In der Nacht Erdbeben der Stärke ML3,5 -
Erst heute Morgen um 5.35 Uhr ereignete sich ein Erdbeben der Stärke ML3,5 um den aktiven Vulkan Eldiscreto vor El Hierro.
Ein Beben spürbar aus 31 km Tiefe. Das Epizentrum lag im Gemeindegebiet von El Pinar vor dem Leuchtturm Faro de Orchilla. Dieser war bis zum Jahre 1884 der 0‑Meridian und galt lange Zeit als das äußerste Ende der westlichen Welt.
Es sind die vielen Erdstöße die immer wieder daran erinnern, dass die Kanarischen Inseln vom Vulkanismus geboren wurden. Leben mit einem aktiven Vulkan gilt für alle westlichen Nachbarinseln.
Ohne Vulkane und die Eruption von Magma gäbe es keine Insel. Ein Prozess der bereits vor 24 Millionen Jahre begonnen hat und bis heute andauert. Wie Phönix aus der Asche sind alle kanarischen Inseln vom 3500 Meter tiefer liegenden Meeresgrund empor gewachsen. Riesige Mengen Lava waren notwendig um die Inselsockel und das Fundament für die späteren Inseln aufzubauen. Nur die Spitze des Eisbergs hat die Meeresoberfläche durchbrochen und bilden heute die sichtbaren Kanarischen Inseln.
Berge mit mehr als 7000 Meter Höhe
Der Teide von Teneriffa kann es sogar in der Höhe mit den Riesenbergen des Himalaja-Gebirges aufnehmen.
Mit seiner 3718 Meter hohen Gipfelspitze mussten unter Wasser erst rund 3500 Meter Gestein aufgebaut werden, bevor der Berg für das menschliche Auge sichtbar wurde. Unzählige Vulkaneruptionen waren allein hierfür notwendig. Nur 5% der Gesamtmasse können wir sehen.
Alle aktiven Vulkane sind sich im Laufe der Zeit weiter nach Westen gewandert. Durch die Wanderung der afrikanischen Erdplatte um jährlich ca. 3 bis 4 cm nach Nordosten verschiebt sich der stationäre Hotspot immer weiter nach Südwesten. Heute liegen die aktiven Vulkane um die Westinseln El Hierro, La Palma und Teneriffa.
Große Magmavorräte schlummern in der Vulkankammer. Bei entsprechendem Druckaufbau kommt es dann zu einem Vulkanausbruch. In regelmäßigen Abständen wird durch einen Ausbruch Druck abgebaut. In jüngster Zeit haben wir das bei der Eruption des Vulkan San Juan 1949, Teneguia 1971 (beide La Palma) oder im Jahre 2011 mit dem Unterwasservulkan Eldiscreto vor El Hierro erlebt.
La Palma (1,8 Mio.) und die jüngste Insel El Hierro (1,2 Mio. alt) sind noch geologische Säuglinge. Viele Eruptionen und noch mehr Erdbeben werden sich in Zukunft ereignen. Das heutige Beben vor El Hierro oder auch der Bebenschwarm vor wenigen Monaten im Süden von La Palma sind nur Indizien und ein Fingerzeige des aktiven Vulkan. Meist allerdings schwache Erdstöße die sich nur mit dem Seismografen messen lassen.
Wie reagieren die Bewohner auf einen aktiven Vulkan?
Ruhe und Gelassenheit ist eine Stärke der Canarios. Seit Generationen leben sie mit ihren Vulkanen. Wissen sie doch ganz genau, dass ohne Vulkane ihre Inselheimat niemals entstanden wäre. Vulkane gehören zum Alltag und sind heute eine Touristenattraktion. Was wäre Lanzarote ohne den Timanfaya, Teneriffa ohne den Teide oder La Palma ohne die Caldera de Taburiente (Bild).
Arbeitsplätze, wirtschaftlicher Nutzen und der tägliche Lebensunterhalt wird durch die Vulkane garantiert. Interessierte und urlaubs-hungrige Gäste bringen die entsprechenden Devisen. Auch die fruchtbaren Böden für die ausgedehnte Landwirtschaft auf den regenreichen Westinseln sind ein Segen. Nährstoffreiche Mineralien wurden durch die Vulkane nach oben gespült. Die Grundlage für den Bananen‑, Avocado- und Gemüseanbau.
Es ist das heute und jetzt – ein ausgeprägter Optimismus der die Gefahr in den Hintergrund verdrängt und die Risiken fast vergessen lässt.
Auch das Ausharren am Vesuv oder Ätna in Italien ist auf die fruchtbaren Böden zurück zuführen. Niemand hat es auch auf La Palma davor abgehalten in einem Vulkangebiet am Fuß des Teneguia (Foto) im Süden einen großen Hotelkomplex zu genehmigen und zu bauen.
Erst spürbare Erdbeben rufen wieder Erinnerungen wach und lassen aufhorchen. Alle 30 bis 40 Jahre oder noch in größeren Zeitintervallen erfolgt auf den Kanaren ein Vulkanausbruch.
Die Chance im Menschenleben einen oder zwei Eruptionen erleben zu dürfen oder zu müssen besteht. Die letzten Ausbrüche verliefen glimpflich ohne größere Schäden oder Tote. Die Hoffnung stirbt auch hier zuletzt. Ein Netz von Überwachung- und Messgeräten überzieht inzwischen die Inseln. Das beruhigt und täuscht zugleich Sicherheit vor.
Die Frühwarnung wird funktionieren. Ob die gewonnenen Erkenntnisse in der Praxis umgesetzt und befolgt werden, eine andere Sache. Die Vulkaneruption selbst kann damit aber auch nicht aufgehalten werden. Was letztlich dann bleibt – ist nur die Flucht.
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