Was geschieht in Zukunft mit der Lavafläche auf der Westseite?
Wenn es nach den Bananenbauern geht, soll die Lavafläche wieder in den Urzustand wie vor dem Vulkanausbruch versetzt werden. Der Verband der Bananenproduzenten der Kanarischen Inseln (Asprocan) hat ein Projekt zur Rückgewinnung von landwirtschaftlichen Flächen entwickelt, die von der Lava des Vulkans Cabeza begraben wurden, in dem er vorschlägt, eine Fläche von 426 Hektar zu terrassieren und mit Infrastruktur zu versehen.
Seine Durchführung würde die Wiederherstellung des Landes für alle betroffenen Eigentümer in einer Weise sicherstellen, die mit der Wiederaufnahme der landwirtschaftlichen Tätigkeit vereinbar sei.
Die Lava des Vulkans Cabeza auf La Palma hat 340 Hektar Anbaufläche unrentabel gemacht, davon 217 Hektar Bananen. Ein Schlag gegen die wichtigsten wirtschaftlichen und sozialen Aktivitäten in der Region. Der Bananensektor muss sich so schnell wie möglich erholen, um den mehr als 600 Familien, die ihren Lebensunterhalt verloren haben, eine Einkommensquelle und die Wiederherstellung ihrer Arbeitsplätze zu sichern.
Wie soll die Reaktivierung des Lavafeldes aussehen?
Nach dem Vorschlag von Asprocan soll die verwüstete Fläche von der Höhe der Straße LP-213 (Los Llanos – Puerto Naos) bis zur Küste eingeebnet, planiert und terrassiert werden. Dann mit fruchtbarem Mutterboden aufgefüllt und effiziente Straßen und die gesamte öffentliche Dienstleistungsinfrastruktur errichtet werden. Darauf sollen Bananen-Plantagen entstehen.
Soweit die Idee und der Vorschlag der betroffenen Interessengruppe. Damit wären alle betroffenen Plátaneros wieder im Besitz ihres Landes und die wirtschaftliche Grundlage hergestellt. Was mit der restlichen von Lava bedeckten Fläche oberhalb der LP-213 (ca. 315 m ü.M.) geschehen soll, wurde nicht erwähnt. Dies ist auch nicht die Aufgabe von Asprocan.
Grundsätzliche Gedanken zur Rekonstruktion der Lavalandschaft
- Müssen es wieder Bananen sein? Der Plátanos-Anbau auf La Palma ist eine Monokultur, die sich wirtschaftlich nur in Meeresnähe bis 300 m ü.M. lohnt. Durch die konzentrierte Anbaumethode krankheitsanfällig und sehr Wasser hungrig. Häufiger Pestizideinsatz und meist mineralische Düngung. Kontraproduktiv für den Tourismus und die Landschaft verhunzend sind die über weite Gebiete eingesetzten Plastikzelte.
- Absatz und Einnahmen nur durch Subventionen der EU und dem spanischen Staat. Fast 50 % der Bananen Erzeugerpreise werden durch Agrarzuschüsse erzielt. Ohne Subvention gibt es keinen Absatz, da die Erzeuger aus Südamerika und Afrika trotz hoher Transportpreise günstiger liefern können. Überproduktion in den Sommermonaten durch die Urlaubszeit und geringeren Absatz. Trotzdem bleibt die Subvention in verminderter Höhe bestehen, auch wenn ein Teil der Ernte vernichtet wird.
- Alternativ bieten sich Ananas und Avocados an. Der Anbau von Avocadas gelingt auf La Palma sehr gut und erzielt ohne Subvention einen höheren Verkaufspreis. Die Pflanze (Baum) hat einen geringeren Wasserverbrauch und lässt sich auch in Lagen über 300 m anbauen. Keine störende Plastikzelte notwendig. Die Ananas bleibt die 2. Wahl. Die Frucht wächst nur mittelgroß und hat nicht die Qualität der Smooth Cayenne oder der Hilo-Ananas. Auf der Nachbarinsel El Hierro werden im El Golfo seit Jahren Ananas angebaut. Begrenzter Absatzmarkt (meist nur die Kanarischen Inseln).
