Neues Land ist entstanden: La Palma wächst weiter -
Das durch den Lavaabfluss ins Meer auf der Westseite von La Palma entstandene neue Lavadelta ist robust und beständig. In wenigen Jahren wird der von der Lava des Vulkans „Cabeza“ bedeckte Meeresboden eine bedeutende Biodiversität und eine große Artenvielfalt aufweisen, wie der Professor und Forscher an der Universität von La Laguna, der Palmero Carlos San Gil, nach den ersten Ergebnissen der beiden Forschungskampagnen feststellt.
Carlos San Gil: „Der Meeresboden des Lavadeltas ist der komplexeste, den ich je gesehen habe, und das bedeutet, dass wir in einigen Jahren eine große Artenvielfalt in der Gegend sehen werden.“
Das mehrere Quadratkilometer große Lavadelta vor der Küste zwischen Tazacorte und La Bombilla, drohte zunächst abzubrechen und eine Flutwelle auszulösen. Als am 28. September 2021 um 23.03 Uhr die ersten Lavabrocken über die 90 Meter hohe Steilklippe in das 20° C kalte Wasser stürzten und die fast 1000° C heißen Lavamassen chemische Reaktionen auslösten.
Viel Wasserdampf durch den thermischen Schock, aber auch eine Reihe von giftigen Verbindungen stieg nun auf (Nachzulesen „Cabeza Lavastrom erreicht das Meer“). Die jetzt entstehende Plattform hatte keinen Unterbau und drohte durch das Übergewicht vom Inselsockel abzureißen.
Das Lavadelta vergrößerte sich in den Folgewochen und festigte seine Lage. Es liegt heute teilweise zusammengewachsen mit dem Delta des Vulkans San Juan von 1949 vor der Küste und entwickelt neues Leben.
Die erste Forschungs-Kampagne wurde im Februar, zwei Monate nach dem Ende der Eruption, eine weitere Ende April/Anfang Mai, viereinhalb Monate später, durchgeführt. Was getan wurde, die erhaltenen Ergebnisse mit einigen früheren Daten aus dem vom Lavadelta begrabenen Gebiet zu vergleichen. Verglichen wurden Gemeinschaften von Organismen, die mit dem felsigen Substrat assoziiert sind und Gemeinschaften die das marine Substrat fressen und auf ihm leben.
In diesem Zusammenhang wies der Forscher darauf hin, dass in diesen ersten vier, fünf Monaten der Studie beobachtet wurde, dass eine Wiederbesiedlung dieser Deltas stattgefunden hat, die jedoch je nach Organismus sehr unterschiedlich war: Jede Art, ob Fische, wirbellosen Tiere oder die Algen nehmen einen anderen Weg.
Die Geschwindigkeit, mit der die Gemeinschaften Fortschritte gemacht haben, hängt mit den Lebenszyklen der Organismen, ihre Ausbreitungsfähigkeit und ihre Fähigkeit, sich in dieser Umgebungen zu etablieren und voranzukommen, zusammen.
Eine der Besonderheiten, die er bisher beobachtet hat, dass „es praktisch keine Unterschiede zwischen den Monaten Februar und April gibt, was bedeutet, dass die Entwicklung in den letzten Monaten null war“, sagte Carlos San Gil. Dieses Projekt wird bis 2025 fortgesetzt.
Das Leben um das Lavadelta wird noch kommen
Bisher haben die Studien keine Überraschungen hervorgebracht, obwohl San Gil darauf hinwies, dass „vielleicht einige Arten auftauchen, die wir nicht erwartet haben und die anfängliche Störung ausnutzen, um sich zu vermehren“ und die Wissenschaft sogar neugierig machen könnten. Die Realität ist also, dass es in diesem Lavadelta-Gebiet Leben gibt, aber mit einer geringeren Anzahl von Arten.
