Rettung in letzter Minute ?
Während die deutschen Medien erst jetzt von einer drohenden Schiffskatastrophe vor den Kanaren berichten, ist die Gefahr einer Explosion zunächst gebannt. Seit dem gestrigen Sonntag entströmen aus dem britischen Massengutfrachter CHESHIRE keine Dämpfe und Rauchwolken mehr.
Die Bergungs- und Löschmannschaften haben es geschafft die chemische Reaktion der Ladung zu stoppen. Beladen mit 42.654 Tonnen Ammoniumnitrat hatte bereits vor zwei Wochen nach einem bis heute noch nicht aufgeklärten Zwischenfall die chemische Zersetzung des Düngers begonnen. Giftige Rauchschwaden und eine drohende Explosion veranlassten die Hafenbehörde von Gran Canaria die Zufahrt in den Hafen von Las Palmas zu sperren und eine südlich der Kanaren liegende Meeresstelle zuzuweisen. Die 24 köpfige CHESHIRE Besatzung wurde am Folgetag mit SAR Hubschraubern evakuiert.
Schiffskatastrophe mit Chemikalien-Ladung
Die brennende Zeitbombe trieb nun führerlos über Tage bis südwestlich der Insel El Hierro. Eine Schiffskatastrophe von unbekanntem Ausmass war jederzeit möglich. Ähnliche Explosionen von Ammoniumnitrat hatte es bereits im Jahre 1921 in Ludwigshafen und am 16. April 1947 in Texas-City mit vielen Toten und großen Sachschäden gegeben.
Alles schon einmal erlebt. Nur bestand die Ladung der CHESHIRE jetzt aus einer rund 10-fachen Düngermittelladung. Russische Fachleute sprachen von der größten nicht nuklearen Bombe die sich aus der Explosion der großen Ammoniumnitrat Ladung entwickeln kann.
Da eine effektive Löschung auf rauer See nicht möglich erschien, wurde in einer waghalsigen Aktion das brennende Schiff an den Haken eines Schleppers genommen und näher Richtung Gran Canaria geschleppt. Hier konnten auch wegen der Inselnähe wichtiges logistisches Material mit Hubschraubern und Schiffen besser antransportiert werden.
Heute liegt das Schiff rund 35 Seemeilen südlich von Maspalomas (Markierung). Wie aus den kargen Mitteilungen der Bergungsfirma Resolve Marine und der Reederei Bibby Line aus Liverpool zu hören ist, konnte mit Wasserlanzen die Reaktion der Chemikalien an Bord gestoppt werden. Um jedoch intensiv die Ladung untersuchen zu können, wäre das Equipment im Hafen von Las Palmas de Gran Canaria notwendig.
Die Kanarische Regierung verweigert im Augenblick noch den Frachter in den Hafen schleppen zu lassen und hat eine 12 Seemeilen Sperrzone um die Inseln verhängt. Niemand weis, ob und wann eine weitere Reaktion des Ammoniumnitrat erfolgt. Von einer evtl. Meeresverschmutzung direkt vor der Hauptstadt ganz zu schweigen. Viele Badestrände liegen in unmittelbarer Nähe.
Auch hier gibt es Erfahrungswerte. Erst vor drei Wochen musste ein brennender Öltanker im Hafen von Gran Canaria gelöscht werden. Dramatischer war die Rettungsaktion des in Brand geraten russischen Fischtrawler Naydenov im Jahre 2015. Noch heute entströmt aus dem gesunkenen Wrack Öl.
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