- Woher die viele Erde nehmen? Um eine Fläche von 426 Hektar bzw. 217 Hektar (alter Bestand) wieder fruchtbar zu machen, wird viel Erde (Boden) benötigt. Fruchtbarer Mutterboden müsste 70 cm hoch über die planierte Lavafläche ausgebracht werden, um den Flachwurzler Banane anzubauen. Dies wären Millionen von Kubikmeter Erde, die dann an der Abbaufläche fehlen und dort keine üppige Natur mehr zulassen. Dies ist bereits in den 1960er Jahren geschehen, als Teile des San Juan Lavastrom um La Bombilla auf die gleiche Art für den Plátanos-Anbau vorbereitet wurden. Die Erde wurde von der Hochebene von El Paso, zwischen dem Centro de Visitante und der Kapelle Ermita de la Virgen del Pino abgetragen. Die ehemalige fruchtbare Kornkammer La Palmas, mit viel Getreide und Gemüseanbau, wurde unfruchtbar und zu einer kargen Weidelandschaft. Heute noch sichtbar an den Sammelstein Pyramiden.
- Auf heißem Boden wachsen keine Nutzpflanzen. Heute hat die Lavaschicht noch einen glühenden Untergrund. Beim Bau der Lavapiste zwischen La Laguna und Las Norias wurden erst vor Tagen in 20 cm Tiefe noch Temperaturen von 900° C gemessen. Selbst wenn eine dicke Erdschicht darüber ausgebreitet wird, ist die Bodentemperatur noch Jahre lang für Nutzpflanzen zu hoch. Auch beim Vulkan San Juan (Ausbruch 1949) hat man 15 Jahre mit den Arbeiten abgewartet.
Dies sind nur einige Gedanken und Bedenken, die mir bei der Vorstellung der Asprocan-Pläne durch den Kopf schießen. Sicher gibt es noch weitere Überlegungen, Vorbehalte oder Ideen. Bis der flache Lavastrom von selbst erodiert und fruchtbar wird, vergehen noch hunderte von Jahren. Solange abwarten wäre die natürliche und kostengünstigste Rekonstruktion.
Montag, der 4. Juli 2022
13.10 Uhr – Die Arbeitslosigkeit sinkt auf La Palma im Monat Juni auf 6.787 Arbeitslose. Es wurden somit 498 Arbeitslose weniger als im Vormonat registriert.
Dienstag, der 5. Juli 2022
8.30 Uhr - Die Gassituation in Puerto Naos und La Bombilla verbessert sich nicht. Das Gesundheitsamt rät davon ab, Anwohner hereinzulassen. Neun Monate nach Beginn des Vulkanausbruchs hat sich die Gassituation in Puerto Naos und La Bombilla nicht verbessert. Ganz im Gegenteil. Die in den letzten Monaten in diesem Bereich gesammelten Daten zeigen, dass der Kohlendioxidausstoß gleich oder schlechter ist.
Mittwoch, der 6. Juli 2022
8.40 Uhr - Der Krater von Tajogaite (nehme jetzt den zukünftigen Namen) ist voll von Wundern wie diesen zerbrechlichen und vergänglichen Schwefelnadeln (Foto Involcan).
9.00 Uhr - Die Zahl der wegen Covid-19 ins Krankenhaus eingelieferten Personen ist in der letzten Woche auf den Kanarischen Inseln um 50,3% gestiegen, von 266 Patienten im Bericht vom 28. Juni auf 400 an diesem Dienstag, berichtet das Gesundheitsministerium und es wurden 24 Todesfälle gemeldet.
