Fluch und Segen eines Vulkans -
Seit die Vulkanlava die Küste von Tazacorte erreicht hat, entsteht im Atlantik eine neue deltaförmige Insel. Mit jedem Tag an dem der Vulkan Cabeza weiteren Lavanachschub liefert, wächst das Gebilde in die Höhe und in die Breite. Bereits jetzt liegt die gemessene Breite bei rund 500 Meter. In einer Woche könnte die 90 Meter höhere Klippenkante erreicht sein.
Auf dem Titelfoto ist oben die Ausbruchsstelle des Vulkan Cabeza und der Verlauf des Lavastroms bis zur Mündung gut zu erkennen.
Die Wassermasse um diese Plattform hat sich erwärmt und erreichte gestern 26 Grad, während die normale Temperatur in der Gegend zu dieser Jahreszeit 22 oder 23° C beträgt. Das Meerwasser hat um die Eintrittsstelle eine türkisfarbene Tönung angenommen und der Säuregehalt ist durch das Vorhandensein von Gasen gestiegen.
Das Wasser selbst – stellen die Forscher klar – ist nicht giftig, aber der pH-Wert des Meeres schwankt. „Wer mobil ist, wird geflohen sein, als er die Gefahr wahrgenommen hat, aber Korallen oder Hummer können ernsthaft betroffen sein. Wir haben es noch nicht bewertet, aber es kann durch den Artenverlust schlimme Folgen haben, wenn man bedenkt, dass es sich zudem um ein besonderes Schutzgebiet in der Nähe des Naturschutzgebietes Fuencaliente handelt“, so der Experte.
Vulkanlava ist die Überlebensgarantie der Zukunft
Bei jedem Vulkanausbruch auf La Palma hat sich bisher die Insel vergrößert. In die Höhe und auch in die Breite bzw. Länge. Der Teneguia 1971 schuf 2 Quadratkilometer und der San Juan 1949 rund 8 Quadratkilometer neues Land. Es dauert natürlich viele Jahrhunderte bis aus dieser mineralhaltigen Lava fruchtbarer Boden wird.
Setzen die Vulkaneruptionen aus, trägt die Erosion die Oberfläche ab und es entsteht ein „Furteventura“. Eine flache und unfruchtbare Insel.
Am Vulkan Cabeza scheint sich ein neuer Kegel zu bilden
Bereits zu erkennen ist die Bildung des neuen Kegels in der zweiten Mündung des Vulkans, aus dem die Lava flüssiger fließt und der die Strömung ins Meer geleitet hat. Der Hauptkrater stößt ununterbrochen schwarze Asche aus, die dank der Windrichtung nach Westen und Süden treibt.
Die Lava wird voraussichtlich in dieser Linie weiterlaufen, solange es keine neuen Eruptionspunkte gibt.
NASA fotografiert den Vulkan aus dem Weltraum
Der Astronaut Thomas Pesquet, einer der Besatzungsmitglieder der Internationalen Raumstation ISS, hat kürzlich ein Foto von La Palma (22. September) geschossen.
„Der Vulkan La Palma im Ausbruch. Noch beeindruckender ist das orangefarbene Leuchten der Lava im Gegensatz zur Schwärze des Atlantiks. Das Glühen der Lava scheint dem Glühen der Lichter der Stadt sehr nahe zu kommen “, twitterte der französische Astronaut. Links sind die Lichter von El Paso und darunter von Los Llanos zu erkennen.
10.30 Uhr – Auch in der vergangenen Nacht gab es eine Reihe von Erdbeben mit ML2,4 – ML2,9 aus 10 bis 15 km Tiefe auf den Gemeindegebieten von Mazo und Fuencaliente. Neuer Nachschub an Magma für den Vulkan.
11.50 Uhr – Luftaufnahme der neuen Lava-Insel vor Tazacorte durch Cabildo La Palma
12.00 Uhr - Für die nächsten Stunden wird eine erhöhte Aktivität des Cabeza angenommen. Mehr Gedröhne und Getöse kündigen bereits einen erhöhten Lavaausstoss an. Erdbeben im Bereich der Magmakammer von bis zu ML3,3 aus 9 – 11 km Tiefe und eine weitere Verformung der Erdoberfläche lassen einiges erahnen.
