1000° C heißer Cabeza Lavastrom stürzt in den Atlantik -
Endlich hat der Cabeza Lavastrom den Atlantik erreicht und stürzt ins Meer. In der vergangenen Nacht um 23.03 Uhr fielen die ersten Lavabrocken über die 90 Meter hohe Steilklippe in das 20° kalte Wasser. Dass eine fast 1000° C heiße Lavamassen damit chemische Reaktionen auslöst, war klar. Viel Wasserdampf durch den thermischen Schock, aber auch eine Reihe von giftigen Verbindungen steigt nun auf.
Schwefel- und Salzsäure haltigen Dämpfe die für Mensch und Tier nicht gut verträglich sind ziehen an der Küste entlang. Es ist das erwartete Gebiet von Playa del Perdido, in der Nähe von Playa de Los Guirres, in der Gemeinde Tazacorte auf der Westseite von La Palma.
„Eine perfekte goldene Pyramide, die sich am Fuß der Klippe ansammelt“, beschreibt Eugenio Fraile vom ozeanischen Schiff Ramón Margalef das nächtliche Schauspiel. Es gilt eine 2 Kilometer große Sperrzone zu Wasser und an Land um den ins Meer stürzenden Cabeza Lavastrom.
Alles Meeresleben wird dabei getötet
Die gesamte Fauna und Flora am Meeresgrund wird aufgrund des Eindringens des magmatischen Materials sterben. Aber sie wird sich in einem oder zwei Jahren schnell wieder erholen, wie wir das 2011 vor La Restinga auf El Hierro einst erlebt haben. Artenreicher mit mehr Fischbesatz, in einer bisher unbekannten Vielfalt (siehe El Hierro Beiträge).

Live Aufnahme von heute Morgen von RTVC
Der Vulkan zerstört alles, schafft aber auch neues Leben. Ein natürlicher Vorgang der neue Mineralien und Nährstoffe bringt und das Leben auf La Palma überhaupt erst möglich gemacht hat.
Jetzt sitzt der Schock natürlich tief, vor allem bei den Menschen die ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben. Es waren aber wir Menschen, die in diesen vulkanischen Lebensraum eingedrungen sind und jederzeit mit einem Vulkanausbruch zu rechnen hatten. Die Natur lässt sich nicht bändigen. La Palma ist eine junge Insel von gerade einmal 1,8 Mio. Jahren und noch im Wachstum. Es wird auch in Zukunft alle 30 bis 40 Jahre eine Vulkaneruption geben.
Auch jetzt wird vielleicht bei Tazacorte eine neue Halbinsel oder zumindest eine Ausbeulung, wie damals La Bombilla beim San Juan Ausbruch entstehen. Eine neue Fläche und mehr Lebensraum um Bananen oder andere Früchte anzubauen.
Die Bebenserie hält weiter an
Auch in der Nacht gab es wieder eine ganze Reihe von Erdbeben aus der Magmakammer in 9 bis 14 Kilometer Tiefe.
Die Auswirkungen werden heute am Vulkan Cabeza seh- und spürbar sein. Schon in der Nacht gingen die kleinen Explosionen und Lavaauswürfe ohne Unterbrechung weiter.
Noch mehr Lava wird er auswerfen und zur Küste transportieren. Zumindest besteht jetzt nicht mehr die Gefahr, dass sich der Lavastrom verbreitert und weitere Häuser und Gärten in seinem Strom versenkt.
Es sind natürliche Pumpvorgänge wie es bei vielen aktiven Vulkanen zu beobachten ist. Neue Magma wird aus noch viel tiefer liegenden Reservoirs in die Kammer befördert. Engstellen werden unter Druck und extremer Hitze „weggesprengt“ und erzeugen Beben.
Letztendlich wird die ausgetretene Lava neues fruchtbares Land schaffen.
Vielleicht entsteht auch eine „Lavainsel“ wie in Pozo de Las Calcosas im Norden von El Hierro. Heute ein Gebiet mit Wochenendhäusern und ein imposantes Freizeitgebiet mit natürlichen Meerwasserpools.
10.30 Uhr – Die Lava des Vulkans Cabeza habe begonnen, an der Küste von Tazacorte ein Delta zu bilden, das „nach und nach vom Meer an Boden gewinnt“, hat das Spanische Institut für Ozeanographie (IEO) in seinem Twitter-Account gemeldet.

Der Salvamar Alphard de Salvamento Marítimo, am Strand von Los Guirres, wacht über die Einhaltung der Sperrzone an der Küste von Tazacorte.
10.45 Uhr - Der Flughafen Mazo ist weiter geschlossen bzw. ohne Betrieb. Zu viel Vulkanasche ist in der Luft unterwegs und ein Anflug zu gefährlich.
In eigener Sache: Ich danke den vielen Kommentatoren und freue mich natürlich über das rege Interesse. Nur weil ich Rentner bin, kann ich den ganzen Tag vor dem Computer hocken und ihn mit Informationen füttern. Gut es ist mein Hobby und Vulkanologie ein spezielles Interessengebiet. Zum Glück ist der Vulkan jetzt ausgebrochen.
Ab November bin ich wieder mit Gästen von AIDA und TUI Mein Schiff auf Ausflugstouren. Vielleicht auch schon zum neuen Vulkan Cabeza. Dann bin ich nur noch „Halbrentner“ und habe nicht mehr so viel Zeit.
