Totes Gestein oder doch neues Leben?
Auch der erstarrte Lavastrom altert. Beobachtungen und jüngste Bestandsaufnahme.
Regelmäßig gehe ich durch den Lavastrom des im Jahre 1949 ausgebrochenen Vulkan San Juan auf der Westseite von La Palma. Es war die zweitjüngste Vulkaneruption auf La Palma. Der letzte Ausbruch war der Vulkan Teneguia im Jahre 1971 im Süden der Insel.
Der San Juan hat einen Lavastrom von mehr als 10 Kilometer Länge hinterlassen. Dort wo heute der Leuchtturm (auf dem Foto klein in der Ferne) von Bombilla bei Puerto Naos steht, floss die Lava in den Atlantik.
Dass Lava fruchtbar ist, zeigt sich an den Hängen des Vesuv oder Ätna. Dicht besiedelt, trotz der drohenden Gefahr eines neuen Vulkanausbruch. Der Mensch lässt sich dort nieder, wo fruchtbare Böden reiche Ernte versprechen. Es dauert allerdings viele Jahre bis Lava durch die Erosion zum nützlichen Ackerboden wird.
Die ausgeworfene Lava enthält wichtige Pflanzennährstoffe. So ist sie reich an Phosphor, Kalium und Calcium. Außerdem speichert Lava in seiner feinen Verästelung Wasser. Viele Kapillargefäße können große Wassermengen aufnehmen und langsam wieder an die Pflanzen abgeben. Nach diesem Prinzip funktioniert zum Beispiel der Baustoff Poroton oder die Hydropflanzenbewässerung.
Ein Vulkanausbruch hinterlässt zunächst eine scheinbar zerstörte Landschaft. Lava- und Ascheschichten scheinen alles abzudecken. Und auf dem schroffen erkalteten Lavastrom wächst nach dem Ausbruch nichts.
Es entstehen je nach Fließgeschwindigkeit und Erstarrungs-Prozess bizarr geformte Lavastrukturen, wie diese Stricklava auf dem Foto. Nur möglich in flachen Laufzonen bei geringer Lavageschwindigkeit.
Auch ausgeprägte Lavakanäle und Tuben (Höhlen) sind bei der Eruption des San Juan entstanden. Die Cueva de Las Palomas Höhle – Caños de fuego – bei Todoque soll demnächst für den Tourismus geöffnet werden. Siehe hierzu „Wenn der Lavastrom das Land verschlingt“ vom Februar 2018.
Durch Wasser, Wind und Sonne bildet sich bald eine dünne Bodenschicht auf dem Gestein und die ersten Pflanzen und Moose beginnen mit der Besiedlung.
Der erstarrte Lavastrom wird ganz langsam fruchtbar
Wie von Schnee oder Schimmel überzogen bildet sich in den höheren feuchten Regionen bei 12- 1400 Meter Höhe ein Teppich aus ersten Pionierpflanzen. Natürlich wird es viele hundert Jahre noch dauern, bis sich eine adäquate Humusschicht für grössere Pflanzen gebildet hat.
Vulkanasche wirkt mit seinen Mineralien und Spurenelemente wie Dünger und sorgt für gute Ernteerträge. Solange wollte man im tiefer gelegenen Bombilla nicht warten und hat Mutterboden angekarrt. Die Halbinsel ist erst durch die Lava des Vulkans San Juan 1949 entstanden. In den 1960-er Jahren wurde 80 cm fruchtbare Erde aufgeschüttet, auf der heute Bananen wachsen.
Wer sich für Vulkane und deren Entwicklung interessiert und etwas mehr wissen möchte, kann sich beim nächsten La Palma Urlaub auch einer meiner individuellen Touren anschließen oder vorab Hintergrundwissen aus meinem Buch erlesen.
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