Wo bleiben denn die Gäste ?
Seit dem Vorjahr ist auch auf La Palma ein rückläufiger Tourismus zu beobachten. Nach dem stetigen Zuwachs von Besuchern ab dem Jahre 2014 flacht seit 2018 die Kurve wieder auf ein vernünftiges Mittelmaß ab.
Hatte La Palma im Jahre 2013 rund 150.000 Touristen zu verzeichnen, kam 2017 fast die doppelte Anzahl mit 293.000 Gästen auf die Insel. Die eigene Lobpreisung der Politik und der zuständigen Ministerien wollte nicht mehr aufhören. Seit 2018 wird es ruhiger. Mit 274.000 Touristen kamen 2018 schon rund 8 Prozent weniger Gäste als im Vorjahr. Der Abwärtstrend setzt sich auch 2019 fort.
Von Januar bis Ende Juli 2019 sieht die offizielle Statistik der ISTAC im Vergleich zu Jan/Jul. 2018 so aus. Nur ankommende Fluggäste sind gezählt worden:
Aus Gründen der Lesbarkeit habe ich die skandinavischen Länder abschneiden müssen. Hier betrug der Rückgang ‑49,6 % …und unter dem Strich als Gesamtbilanz sieht es dann so aus:

Mainland sind spanische Festland und Kanaren Touristen
Ein Minus in den ersten sieben Monaten von 11,1 Prozent. Aber auch nur, weil die Besucher aus Spanien um 19,8 % zugelegt haben. Sonst wäre es ein Rückgang an internationalen Touristen von 16,1 Prozent.
Der kräftige Anstieg an innerspanischen Gästen lässt sich auch mit der Erhöhung der Subvention von 50 auf 75 % auf die Flugpreise für kanarische Residenten teilweise erklären.
Jammern gehört zum Geschäftsmodell
Wer bei diesen Zahlen in Panik gerät, hat die tatsächlichen Gründe nicht verstanden oder verdrängt. Nur durch politische Unruhen und terroristische Anschläge in anderen Ländern kamen die Kanaren als Ersatzziel überhaupt auf die Agenda der Touristikkonzerne.
Ägypten, Türkei oder Tunesien waren unsichere Urlaubsländer und die Kanaren in etwa in vergleichbarer Reichweite von 5 Flugstunden. Die teilweise schamlose Erhöhung der Hotel- und Übernachtungspreise fand bei der meist Billig-Pauschal reisenden Kundschaft keinen Anklang, die zu einer Wiederholung animiert hätte.
Der Tourist vergisst schnell und die Lage in den Mittelmeer-Destinationen hat sich beruhigt. Also wird jetzt wieder die Türkei mit den weitaus günstigeren Preisen angeflogen.

Nur wenige Besucher am Sonntag in der Markthalle von Puntagorda
Ist der rückläufige Tourismus positiv oder negativ zu bewerten?
Möglichst billig, pauschal und alles All-Inklusive war der Trend. Nichts mehr mit persönlich, privat oder individuell. Die fantastische Natur oder eine ausgedehnte Wanderung waren nur eine Randerscheinung und kleine Zugabe, die höchstens im Vorbeigehen etwas Beachtung fand.
Ein Publikum das eigentlich gar nicht zum grünen Juwel La Palma passt. Der rückläufige Tourismus erhöht auch plötzlich wieder die pro Kopf Ausgaben der Gäste um 3,7 %. Geld das der Insel und nicht den Konzernen zugutekommt.
Jammern können eigentlich nur die großen Hotels und Touristikkonzerne. Auch während der vergangenen Boomphase hat die Zahl der Arbeitsplätze für die Insulaner kaum zugenommen. Auf La Palma stagniert seit Jahren die Arbeitslosenquote um die 20 Prozent. Das Argument von Entlassung und sprunghaft ansteigenden Arbeitslosenzahlen ist eine Farce und nur eine Drohgebärde um öffentliche Subventionen direkt oder indirekt einzustreichen.
Kleine Pensionen, Appartementanlagen oder private Vermieter haben ihr Publikum. Stammgäste die das Idyll, die Ruhe und die Vorzüge von La Palma kennen und auch richtig schätzen können. Durch den Touristenansturm in den vergangenen Jahren wurden einige abgeschreckt. Die gilt es jetzt wieder zurückzuholen.
Als Bioreservat und Naturparadies sollte auch bei der ganzen Klimadiskussion auf die Umwelt geachtet werden. Was nützen Lippenbekenntnisse wie „Klima Notstand“ kürzlich ausgerufen vom Gobierno Canarias oder das Entfernen von „Steinmännchen“ an den Küsten, um den Lebensraum von Krabbeltieren nicht zu gefährden.
72 Prozent aller Emissionen werden auf Teneriffa durch den Tourismus erzeugt. Es ist die Fliegerei, Schiffe oder durch den zusätzlichen Straßenverkehr. Errechnet von Wissenschaftlern der Uni La Laguna. Auf La Palma dürfte das Ergebnis nicht besser aussehen. Rückläufiger Tourismus kann dieser Bilanz nur guttun.
Warum kurbelt die Kanaren Regierung durch eine Erhöhung der Subvention auf jetzt 75 Prozent den Flug- und Fährverkehr zusätzlich an?
Kontraproduktiv für die Umwelt und den Klimaschutz. Statt das Geld in regenerative Energieformen zu investieren. Auch das stinkende Diesel- und Schwerölkraftwerk des italienischen Enel-Konzern am Hafen in Santa Cruz de La Palma ist vielen Menschen schon längst ein Dorn im Auge.
Wahlgeschenke der alten Kanaren Regierung, wie die Herabsetzung der Kanarischen Umsatzsteuer von 7 auf 6,5 Prozent, muss nach der Wahl jetzt wieder rückgängig gemacht werden. Ausfälle von rund 43 Millionen Euro lassen den kanarischen Schuldenberg immer weiter anwachsen. Mit über 400 Mio. Euro Defizit wird Madrid wachgerüttelt und es droht den Kanaren für 2020 eine Zwangsverwaltung durch die Zentralregierung in Madrid.
Was nutzen Autonomiestatus, Selbstständigkeit und eine einzigartige Natur, wenn man damit nicht richtig umgehen kann. Persönliche Profilierung, Geld, Macht und irgendwelche Partei-Ideologien nützen nicht dem Menschen, der Insel oder der Umwelt.
Bleibt zu hoffen, dass La Palma nicht die gleichen Fehler wie seine östlichen Nachbarinseln macht. Ein Blick in den Süden von Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura oder Lanzarote sollte eigentlich als abschreckendes Beispiel genügen.