13.40 Uhr – La Palma verstärkt Schutz‑, Überwachungs- und Informationsmaßnahmen in der Umgebung des Vulkankegels. Zusätzliches Personal wurde eingestellt, um die Sperrzone zu kontrollieren und unberechtigten Personen den Zutritt zu verwehren.
- Fortsetzung folgt
Lieber Manfred
Wie immer erst einmal herzlichen Dank für deine unermüdliche und sehr gute Berichterstattung zu der Situation auf La Palma. Ja.….ich kann die Bananenbauern verstehen.….aber es gäbe auf La Palma so viele andere Möglichkeiten landwirtschaftliche Produkte anzubauen, welche wesentlich besser geeignet wären – schon im Hinblick auf die erwähnte Problematik beim Bananenanbau. Weltweit wächst die Nachfrage für Heilpflanzen, Superfoods und natürliche Nahrungsergänzung. Pflanzen welche ohne Probleme auf La Palma wachsen würden, einen guten Ertrag bringen, Arbeitsplätze schaffen und Einkommen generieren würden. Allerdings nicht unbedingt in der Zone des jetzigen Vulkanausbruchs. Aber offensichtlich interessiert das weder die Leute auf der Insel – noch den Landwirtschaftsminister. Es ist ja auch viel einfacher sich auf den völlig sinnlosen EU Subventionen auszuruhen und die Insel weiter mit Bananen zu vergiften und zu verschandeln.
Für mich sind die Bananenplantagen ein Grund, La Palma nicht mehr zu besuchen, auch schon vor dem Vulkanausbruch. Und zwar nicht wegen der Pflanzen, sondern wegen der Plastikplanen. Es ist nicht nur hässlich, sondern das Anbauen dieser tropischen Bananensorte in den Subtropen völlig unökologisch. Wie werden diese Planen entsorgt? Fliegen dann irgendwann überall die Fetzen herum? Die Bauernschaft hat wie überall offensichtlich das Recht, wunderschöne Landschaften zu verunstalten, von unseren Steuern subventioniert.
Schaut euch mal die Seite von CrowdFarming an. Dann wisst ihr, wie man Bananen verkauft
Ich wünsche den Bananenbauern, dass es klappt! Oder dass sie darin unterstützt werden, etwas anderes dort anzubauen und davon gut zu leben auf ihrer Heimatinsel.
Eigentlich kann man auf diesem Land nichts mehr anbauen. Wie beschrieben, ist es ökonomisch und ökologisch nicht sinnvoll, dort eine künstliche Landwirtschaft aufzubauen, die nur durch Subventionen besteht. Von „lebendiger Landwirtschaft“ kann man hier nicht sprechen. Zumal sich die erzeugten Produkte noch nicht einmal mit gutem Profit vermarkten lassen.
Der “Namenlose” hat einen Namen: Volcán de Tajogaite
59,3% der Teilnehmer:innen der offizellen Umfrage stimmten für eine der drei Tajogaite-Varianten.
Alle Ergebnisse hier: https://drive.google.com/file/d/1rd2w–koWdTWTxynsEWSCQtGC0-OKOgQ/view
Weiss jemand die Unterschied zwischen „Tagojaite“ und „Tajogaite“ ?
Oder ist das nur ein Schreibfehler.
Tagojaite ist die Bezeichnung für ein Gebiet in der Gemeinde El Paso. Es liegt südlich von Los Romanciaderos, in der Nähe von Montaña Rajada.
Der zweite Name von Tajogaite , mit dem Díaz Alayón ihn in der mündlichen Überlieferung sammelte, kann als Variante durch Metathese erklärt werden. Nachzulesen bei der Uni Las Palmas.
Der Name ist allerdings nur das Ergebnis einer Umfrage und noch nicht der offizielle Name des Vulkans.
Tagojaite / Tajogaite sind wohl Varianten des Namens, die durch Metathese (Lautwandel) entstanden sein dürften.
https://guanchismos.ulpgc.es/item/14059
Danke Manfred und Heriberto. Alles klar jetzt.