Der unbekannte Boden unter unseren Füßen – Teil 12 -
La Palma ist eine Vulkaninsel. Hunderte von Vulkankegel und Krater formen die sichtbare Silhouette. Wie es aber in nur einem Meter Tiefe unter unseren Füßen aussieht, bleibt meist verborgen. Diesem Rätsel möchten wir heute auf unserer Sommertour 2019 etwas näher nachgehen. Ein besonders schönes Anschauungsobjekt haben wir im hohen Norden von La Palma gefunden.
Mit Radar, Röntgenstrahlen, Metall-Detektoren oder mit Schall- und Gravitationswellen lassen sich Mineralien, Metalle, Verdichtungen und heiße oder kalte Regionen aufspüren. Der Inselaufbau mit allen Schichtungen und Ablagerungen ist aber nur durch eine Erdbohrung oder bei einer mechanischen Abtragung wie hier durch den Straßenbau sichtbar.
Zutage kommen bunte Lava-Schichten die vor rund 1,8 Mio. Jahren bei der Geburt der Insel entstanden sind. Als zweitjüngste Kanareninsel (älteste Fuerteventura 22 Mio. / jüngste El Hierro 1,2 Mio. Jahre) erscheinen oft unvermittelt Zeitzeugen aus dieser alten Epoche.
Glühend heiß unter ohrenbetäubendem Lärm, eingehüllt in eine undurchdringliche Schwefel- und Gaswolke, muss sich hier der erste Urvulkan aus der Atlantikoberfläche erhoben haben. Es war keine Dreitage Aktion um den Vulkan Garafia entstehen zu lassen. Über Tausende Jahre gab es weitere Eruptionen. Das Herzstück bildet heute die Caldera de Taburiente.
Doch was sind das für bunte Schichten?
Lava-Ablagerungen von mehreren Eruptionen. Bis zu acht Vulkanausbrüche sind allein auf diesen wenigen Metern Tiefe zu erkennen.
Wie gemalt würde der Künstler jetzt sagen. Marie verglich es mit einem Tortenstück und ich mit einem aufgeklappten Buch.
Mehrere Umschreibungen, aber mit dem gleichen Ergebnis – Einfach nur SCHÖÖÖN
Oben die Bäume und Sträucher. Darunter die dünne fruchtbare Krumme, dann bereits verwitterte Erde. Dann kommt eine Wassersperrschicht, die als kleiner Kanal sichtbar ist.
Darunter gelb/ockerfarbige Lava, die einen hohen Schwefelanteil enthält. Abgelöst von einer eisenhaltigen rotweinfarbenen Lavaschicht. Und im Wechsel geht es dann so weiter.
Die Lavafärbung kann von der Mineralien-Zusammensetzung (lässt sich chemisch nachweisen), aber auch von der Austrittstemperatur stammen. Bei 600 °C entwickelt sich die normale schwarze Lava. Je höher die Temperatur, desto heller und bunter erscheint die erkaltete Lava. Vulkanische Höchsttemperaturen am Austrittsschlund von bis zu 1200 °C wurden schon gemessen.
Erstmalig hatten wir bei dem Eldiscreto Ausbruch vor El Hierro im Jahre 2011 auch weiße Lava. Einmalig auf diesem Globus. Es waren Sediment Aufschmelzungen vom Meeresgrund, die bei Eruptionsbeginn nur während der ersten drei Stunden ausgeworfen wurden.
Die sogenannten Restingolitas waren also eine Lava-Sonderform und stammten von abgestorbenen Schalentieren (Kalk), die eine 37 Meter dicke Schicht am Meeresboden gebildet hatten.
Wer mehr dazu lesen möchte, geht auf meine alte El Hierro-Seite mit ausführlichen Beiträgen zum Vulkanausbruch 2011.
Eine zerbrechliche Vulkaninsel
Nicht nur die grüne Natur mit ihren zahlreichen Bäumen, Büschen und Pflanzen ist zerbrechlich. Nein – es ist auch der Sockel, das Fundament und der Unterbau von La Palma. Kein Fels in der Brandung an dem sich beständig die Wellen brechen und auch nicht aus Granit.
Die Beschaffenheit unserer Lava entspricht dem leichten Bimsstein und ist von hunderten kleiner Kanäle durchzogen.
Weicher als Buntsandstein und leicht zu bearbeiten. Auch ein leichtes Spiel für Wurzeln und eindringendes Wasser. Die weißen Spuren sind vom Wasser gelöste und abgelagerte Mineralien. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Erosion den Fels zerkleinert und zerbröselt hat. Übrig bleibt dann noch Picon.
Das soll es für heute gewesen sein. Etwas Geo und Vulkanologie von unserer Vulkaninsel. In den nächsten Tagen geht es nach Santo Domingo de Garafia (dt. Heiliger Sonntag von Garafia) …und da wirds richtig spannend.
Die rotbraunen Ablagerungen sind keine Lava, sondern vulkanische Aschen und Lapilli (kleine Steinchen), die bei einem explosiven Vulkanausbruch in die Luft ausgestoßen werden und sich rund um die Austrittsstelle ablagern. Die hellen Bänder markieren Risse und Störungen im Gestein, die dem einsickernden Wasser bevorzugte Wege ermöglichen. Dort kristallisieren weiße silikatische Ausfällungen an der Oberfläche aus.
Hier nennt es sich Picon. Beliebt und vielfach in Gärten verwendet. Durch seine Wasser-speichernde Eigenschaft sorgt es für feuchten Boden. Als Abdeckung unterdrückt es aufkeimende Samen und auch malas hierbas (dt. Unkraut).