Garafia legt Veto ein und spielt mit dem Feuer -
Die kleinste Gemeinde Garafia auf La Palma spielt das Zünglein an der Waage. Ohne ihre Zustimmung kann an dem 90 Millionen Euro schweren Cherenkov Teleskop Projekt auf dem Roque de Los Muchachos nicht mehr weiter gearbeitet werden.
Es geht immerhin um 19 Gammastrahlen-Teleskope (Foto IAC oben) die bis zum Jahre 2020 errichtet sein sollen.
Vom ersten japanischen Prototyp wurde bereits das Fundament gegossen (Foto). Es soll ähnlich wie die bereits vorhandenen MAGIC Teleskope – nur noch einige Meter größer – werden.
Technische Unstimmigkeiten zwischen der Stadt Garafía und anderen Behörden haben bereits seit mehreren Monaten die Arbeiten auf dieser Baustelle gelähmt. Die notwendige Lizenz will Garafia aber erst nach eingehender Prüfung erteilen …und dazu lässt sich die Gemeinde Zeit.
Was hat überhaupt Garafia mit den Teleskopen zu tun?
Das astronomische Observatorium auf La Palma befindet sich auf dem Roque de los Muchachos. Und dieser Berg gehört zur nordwestlichsten Gemeinde Garafia. Bisher waren Genehmigungen reine Formsache und wurden sofort abgesegnet.
Garafías neuer Bürgermeister Martín Taño sieht sich aber in einer anderen Rolle. Ohne seine Baugenehmigung wird auf der Gemarkung Garafia nicht gebaut. Wie jede andere Baulizenz eines normalen Bürgers soll auch die Genehmigung für das Observatorium nach dem Gesetz gewissenhaft geprüft werden.
Natürlich spielt auch das Geld eine gewichtige Rolle. Bisher laufen die Touristenströme in fast 2500 Meter über den Roque. Nur wenige Gäste verschlägt es aber in den Küstenort Santo Domingo de Garafia.
Mit dem Bau des neuen Info-Zentrum (Foto) auf dem Roque können in Zukunft auch Einnahmen generiert werden. Davon möchte Garafia partizipieren. Es ist die einzige Trumpfkarte die der Bürgermeister nun ausspielt.
Schon hat der Direktor des Instituto Astrofísico de Canarias (IAC), Rafael Rebolo die Lizenz zum Weiterbau angemahnt. Ansonsten könnten die 90 Millionen Euro für den geplanten Bau von insgesamt 19 sogenannten Cherenkov-Teleskopen auf La Palma nach Chile gehen. Bis spätestens 12. Juli 2017 will sich Garafia entscheiden. Genau zu diesem Termin treffen sich nämlich die beteiligten Wissenschaftler aus 20 Ländern in Deutschland und erwarten Erklärungen zum Stand des Lizenzverfahrens in Garafía.
Schuss kann auch nach hinten los gehen
Ein Spiel mit dem Feuer. Aktuell steht noch die Entscheidung zum Standort des weit größeren Thirty Meter Riesenteleskop an. Hier beträgt die Investitionssumme ganze 1,4 Mrd. Dollar. Genau diese Verweigerung zum Weiterbau auf Hawaii haben La Palma als Ersatzstandort erst ins Gespräch gebracht. Wenn die USA (Kalifornien allein 700 Mio. Dollar) aber ähnliche Probleme auf der Isla Bonita sieht, kann sehr schnell Chile ausgewählt werden. Dort ist eine Baugenehmigung bereits zugesichert. Damit wäre die weitere astronomische Zukunft von La Palma beendet.
Lokalpatriotismus kann in diesem Fall sehr schnell zum Bumerang nicht nur für die Gemeinde, sondern für die ganze Region Kanarische Inseln werden.
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