Erdbeben mit der Stärke von ML2,6 und ML2,8 -
Verstärkter Vulkanismus ist in den letzten Wochen wieder auf den Kanaren zu beobachten. Gestern um 10.58 Uhr ein ML2,8 Erdbeben zwischen Teneriffa und Gran Canaria aus 16 km Tiefe und um 15.21 Uhr (Ortszeit) ein ML2,6 Beben vor El Hierro. Der zweite Erdstoß lag vor der Südwestküste von El Hierro und kam aus 17 km Tiefe.
Erdbeben die auf den Inseln von Menschen nicht zu spüren sind, aber für den Vulkanologen und die IGN interessante Aufschlüsse liefern. Auch für mich Anlass aufzuhorchen und darüber zu berichten.
Das vorhandene Netz mit empfindlichen Seismografen der IGN zeichnet jede Erschütterung auf. In den vergangenen 15 Tagen summieren sich die Beben damit auf 65 seismische Aktivitäten. Die Schwerpunkte und Zentren des Vulkanismus auf den Kanarischen Inseln liegen östlich von Teneriffa und südwestlich der jüngsten Vulkaninsel El Hierro. Die Grafik der IGN aus den letzten 90 Tagen zeigt das Hauptgewicht nach Farbe von gelb (schwach) nach rot (stark) an.
Mit dem Vulkanismus leben
Seismische Bewegungen sind auf den Kanaren normal. Eine Häufung oder gar Schwarmbeben wie im Oktober letzten Jahres und im Februar 2018 auf La Palma, aber nicht üblich. Zu diesem Ergebnis kommt auch Nemesio Perez der wissenschaftliche Direktor von Involcan.
In einem Interview für die Tageszeitung El Diario vergleicht er die magmatischen Intuitionsprozesse und die Wahrscheinlichkeit eines Aufstiegs bis zu einer Vulkaneruption mit einer Lotterie. Die Wahrscheinlichkeit und Chance für einen Ausbruch ist in einem Zeitrahmen von 10 Jahren geringer als bei gleichen Voraussetzungen in 50 Jahren. Unter Berücksichtigung der Anzahl der historischen Eruptionen die in den letzten 550 Jahren auf La Palma aufgetreten sind, wäre die Wahrscheinlichkeit eines Vulkanausbruchs im 10 Jahresrahmen bei 11, 9%. Im 50-jährigen Fenster aber schon bei 47,1 %. Die letzte Eruption des Teneguia im Süden von La Palma liegt jetzt 47 Jahre (1971) zurück. Siehe auch Teneguia Vulkanausbruch
Das eine sind Wahrscheinlichkeits-Berechnungen und mathematische Prognosen die ihre Berechtigung haben. Hilfreicher sind aber sicher gemessene und festgestellte Echtzeitdaten. Und danach sind vermehrte magmatische Bewegungen von geschmolzenem Magma und Erdstöße aus vielen Kilometern Tiefe immer häufiger zu beobachten. Der Auslöser für viele kleine seismischen Beben die sich bei größeren Magmaverschiebungen bis zum Bebenschwarm entwickeln können. Nicht zu verwechseln mit dem Tremor der einen unmittelbaren Magma-Aufstieg durch die äußerste Erdkruste ankündigt. Alles erlebt und ausführlich beschrieben während der El Hierro Eruption im Jahre 2010⁄11 und in meinem El Hierro Vulkan-Buch dokumentiert.
Bei einer fast 50 % theoretischer Wahrscheinlichkeit mit immer mehr ansteigender Tendenz und die jüngsten seismischen Messergebnisse, können auf erneute stärkere Aktivitäten in nächster Zeit hindeuten. Natürlich kann es niemand genau bestimmen, wann es wieder soweit sein wird. Als erstes Anklopfen und ein neues Lebenszeichen sind aber die Schwarmbeben vom Oktober und Februar auf La Palma zu deuten.
Aufgrund der magmatischen Zusammensetzung wird sich aber bestimmt eine Eruption, wie auch schon in der Vergangenheit, einige Tage oder Wochen zuvor ankündigen.
Etwas anders sieht es mit den verstärkten Beben im Atlantikgraben zwischen Teneriffa und Gran Canaria aus.
Der Aufbau als Schichtvulkan des Teide und der letzte Ausbruch am Teide-Massiv fand am 18. November 1909 am Chinyero, einem Schlackenkegel 10 km nordwestlich des Gipfels statt. Seitdem ist Ruhe eingekehrt.
Einige Wissenschaftler vermuten, dass die Erdbeben im Atlantik nicht alle einen vulkanischen Ursprung haben. Eine Reihe von bereits entdeckten Fehlern in der afrikanischen Platte könnten mitverantwortlich sein. So sieht auch der Vulkanologe Nemesio Perez ein Zusammenspiel zwischen den vulkanischen Phänomen und spezifischen Strukturmerkmalen in der Erdplatte als Auslöser. Was letztendlich für die Beben in der atlantischen Tiefebene verantwortlich ist, wir die Zukunft zeigen.
Es bleibt spannend was der Vulkanismus der Kanaren noch so hervorzaubert. Der heutige Inselanblick ist nur eine kurze geologische Momentaufnahme.
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