Die Osterwoche bringt ein Wetterphänomen -
Wie ein Tuch hat sich in der vergangenen Nacht ein undurchlässiger Sandschleier über La Palma gelegt. Die Sichtweite beträgt gerade noch einmal 5.000 Meter.
Der Calima oder Bruma seca (trockener Nebel), wie dieses Wetterphänomen auf den Kanaren genannt wird, bringt Tonnen von Sand aus der Sahara. Hier der Vergleich von Dienstag zu Mittwoch.
Zum ersten Mal im Jahr 2018 schaufeln starke Winde Unmengen von feinsten Partikeln aus der 400 Kilometer entfernt liegenden Wüste auf und schicken sie als feinen Sandschleier über La Palma.
Rund eine Tonne Sand pro Quadratkilometer fallen so jeden Tag auf die Insel. La Palma wird nicht nur schwerer, sondern die durch Regenfälle und Erosion ausgewaschenen Mineralien wieder ersetzt.
Hier gestern noch mit normaler Bewölkung.
… und heute mit einem Sandschleier bedeckt.
Wie Nebelschwaden überzieht der Calima die Insel und taucht alles in ein trübes und diesiges Licht. Ein unrealistisches Szenario das das sonst beherrschende Grün auf der Insel verblassen lässt.
Auch das Atmen fällt schwerer und der verlangende Griff nach der Wasserflasche findet häufiger statt. Knirschende Sandkörner zwischen den Zähnen ist da schon mehr eine Randerscheinung.
Die Sonne ist verhangen und nur noch als gedämpfter Lichtpunkt am Himmel erkennbar. Mehrfach im Jahr erleben die Kanaren diese gespenstische Szene.
Wie unter einem Treibhaus erhöhen sich bei Sonneneinstrahlung die Tages-Temperaturen auf heute sicher mehr als 25°C. Im Gegenzug fällt die Luftfeuchtigkeit von den sonst üblichen 60 bis 70% bis auf Tiefstwerte von 30 oder weniger Prozentpunkte.
Bei längerer Calima-Dauer verdunsten die Pflanzen soviel Wasser, dass sich im Verlauf Vegetations-Schäden einstellen können. Gerade bei den wasserhungrigen Bananen sind die Folgen immer wieder zu beobachten.
Der Sandschleier hat aber auch positive Effekte
Viel Wasser trinken und den Aufenthalt möglichst im Freien vermeiden, so die Hinweise des Gobierno Canarias. Besonders ältere oder asthmakranke Personen leiden extrem unter dieser Wettersituation. Der Wetterdienst AEMET hat eine „Gelbe Wetterwarnung“ heraus gegeben. Das gelbe Sand-Symbol am unteren linken Rand der Grafik dürfte dafür nur auf den Kanaren Verwendung finden.
Düsenflugzeuge kommen anscheinend mit dem Sandschleier zurecht.
Ausfälle wegen eines Triebwerkschaden sind noch niemals bekannt geworden.
Die in der Atmosphäre treibenden Teilchen scheinen anders als nach starken Vulkanausbrüchen keine negativen Auswirkungen auf die Technik zu haben.
Allerdings kann die stark eingeschränkte Sichtweite das Landen der Flugzeuge auf dem Flughafen Mazo erschweren oder sogar unmöglich machen.
Warme Temperaturen für die Osterurlauber. Fast zwei Millionen Touristen sind über die Feiertage auf den Kanaren. Die Flucht aus dem kalten und feuchten Norden wird sich in diesem Jahr also lohnen. Die Hotels und Ferienhäuser melden eine fast 100%-ige Belegung.
Gut auch für die Mineralien- und Düngerversorgung der Vegetation. Phosphor und Eisen wird mit den Sahara-Winden bis in das Amazonas-Gebiet über den Atlantik getragen. Ab Donnerstag ist allerdings nach den AEMET-Prognose der Calima wieder vorbei. Dann befindet sich der Sandschleier über dem westlichen Atlantik.
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