Zierrat ohne großes Hightech – Teil 11 -
Wer Fundstücke finden will, muss sich in den Norden von La Palma begeben. Genauer in den kleinen Ort El Tablado. Wie der handbetriebener „Waschvollautomat“ aus der noch stromlosen Vorzeit. Unsere Sommertour 2019 bringt uns immer wieder neue Überraschungen.
Erst dachten wir an einen Grill, der aber seitlich nur eine Handflächen große Öffnung aufweist. Nein, das wäre eine zu heiße Angelegenheit geworden, das Grillgut aus dem kleinen Loch zu fischen. Eine Waschtrommel mit Wasser oder Lauge im Fass Boden wird es wohl gewesen sein. Ob für Kleidung oder ein anderes Produkt bleibt offen. Der schöpferische Einfall war aber genial.
Und das Ortszentrum, quasi die Plaza von El Tablado, ist noch so ein Fundstück.
Eine Bushaltestelle mit Stuhl für den wartenden Fahrgast (wird einmal am Tag um 10.00 Uhr bedient), Taxistand mit Rufnummer und der Müllcontainer. Dazu noch ein touristisches Hinweisschild zur nächsten Sehenswürdigkeit. Alles auf engstem Raum platzsparend untergebracht.
Nur eine Parkmöglichkeit für fremde Besucher – auch das reicht aus. Aber inzwischen Strom und Telefon für die Verbindung mit der Außenwelt.
Die einzige Bar „La Garza“ natürlich nur am Wochenende geöffnet. Ein verschlafenes aber nettes Pueblo in exponierter Lage über den Steilklippen im Norden.
Ein besonderes botanisches Fundstück
Angetan hat es uns ein besonders langes Gewächs aus der Familie der Natternköpfe (botanisch Echium) . Rund 8 bis 10 Meter hoch (kommt auf Foto nicht richtig zur Geltung) kurz vor der Blüte.
Nur die beeindruckende Spitze hat es aus dem Dickicht geschafft. Die Wurzeln und der Stamm liegen tief im Barrancogrund. Sicher nicht die endemische Sorte Echium wildpretii vom Roque de Los Muchachos. Die hat bereits Mitte Mai geblüht und wird höchstens drei Meter hoch. Aber eine andere der 65 bisher gefundenen Spezies dieser Pflanze.
Nur wenige Häuser und Hütten und eine Mini-Kirche. Wie ein Fels in der Brandung überragt von einem Urgewächs.
Der Drachenbaum steht für die wilde und naturbelassene Landschaft. Einer von vielen in diesem geschützten Naturraum. Die Zeit ist hier stehen geblieben und vermittelt ein Gefühl um Jahrzehnte in der Vergangenheit zurück gebeamt zu werden.
Alte Chozas, Pajeros und Stallungen, mit Lavastein und dem heimischen Tea-Holz errichtet. Die Gegend ist heute für den Besucher ein kleines Paradies mit viel Nostalgie. Für die dort lebenden Menschen aber früher mit harter körperlicher Arbeit verbunden. Alles musste selbsterwirtschaftet und an Ort und Stelle erzeugt werden.
Bis 1959 gab es keine Straße und zu Fuß über die steilen Camino Reales (Königswege) dauerte es über einen Tagesmarsch bis zur nächsten größeren Stadt.
Gönnen wir uns unter einem schattigen Baum eine kleine Pause. Die vielen gewonnenen Eindrücke können auch erschöpfen und wir haben heute wieder viel Zeit mitgebracht.
Der Weiler El Tablado liegt eingekapselt zwischen dem links liegenden Barranco Fugando und rechts dem Barranco de Los Hombres und nördlich davor der Atlantische Ozean.
Getrennt durch mehrere hundert Meter tief abfallende Schluchten, wie ein Hochsitz auf einer Steilklippe.
Vom Mirador geht der Blick über die zerklüftete Nordküste oder in die dicht bewachsene Bergwelt (Foto) Richtung Roque de Los Muchachos.
Ein Ort an dem ich vielleicht in den letzten 20 Jahren vier oder fünfmal war. Nur wenige Wanderer und keine geführten Kreuzfahrt Touren schaffen es bis an diesen einsamen Fleck. Zeitlich sehr aufwendig und meist unbekannt träumt El Tablado weiter. Oasen auf La Palma, wie ich sie so liebe.
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