Leipzig von einem großen Ausbruch betroffen. Damals infizierten sich 63 Menschen mit den Erregern, 39 von ihnen starben.
Wobei bei den Todesfällen nicht endgültig geklärt werden konnte, ob sie an ihren schweren Krankheiten oder durch die anitbiotikaresistenten Keime verstorben waren. Zumindest wurde aber davon ausgegangen, dass sich der Befall negativ auf den Krankheitsverlauf ausgewirkt hat.
Warum bisher nur bei skandinavischen Urlaubern das Bakterium gefunden wurde, hängt wahrscheinlich mit der gezielten medizinischen Suche in diesen Ländern zusammen. Weit mehr Engländer, Spanier und Deutsche haben sicher während ihres Urlaubsaufenthalt medizinische Hilfe auf Gran Canaria in Anspruch nehmen müssen. Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der infizierten Personen in den nächsten Wochen noch kräftig ansteigt.
Warum jetzt gerade eine Klinik auf Gran Canaria als Verbreitungsherd ausgemacht wurde, ist genauso rätselhaft, wie die Entstehung oder Bekämpfung dieses Keims. Urlauber die in den vergangenen Monaten medizinische Hilfe auf Gran Canaria in Anspruch nehmen mussten, sollten bei einer Erkrankung ihren Hausarzt darüber unterrichten.
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