Wie ein kleines Virus das Kanarische Archipel paralysiert -
Mit dem Flug- und Schiffsverkehr kommen Menschen und Waren und mit ihnen auch das Corona Virus. Durch die Insellage und die begrenzten Zugangswege dauert es etwas länger, aber der unsichtbare Feind ist inzwischen auch hier.
Vernichten, abtöten oder ausrotten lässt er sich im Moment noch nicht. Das wird erst nach einer völligen Immunisierung der Bevölkerung oder nach der Entwicklung eines Medikamentes möglich sein. Selbst wenn im nächsten Jahr ein wirksamer Impfstoff auf den Markt kommt, wird es mindestens noch eins bis zwei Jahre nach Meinung der Virologen dauern, bis eine Grundimmunisierung der Menschen erfolgt ist.
Solange hilft nur eine Isolierung, Abstandsregeln, Mund- und Nasenschutz und die bekannten Maßnahmen um die Seuche unter Kontrolle zu behalten. Spanien hat es besonders hart getroffen.
Ende Oktober gab es innerhalb von 24 Stunden 25.595 Neuinfizierte und 239 Todesfälle. Mit nächtlichen Ausgangssperren und weiteren Maßnahmen versucht die Regierung in Madrid den weiteren Anstieg zu stoppen. Der Gesundheitsnotstand gilt bis Mitte Mai 2021. Spanien hat nur knapp die Hälfte von Einwohnern von Deutschland.
Die Kanaren können den unsichtbaren Feind noch in Schach halten
Wegen geringer Infektionszahlen wurden die Kanaren als einzige Region von der Notstandsgesetzgebung ausgenommen. Hier darf gereist werden, alle Läden und Restaurants sind geöffnet und es gibt keine nächtliche Ausgangssperre. Die Maskenpflicht, Abstandsregeln usw. gelten auch hier.
Damit keine weiteren Coronaviren auf die Inseln gebracht werden, gilt ab Anfang November für alle anreisenden Gäste, die hier übernachten möchten, die Vorlage einer Corona Negativbescheinigung. Ohne gültigen Test gibt es keine Aufnahme in ein Hotel, Appartement oder in ein Ferienhaus.
Wer ohne Bescheinigung (max. 72 Stunden alt) einreist, muss in Quarantäne und unverzüglich auf eigene Kosten die Untersuchung (Arzt, Hospital) nachholen. Dies gilt auch für Touristen aus Madrid oder Barcelona.
Nicht, dass es so wie einem deutschen Flugpassagier auf Lanzarote ergeht, der trotz deutscher Quarantänepflicht auf die Insel reiste. Hier arbeiten die Behörden schnell. Ein Schnellgericht auf Lanzarote hat ihn zu 1500 € Strafe verurteilt und in Quarantäne geschickt.
Die aktuellen Zahlen der Kanaren gibt es auf Corona Entwicklung.
Es sind natürlich nur tagesaktuelle Zahlen. Mehr Flieger und Schiffe und mehr Touristen können die Infektionsrate schnell in die Höhe treiben. Das Coronavirus ist weiter vorhanden und wartet nur auf seine Chance.
„Als hätte man die Pest“
Die kanarische Gesellschaft ist normalerweise eher auf Improvisation ausgelegte und diszipliniert. Sie zeigt große Verantwortung. Der typische Körperkontakt mit Umarmung und Küsschen wird jetzt vermieden. Auch wenn es schwerfällt die verordneten Abstandsregeln einzuhalten, wurde der neue zwischenmenschliche Umgang inzwischen verinnerlicht.
„Als hätte man die Pest“ oder eine noch viel schlimmere ansteckende Krankheit, werden entgegen kommende Passanten in einem großen Bogen umgangen. Auch vor den Supermärkten oder Gesundheitszentren bilden sich zu Stoßzeiten lange Schlangen mit dem vorgeschriebenen 1,5 Meter Abstand zwischen jeder Person. Kein Gedränge, Gemaule oder ein Lamento ist zu hören.
Auf La Palma gab es bisher 6 Corona-Tote, Kanaren weit sind 283 Menschen verstorben und 17.346 waren oder sind infiziert. Kein Bewohner hat Interesse daran mit dem Virus Bekanntschaft zu machen.
Die Kanaren hatten bereits beim ersten Spanien weiten Lockdown von März bis Juni viel strengere Regelungen, wie eine totale Ausgangssperre zu ertragen. Die jetzigen Maßnahmen sind dagegen viel leichter und lockerer zu nehmen.
Der unsichtbare Feind hält viele vom Reisen ab
Auch ohne deutsche oder englische Risikowarnung kommen nur wenige Gäste auf die Inseln. In unsicheren Zeiten bleibt man lieber Zuhause in den vertrauten eigenen Wänden. Der erwartete große Touristenboom auf die Kanaren bleibt auch im Winter aus.
