Im Kaminzimmer der Casa Winter -
Es ist schon ein besonderes Gefühl vor dem Kamin in der Casa Winter zu sitzen. Wer weiß, welche einst bekannten und einflussreichen Menschen, aus der deutschen Hitler Dynastie sich hier bereits versammelt hatten. War es Göring, Admiral Wilhelm Canaris, Hitlers legendärer Abwehrchef oder SS Größen die sich bei Kriegsende auf der Flucht nach Argentinien oder Chile hier eine Ruhepause verschafften. Ein Hauch von Geschichte haftet diesem legendären Ort an. Das ist spürbar.
Einige Details sind heute durch den jetzigen Verwalter der Casa Winter verkitscht worden. Köpfe oder Wimpel die einst nichts in der Casa Winter verloren hatten, stören das Gesamtbild.
Auch eine Uniform, die ich den DDR Streitkräften und nicht der deutschen Wehrmacht zuordnen kann. Es soll ein Mythos erhalten und gepflegt werden, den es in dieser Form hier wahrscheinlich nie gab.
Wer sich ein wenig mit Geschichte auskennt, fällt auf diese Makulatur und Geschichtsverfälschung nicht herein.
Deutschland, die Nationalsozialisten und der 2. Weltkrieg hatten aber etwas mit der Casa Winter zu tun.
Kein U‑Boot Stützpunkt, den gab es auf der benachbarten Insel Gran Canaria. Dort wurden während des Krieges ständig deutsche U‑Boote gewartet, betankt und mit Gütern versorgt. Warum sollten im 100 Kilometer entfernten Fuerteventura das gleiche Konzept unter Meeres-technisch viel schwierigeren Bedingungen erfolgen.
Lenken und steuern war vielleicht die Aufgabe
Es dürfte ein Funk- und Navigationsstützpunkt für Schiffe oder Flugzeuge gewesen sein. Umfangreiche Geräte und Ausrüstungsutensilien sind vorhanden. Leistungsstarke Geräte, Schalttafeln und Leitungen befanden sich nachweislich im Turm der Villa Winter.
Gustav Winter war Elektroingenieur und hatte bei den Befestigungsanlagen in der Normandie in Frankreich und bei der Errichtung des Stromwerk CICER von Gran Canaria mitgewirkt. Damals ein Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst.
Auch der US-amerikanische Geheimdienst hatte nach Kriegsende Gustav Winter als deutschen Spion in Spanien und Koordinator für die Navigation deutscher U‑Boote und Flugzeuge bezeichnet. Ohne Konsequenzen für ihn und ohne Entnazifizierung durch die Siegermächte.
Musikalisch mit Tuba und Orgel
Sehr musikalisch müssen die ehemaligen Bewohner und Besucher gewesen sein. Eine Orgel, eine Trompete oder eine deutsche Tuba sind zu finden. Instrumente, die typisch deutsch sind und sicher noch aus den 1940er Jahren stammen. Dagegen keine Zupfinstrumente wie eine Gitarre oder eine kanarische Timple, wie man sie eigentlich in Spanien und auf den Kanaren vermuten könnte.
Fotos, Bilder und Zeitungsartikel mit Franco und Hitler schmücken einige Glasvitrinen. Natürlich gab es Verbindungen zu Großdeutschland. Patrioten, ob nun NSDAP Mitglied oder nur Sympathisant, gab es weltweit.
Gustav Winter gehörte dazu. Er förderte und unterstützte das deutsche Reich. Seine Kontakte und Verbindungen setzte er ein um Deutschland und seine persönliche Situation gewinnbringend für sich einzusetzen. Das wurde honoriert und verschaffte ihm einen „Herrschaftsstatus über Jandia“
Richtig reich wurden erst seine Erben in den 1990er Jahren mit der touristischen Erschließung und dem Verkauf von Jandia an Touristkkonzerne. Vieles könnte ich noch entdecken. Davon einiges im nächsten Beitrag. Material das ein komplettes Buch über die „Villa Winter“ füllen würde.
Ergänzender Tipp, der vielleicht in Artikel zum Thema aufgenommen werden kann:
Es gibt seit kurzem einen sehr umfangreichen Website zur Villa Winter mit vielen Informationen und Bildern u.a. vom Bau inklusive eingescannte PDF-Dateien der Baupläne und viele Informationen zum Eigentümer Gustav Winter, seinen Geschäftstätigkeiten auf Fuerteventura und anderswo.
https://www.casawintercofete.com/de/
Der Website ist von einem seiner Söhne erstellt worden, auch um die einen oder anderen Gerüchte aufzuklären. Die Villa wurde erst ab 1947 langsam bis 1954 gebaut, daher scheidet sie (wie oft vermutet) als Zwischenstopp zumindest der frühen Rattenlinien wohl eher aus.
Der Grossteil der aktuell in der Villa präsentierten Gegenstände hat nichts mit dem Gebäude zu tun, ebenso ist ein Grossteil der dort bei Führungen erzählten Geschichten reine Fiktion und vieles klar durch die Dokumente des o.g. Websites widerlegt.
Gesamt trotzdem ein interessanter Ort, alleine schon wegen der Lage, und absolut besuchenswert, nur eben nicht alles glauben, was einem dort erzählt wird.
Auch meine Meinung, das müsste nicht sein. Zudem sind auch Dinge wie z.B. die ausgestellten Batterien aus DDR-Produktion wohl eher den KoKo-Investitionen in Caleta de Fuste zuzuordnen als einer Nutzung in der Villa Winter.