13.10 Uhr - Der Tourismusmarkt auf La Palma bricht zusammen. Nur noch 15 Prozent Hotelbelegung nach Auskunft des Tourismusverbandes CIT Tedote. Gut, man muss sich auch fragen, wer momentan überhaupt Lust hat auf einer Insel mit einem aktiven Vulkanausbruch Urlaub zu machen. Vulkanbegeisterte, Vulkanologen und einige Unerschrockene. La Palma ist zur Zeit kein Ziel für ein vergnügliches Urlaubserlebnis. Zudem gibt es auch keine Flugverbindungen aus Nordeuropa.
Es wird sich schnell alles erholen, sobald der Vulkan seinen Betrieb eingestellt hat. Das kann allerdings noch einige Wochen dauern.
14.00 Uhr – Fred. Olsen Express erweitert die Verbindungen zwischen La Palma und Teneriffa mit neuen Verbindungen.
Diese zusätzlichen Routen werden zu den üblichen hinzugefügt, sodass die Reederei sechs tägliche Fahrten hat, drei von jeder Insel. So, Fred. Olsen Express verkehrt von diesem Freitag bis nächsten Samstag zu folgenden Zeiten:
• Von La Palma nach Teneriffa: 6.30 Uhr, 11.00 Uhr und 17.00 Uhr
• Von Los Cristianos nach Isla Bonita: 8.30 Uhr, 14.00 Uhr und 19.00 Uhr.
Diese neuen Verbindungen wird dem Einsatzpersonal der UME, Feuerwehr, Polizei, Guardia Civil und anderen auf La Palma eingesetzten Einheiten dienen, um die entsprechenden personellen Veränderungen durchzuführen und das notwendige Material für die Arbeiten, die sie auf der Insel brauchen, zu ermöglichen, wie z als Aschekehrmaschinen und Schneepflüge.
15.50 Uhr – Erhöhte Gaskonzentration in Tazacorte und Los Llanos de Aridane. Im Tal riecht es nach „faulen Eiern“. Schwefeldioxid (SO2) mit erhöhten Werten wurden lt. IGN gemessen. Gasmasken (Corona Masken reichen nicht aus) werden bei Aufenthalt im Freien empfohlen.
17.20 Uhr – In Tazacorte wurden im Stundenmittel um acht Uhr morgens 500 Mikrogramm Schwefeldioxid pro Kubikmeter gemessen, obwohl es zu diesem Zeitpunkt auf 300 gesunken ist, und in Los Llanos de Aridane liegen die Werte bei 100, erklärte María José Weiß von AEMET.
Dieser Anstieg der Messungen fällt mit einem Anstieg der SO2-Emissionen des Vulkans zusammen, die auf 7.149 Tonnen pro Tag gestiegen sind, ein relativ hoher Wert.
Die Wettervorhersage deutet darauf hin, dass der Wind Gase und Asche aus dem Vulkankegel nach Nord-Nordwest verstreuen könnte, was hauptsächlich die Westseite der Insel betrifft. „Das sind ungünstige Bedingungen aus Sicht der Luftqualität“.
17.35 Uhr – Das Magma fließt in einem kontinuierlichen Strom ins Meer, fällt in Form eines Wasserfalls und hat am Fuß der Klippe eine Fajana mit einer breiten Front gebildet, die eine Höhe von 24 Metern in Meerestiefe erreicht hat , erklärte María José Blanco. Direktor des Geographischen Instituts Nacional (IGN)
- Fortsetzung folgt
Den Kartenfreunden kann ich inzwischen folgende Seite der Inselregierung empfehlen: https://riesgovolcanico-lapalma.hub.arcgis.com/pages/visor
Die haben sich echt Mühe gegeben und das ursprünglich schwache Angebot verbessert. Mittlerweile lassen sie jeden Vormittag eine Drohne steigen und ergänzen mit den Ergebnissen die letzte Copernicus-Darstellung. Klickt man das letzte Angebot an (Erupción La Palma) kann man genau erkennen, was von Tag zu Tag an überströmter Fläche dazu gekommen ist (letzter Stand: heute 10 Uhr). Man sieht so die Dynamik und kann auch Schlüsse darüber ziehen, wo aktuell besondere Gefahr lauert. Z.B. tut sich nördlich des Todoque-Hornito inzwischen sehr wenig.
Danke Wolfgang!
Hallo Wolfgang,
„Klickt man das letzte Angebot an (Erupción La Palma)“
zur Zeit leider mit Fehler 404.
Morgen besser ???
Die anderen Funktionen bei runterfahren auf der Seite sind sehenswert..