Noch beeinträchtigen nachfließende Lava unter dem Meeresspiegel und Vulkangase die Neuansiedlung. Ich erinnere an den Vulkan Eldiscreto vor El Hierro. Nach seinem Ausbruch im Jahre 2011 war das Meeresleben zunächst tot. Es hat jedoch nicht lange gedauert, bis sich neue Arten angesiedelt und kräftig vermehrt haben. Heute ist es ein Unterwasserparadies – der Vulkan als Lebensmotor.
Größere und dickere Fische, neue Arten und es wurden noch Thunfische gefangen, obwohl die Saison dafür eigentlich schon beendet war. Fisch in Hülle und Fülle. Diese Auswirkungen waren selbst im 65 Kilometer entfernten La Palma zu beobachten. Auch hier wurden Exemplare gefangen, wie sie so mancher Fischer in seinem Leben noch nie gesehen hatte.
Um das Meeresleben mache ich mir keine Sorgen. Mehr Kopfzerbrechen bereitet mir die Landwirtschaft mit dem Bananenanbau. Sie wird die neu dazu gewonnene Lavafläche nutzen wollen und dafür braucht der Platanero fruchtbaren Boden. Dazu aber später mehr.
Freitag, der 1. Juli 2022
9.18 Uhr – Die Europameisterschaft im Trailrunning und Berglauf wird in El Paso mit einer Parade eröffnet.
Samstag, der 2. Juli 2022
9.00 Uhr – Heute ein Flug über die Krater des Ausbruchs. Aus der Vogelperspektive thront der Vulkan Cabeza weiterhin majestätisch über dem Tal.
Hoy cerramos con un vuelo sobre los cráteres de la erupción. A vista de pájaro sigue mostrándose majestuoso sobre el Valle / Today we close with a flight over the craters of the eruption. From a bird’s eye view it continues to be majestic over the Valley #CumbreVieja2021 #LaPalma pic.twitter.com/LhTS56nHSr
— INVOLCAN (@involcan) July 1, 2022
Sonntag, der 3. Juli 2022
9.00 Uhr - Das Cabildo fordert konkrete Hilfe für die Betroffenen in La Bombilla und Puerto Naos, die nicht in ihre gewohnte Heimat zurückkehren können. Der Berater fügt hinzu, dass diese Menschen zwar Anspruch auf Mietbeihilfen haben, die hohe Nachfrage auf La Palma nach Wohnraum dies jedoch fast unmöglich macht und die Suche nach anderen Alternativlösungen erhöht.
- Fortsetzung folgt
„Mehr Kopfzerbrechen bereitet mir die Landwirtschaft mit dem Bananenanbau. Sie wird die neu dazu gewonnene Lavafläche nutzen wollen und dafür braucht der Platanero fruchtbaren Boden.“
Da wäre es doch wohl sinnvoller (falls man überhaupt so wieder in die Banane einsteigen will), die ehemaligen Flächen zu renaturieren und die neue Lavafläche als Naturschutzgebiet auszuweisen. Was aus der Drohnenperspektive zu sehen war, gibt es da nämlich viele kleine Buchten mit feinem Lava, die sich noch als Badebuchten und für Schnorcheln prima eignen könnten, selbst wenn man dazu vom Reststrand ein wenig raus schwimmen müsste. Vorausgesetzt natürlich, dass die Zone weiter nicht als abbruchgefährdet gilt.
Gerne gelesen und ein schönes Wochenende.
Das wäre das vernünftigste. Sonst müssten auf die Lava 70 cm Mutterboden aufgefüllt werden und dafür gibt es bereits Pläne. Die Erde muss irgendwoher kommen. Fruchtbare Gegenden werden wahrscheinlich wieder unfruchtbar und zu Weideland degradiert, nur um Bananen anzubauen. Das haben wir bereits in den 1960er Jahren erlebt, als die Lavafelder des San Juan um La Bombilla für den Bananenanbau hergerichtet wurden. Darüber will ich aber einen extra Beitrag (falls mir noch genügend einfällt) schreiben.
Auch ein schönes Wochenende.