Auch die Sonnen atmen und sind ständig in Bewegung -
Pulsierenden Sonnen sind ein Spezialgebiet innerhalb der Sonnenforschung. Die Astro- oder Helioseismologie wie die Wissenschaft richtig spezifiziert und genannt wird, ist das Ressort des Astronomen Dr. Paul Beck.
Wieder einmal hatte ich die Gelegenheit meinem alten Freund bei der Arbeit auf dem Roque de los Muchachos, auf der höchsten Erhebung von La Palma, über die Schulter zu schauen. Über die pulsierenden Sonnen wollte ich etwas mehr erfahren.
Seismik ist nicht nur ein Phänomen auf unserer Erde – hatte erst vor einigen Tagen von den Kanaren Erdbeben berichtet -, sondern kommt auch auf vielen anderen Planeten und Sonnen vor. Während Seismik auf unserer Erde tektonischen – oder wie auf La Palma oder El Hierro einen vulkanischen Ursprung hat, liegt der Auslöser auf der Sonne oder den hundert Lichtjahren entfernten unzähligen galaktischen Sonnen (Sternen) im heißen Aufbau des Himmelskörpers.
Die Schwingungen werden durch die Umwandlung von Wärmeenergie in Bewegungsenergie verursacht. Die Dichtewellen breiten sich im Stern aus und werden durch einen Dichtesprung an der Sternoberfläche reflektiert. Läuft eine Welle in den Stern hinein, so nimmt mit zunehmender Tiefe die Dichte und damit die Schallgeschwindigkeit zu. Durch eine Winkelveränderung lässt sich das Frequenzspektrum messen und so den Sonnenaufbau analysieren. So kurz laienhaft von mir wieder gegeben.
Ziel von Paul Beck ist es, unserer Sonne ähnliche Sterne mit 0,8 bis 1,2 facher Größe zu finden. Grundlage und Finder ist das Weltraumteleskop Kepler der NASA, das im März 2009 gestartet wurde, um nach extrasolaren Planeten Ausschau zu halten. Das Weltraumteleskop beobachtet einen festen Ausschnitt des Sternenhimmels mit ca. 190.000 Sternen nur im Sternbild Schwan. Noch in diesem Jahr muss es allerdings wegen Treibstoffmangel seinen Dienst einstellen.
Mit diesen Satellitendaten werden anschließend auf dem Observatorio del Roque de los Muchachos auf La Palma weitere Messungen und Spektraluntersuchungen bei minus 116°C durchgeführt. Als Basisinstrument hat sich das belgische Mercator-Teleskop der Universität Leuven bewährt.
Die Helligkeitsschwankung von pulsierende Sonnen ist meist so klein, dass ihr Nachweis vom Erdboden aus wegen der Luftunruhe nur sehr schwer möglich ist. Das Mercator-Teleskop ist eines der wenigen Geräte, das dafür aber die technische Voraussetzung mitbringt. Siehe auch meinen früheren Beitrag „Astronomie vom Feinsten“.
Ein Leben mit pulsierenden Sonnen
Der Astronom Paul Beck ist ein vielbeschäftigter Mann. Gerade vom Astronomen-Kongress aus Boston (USA) zurück und hier für eine Woche praktische Forschungsarbeit auf La Palma. Anschließend zum Basisstützpunkt des Instituto de Astrofisica (IAC) nach La Laguna (Teneriffa) und dann für einige Tage Familienbesuch in Graz (Österreich), bevor es wieder in die weite Welt geht. Ein Beruf der für ihn Berufung und Antrieb ist.
Und nach der Arbeit bei Sonnenaufgang, wenn der normal sterbliche Mitbürger gerade die letzte Schlafphase hinter sich gebracht hat, kann auf dem Weg zum nahen Campo auch ein Blick auf die restliche Natur von La Palma geworfen werden. Eine bereits wache Alpenkrähe vor der Kulisse des ital. Galileo Teleskop mit seinem 3,60 Meter Spiegeldurchmesser (Foto Paul Beck).
Ein Arbeitstag oder besser eine Nacht die um 19.00 Uhr mit den technischen Vorbereitungen beginnt und erst gegen 7.00 Uhr am Morgen endet. Kostbare Beobachtungszeit wo jede Minute zählt und auch aus Kostengründen ausgenutzt werden muss.
Im rund zwei Kilometer entfernten „Astro-Hotel“ wartet bereits das Bett. Ein Arbeitsleben das sich nur zwischen Bett und Teleskopen und immer auf dem Roque de los Muchachos abspielt. Von der Insel La Palma und den Menschen da unten, hat Paul Beck trotz vieler Aufenthalte hier eigentlich bisher nur den Flugplatz gesehen.
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