Und noch ein Sentinel2 Satellitenaufnahme / Infrarot kovertiert
https://twitter.com/PlatformAdam/status/1443600346404818948/photo/1
Und eine weitere konvertierte Infrarotaufnahme vom Satellit Sentinel2
https://twitter.com/PlatformAdam/status/1443600324267216904/photo/1
Guten Nachmittag Herr Betzwieser
„Gasmasken (Corona Masken reichen nicht aus) werden bei Aufenthalt im Freien empfohlen.“ Denken Sie auch, dass man das Aridane Tal vollständig evakuieren sollte, bevor die Leute ersticken und nicht reparierbare Lungenschäden erleiden. Mit SO2 ist nicht zu spassen.
Ich denke, das ist nur im Nahbereich und je nach Windrichtung nötig. Sonst einfach zu Hause bleiben.
Infrarotemissionen in sichbaren Farben dargestellt / Satellit Sentinel2:
https://twitter.com/kosmi64833127/status/1443596740360347655/photo/1
Und hier ein weiteres Foto von der ISS:
https://twitter.com/novitskiy_iss/status/1443493149482135552
Antonio hat seine Drohne auch wieder steigen lassen: https://www.youtube.com/watch?v=Zs-7bY48N5A&ab_channel=AntonioCarrillo
Nach diesem Bild https://twitter.com/ElTimeLaPalma/status/1443532843183919109/photo/1 ist der neue südliche Lavastrom auf direktem Weg, den Rest von El Pampillo zu vernichten und zielt evtl. direkt auf die Playa de Los Guirres.
Bitte an unsere Karten-Spezialisten. Vielleicht ist es möglich diese Anfrage unter „Kirche von Todoque eingestürzt“ zu beantworten.Danke
Wir haben Freunde auf La Palma die wir nicht erreichen können.
Es ist Manfred und Babera Haberkorn. Sie besitzen die Finca La Conda ca 200m oberhalb von der Kreuzung Todoqe Richtung Manchas in der Cam. Lucia.
Können Sie mir helfen ob diese Finca noch existiert ?
Recht vielen Dank Rainer
Hallo Manfred,
in den aktuellen Karten sowie in den aktuellen Luftaufnahmen ist zu sehen, dass die Finca la Conda noch nicht vom Lavastrom betroffen ist.
In weit sich das südliche Lavafeld noch ausdehnt kann man natürlich nicht bestimmen.
Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.
Hallo Rainer,
das Haus dürfte mit ziemicher Sicherheit noch stehen!
Ausschnitt aus OpenStreetMaps https://www.openstreetmap.org/#map=17/28.61425/-17.90185
Habe ich doch, wie gewünscht, schon längst im Blog von Vorgestern beantwortet…
Lieber Manfred, wir kennen Manfred und Barbara haberkorn und haben schon mehrmals in der finca la conda Urlaub gemacht. Es ist mit ein großes Anliegen, dass es den beiden gut geht. Mein Mann hatte zum Beginn des Ausbruchs Kontakt zu Manfred und wir wissen dass sie gut in Deutschland angekommen sind. Viele Grüße aus Marburg.
Danke an alle. Damit dürfte die Anfrage beantwortet sein.
https://twitter.com/i/status/1443325750447382531
https://www.ign.es/web/resources/volcanologia/tproximos/canarias.html
Die Erdbebenaktivität hat sich ja ziemlich nach Süden und teilweise auch in den Osten verlagert, einige bis Stärke 3,3 und um die 30 in den letzten 48 Stunden.
Besteht hier noch die Gefahr, dass es auch zu Eruptionen kommen kann, oder ist das „normales Grummel“ zum Sammeln von Magma für die bestehenden Schlote?
Ach und Kompliment für den tollen Blog!!!
Hallo Gisela,
genau so ist es. Die eigentliche Magmakammer liegt im Südwesten, dort wo die Beben herkommen. Über Seitenkanäle entstand der Teneguia und jetzt der Cabeza. Magma sucht sich immer den einfachsten Weg zum Aufstieg und der kann durchaus einige Kilometer entfernt sein.
Eine Momentaufnahme die die Strömungsrichtung recht anschaulich darstellt:
https://twitter.com/RaphaelGrandin/status/1443487501218353153
Der obere Abschnitt ist hier zu sehen – etwas weiter zurückliegend allerdings:
https://twitter.com/RaphaelGrandin/status/1443323548337152005/photo/1