Gut die Hälfte der Hotels und Läden bleibt geschlossen oder ist pleite. Der CEOE Economic Situation Report prognostiziert einen Rückgang des BIP 2020 in der Region um 24,5%. Die Arbeitslosenquote soll bis zum Jahresende 30% erreichen. Auch wirtschaftlich schlägt der Coronavirus auf den Kanaren voll zu. An eine schnelle Erholung ist nicht zu denken. Es wird Jahre brauchen, bis sich wieder ein wirtschaftlich lohnender Tourismus entwickelt, der auch Lohn und Brot für die Arbeitnehmer bringen wird.
Viele werden umsatteln müssen und andere Einkommensquellen suchen und vielleicht auch finden. Nicht leicht auf einer Insel wie La Palma, die traditionell vom Bananenanbau und seit gut 30 Jahren vom Tourismus lebt.
Kreuzfahrt Tourismus ist auch nicht das „Gelbe vom Ei“
AIDA Cruises hat alle für November geplanten Kreuzfahrten abgesagt. Die Reederei schreibt:
„AIDA Cruises unterstützt die Bundesregierung vollumfänglich in ihren Bemühungen, das aktuelle Pandemiegeschehen in Deutschland zu kontrollieren, und hat daher entschieden, die Kreuzfahrtsaison zu unterbrechen.“
Nur TUI Cruises hält noch einige Fahrten um die Kanaren terminlich aufrecht.
Auch hier wurde allerdings die geplante Überführungsfahrt der MS2 mit Passagieren von Hamburg nach Las Palmas gestern storniert. Die spanischen Behörden hatten bereits vor Monaten nur Fahrten zwischen den Kanarischen Inseln gestattet. Hamburg oder die Insel Madeira gehören einfach nicht dazu.
Nun ist Mein Schiff 2 ohne Passagiere als „Geisterschiff“ nach Gran Canaria unterwegs. Ob die vorgesehen Kanaren-Touren so stattfinden, wird sich noch zeigen. Aktuell immer auf meinem Kreuzfahrtblog.
Dankefür Ihre interessanten Beiträge. Ich versuche, innerhalb der nächsten zwei Monate nach La Palma zu kommen, um da einige Monate zu bleiben. Leider scheint Condor die geplanten Flüge ab München wieder gestrichen zu haben. Hoffentlich klappt das irgendwie.
Dankeschön!
Ist auf jeden Fall von Vorteil, dass Sie moderieren/filtern. Denn was auf der Seite mit der Zahl „24“ im Namen so alles zu lesen ist, kann man echt vergessen.
Und wie ich soeben in einem Nachrichtensender sehen konnte, rechnet der Hygieneexperte Dr. Georg-Christian Zinn – Zentrum für Hygiene und Infektionsprävention (ZHI)- bis zum Jahresende mit mindestens einem zugelassenen Impfstoff. Schön wäre es jedenfalls, das wird dringend gebraucht.
Hallo Herr Laudenberg,
danke – die Leser sind nur weniger kommentierfreudig. Täglich, wenn ich der Google Statistik traue, zwischen 1000 und 1500 Besucher. Sonst würde ich nicht Schreiben. Würde mir auch mehr Kommentare wünschen.
Es ist im Moment eine unsichere Sache überhaupt irgendwo Urlaub zu machen. Immer mit dem Gefühl im Nacken, was wohl in den nächsten Tagen noch kommt. La Palma braucht eigentlich Gäste. Die letzten Jahre war es allerdings zu viel. Der Charme und die Ruhe blieb auf der Strecke.
Auch die Kreuzfahrt hat förmlich stundenweise die Insel überrollt. An diesen Tagen in Santa Cruz de La Palma zu flanieren, war der Horror.
Jetzt ist es ruhig, zu ruhig. Man kann nur wünschen, dass sich in Zukunft ein vernünftiges Mittelmaß an Touristen einstellt.
Ich wünsche Ihnen alles Gute!
Danke, mal wieder gerne gelesen. Irgendwie scheint ihre informative Seite nicht so viel gelesen zu werden, es sei denn, hier wird mehr gelesen und weniger kommentiert.
Die neuen Bestimmungen, die dann wohl ab 14.11. gültig sein sollen, sind ja wiederum nur vorläufige Maßnahmen und je länger man bleibt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass es auch unangenehme Überraschungen geben dürfte und wenn es die Fluggesellschaft selbst ist, die über einen kurzen Text mitteilt: „Mit Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass ihr Rückflug leider ausfällt (…). Wir hoffen Ihnen damit keine zu großen Unannehmlichkeiten zu bereiten und schlagen vor (…)“. Wie auch immer, entspannten Urlaub stellt man sich anders vor, zumal man ständig ein „Auge“ auf die weitere Entwicklung halten muss, um vielleicht selbst noch rechtzeitig agieren zu können.
Bleiben Sie gesund und genießen Sie ihre wunderschöne Insel. Auf dem Roque de los Muchachos dürfte es ja wieder ruhig zugehen, wie man es früher noch kannte, als die Busse noch nicht die Tagesbesucher von den Kreuzfahrtschiffen ankarrten. Das war im Winter 2019 jedenfalls zeitweilig ziemlich krass.