11.30 Uhr - Als wenn es nicht schon reicht: Die staatliche Wetterbehörde (Aemet) hat an diesem Mittwoch die gelbe Warnung durch starke Winde im Westen und dem Gipfel von La Palma aktiviert und die Warnung vor Küstenphänomenen (hoher Wellengang) im Westen und Osten der Insel bis Donnerstag verlängert. Böen bis 70 km/h vor allem in der Gemeinde El Paso sowie der äußerste Nordwesten und Südosten der Insel.
12.00 Uhr – Hier noch einige Fotos aus Tazacorte von gestern Abend (Danke an Neil/ Guardia Civil)
12.10 Uhr - Jetzt wird der Cabeza richtig munter. Werft mal einen Blick auf die LIVE-Cam.
13.00 Uhr - Alle Straßenverbindungen ab Los Llanos oder El Paso Richtung Süden sind gekappt. Die einzige verbleibende Möglichkeit besteht darin, die Insel auf der Ostseite zu umrunden und über Mazo und Fuencaliente in den südlichen Teil des Aridane-Tals auf der anderen Seite des Lavastroms zu gelangen.
13.05 Uhr - Neues Land entsteht. Noch wird es Delta genannt. Es wird weiter wachsen. Aufnahmen vom Schiff.
13.15 Uhr – Kein Trinkwasser – Das komplette Bewässerungssystem in Puerto Naos, El Remo und Las Hoyas ist lahmgelegt. Auch die Bananen können nur noch mit den Vorräten aus den Tanks bewässert werden.
13.20 Uhr – Das Cabildo de La Palma hat an diesem Mittwoch die Bewohnern von Tazacorte empfohlen, ihre Häuser nicht zu verlassen und außerhalb der Sperrzone zu bleiben, und fügte hinzu, dass der Zugang in evakuierte Bereiche nicht gestattet ist.
13.25 Uhr – Der erste Binter Inselhüpfer ist soeben sicher auf dem Flughafen Mazo gelandet.
14.10 Uhr ‑Die Guardia Civil hat in einem Bananenlager im Aridane-Tal interveniert, um angesichts der drohenden Ankunft von Lava so schnell wie möglich 10 Tonnen giftiger chemischer Produkte zu entfernen.
Heute Morgen wurden eine beträchtliche Anzahl von Lastwagen mit chemischen Produkten wie Ammoniumnitrat, Schwefel sowie anderen phytosanitären Komponenten aus dem Lager beladen, das weniger als 90 Meter von dem Lavastrom des Vulkans entfernt liegt. Die Ladung wurde über die Ostseite in den Süden von La Palma geschafft.
14.45 Uhr - Die Erdbeben halten weiter an. Das stärkste Beben heute um 11.13 Uhr mit ML3.3 in Fuencaliente aus 11 km Tiefe. Der Vulkan Cabeza erhält weiter Magma-Nachschub und wird weiter kräftig spucken.
15.00 Uhr – Beeindruckende Bilder von der Kraft und Intensität unseres neuen Vulkan auf La Palma – Webcam
16.00 Uhr – Mitteilung der IGN: In den letzten 24 Stunden wurden auf der Insel La Palma 21 Erdbeben in einer Tiefe zwischen 9 und 14 km im selben Gebiet lokalisiert, in dem die Intrusion am 11. September begann. Die maximale aufgezeichnete Magnitude beträgt 3,3 (mbLg), was 4 der Erdbeben entspricht, von denen eines von der Bevölkerung mit einer maximalen Intensität von III in der Epizentralzone wahrgenommen wurde.
Die mittlere Amplitude des vulkanischen Bebens ist in den letzten 24 Stunden in allen Stationen der Insel sehr stabil geblieben, in einem mittleren bis niedrigen Wertebereich in Bezug auf die seit Beginn des Ausbruchs beobachteten Werte.
Das Netz der permanenten GNSS-Stationen der Insel weist bei Station LP03 leichte Erhebungen und Verformungen in Richtung Südwesten und bei LP04 in geringerem Maße auf.
Heute Morgen hat das IGN aufgrund der Höhenabnahme der Eruptionssäule eine neue VONA (Volcano Observatory Notice for Aviation) herausgegeben, die die aktuelle Säulenhöhe von 3.500 m über NN mitteilt. Diese VONA wurde, wie in den Protokollen der Internationalen Zivilluftfahrt festgelegt, an das VAAC (Volcanic Ash Advisory Center) von Toulouse, das ACC Canarias (Area Control Center) und die AEMET (State Meteorological Agency) gesendet.
16.20 Uhr - Die Direktion PEVOLCA hat heute neue Daten über den Zustand und die Schäden veröffentlicht, die der Vulkan La Palma in diesen 11 Tagen des Ausbruchs verursacht hat. Diesen Daten zufolge zerstörte die Lava, bevor die Lava das Meer erreichte, 744 Gebäude (88 davon teilweise) und begrub 476 Hektar Land.
18.10 Uhr - Die gemessene Schwefeldioxid-Emissionsrate ist auf 10.757 Tonnen pro Tag gestiegen. Die neue Insel oder das Delta in Tazacorte hat bereits eine Breite von fast 500 Meter.
18.15 Uhr - Binter Airways hat den Flugbetrieb mit La Palma wieder aufgenommen.
19.30 Uhr - Heute haben sich Millionen Kubikmeter vulkanisches Material (bis vor 24 Stunden wurden fast 50 Millionen Kubikmeter durch die Emission emittiertes Material gezählt) in dem Bereich der Küste vor Tazacorte abgelagert. In den nächsten Tagen wird die Insel (Delta) weiter wachsen, solange die Eruption noch aktiv ist und der Lavastrom weiterhin in Richtung derselben Route austritt.
- Fortsetzung folgt