Die Vulkane der Kanaren leben -
Seit einigen Tagen werden vermehrt Schwarmbeben zwischen Teneriffa und Gran Canaria registriert.
Die Beben kommen aus dem Enmedio Graben (Grafik: IGN links aktuell/oben letzte 90 Tage) im Atlantik. Ein Meeresgebiet von rund 3000 Meter Tiefe, auch bekannt als Canal Anaga-Agaete und 25,4 Kilometer von Teneriffa entfernt.
Es ist nicht die Stärke der Erdbeben, sondern die Vielzahl der Erdstöße die aufhorchen lassen. Über 250 schwache Beben wurden hier innerhalb von 3 Tagen gemessen. Auch heute Morgen kam es weiter zu seismischen Erschütterungen in diesem Gebiet. Die Bebenstärke liegt unter dem von Menschen spürbaren Level von ML3,0.
NEWS – Samstag, 5. Mai – 8.30 Uhr Die Erbebenserie hält weiter an. Auch in der vergangenen Nacht gabe es mehrere leichte Erdstösse. Das Zentrum verlagert sich mehr auf den Inselsockel von Teneriffa. Betroffen das Gebiet von GUÍA DE ISORA und VILAFLOR. Die Ausgangstiefe liegt bei 13 bis 17 km Tiefe. |
Schwarmbeben kennen die Seismologen auf den Kanaren eigentlich nur von El Hierro (Eldiscreto Ausbruch 2011) und La Palma. Auf La Palma gab es den letzten großen Bebenschwall erst im Februar 2018 (siehe Beitrag vom Oktober 2017 und Februar 2018).
Einzelbeben sind auf den Kanaren aber nicht selten. Auch ein Beben von ML4,1 nördlich von La Palma wurden in diesem Jahr schon registriert. Schwarmbeben sind in den letzten Jahren eigentlich nur über dem vermuteten Hotspot unter La Palma und El Hierro aufgetaucht. Aus diesem Grund ist jetzt das Seegebiet östlich von Teneriffa ungewöhnlich und interessant.
Aber die Rätsel der Natur lassen sich nur schwer und dann in kleinen Teilsegmenten von der Wissenschaft – hier von den Vulkanologen – entschlüsseln.
Was ist der Enmedio Tiefseegraben eigentlich?
Es ist eine Meeresspalte von 3000 Meter Tiefe mit einigen Vulkanen an den seitlichen Flanken des Grabens. Unter den Koordinaten 28º05’24 N und 16º10’1.4 W liegt einer der alten Vulkane. Er trägt den Namen Volcán de Enmedio (dt. in der Mitte liegend) der schon mehrfach für Aufregung gesorgt hat.
Die Vulkanbasis hat 2,1 Kilometer Durchmesser und seine Höhe beträgt rund 470 Meter. Die Grundfläche wird auf 539 Fußballfelder geschätzt – so die Messungen des Spanischen Institut für Ozeanographie (IEO). Bereits 1989 machte er mit einem ML5,0 Erdstoß auf sich aufmerksam. Dieses Beben war damals auf Teneriffa und Gran Canaria zu spüren. Fast regelmäßig gehen vom Volcán de Enmedio Impulse aus. Bisher immer als Einzelbeben und jetzt erstmals als kompakte Schwarmbeben.
Der Vulkan Enmedio liegt näher an Teneriffa als an Gran Canaria. Genauer gesagt, etwa 25,47 Kilometer vom Leuchtturm von Abona und etwa 36,2 Kilometer vom Hafen von La Aldea de San Nicolás de Tolentino auf Gran Canaria entfernt.
Durch die Kartierung mit dem deutschen Forschungsschiff Meteor in den 1990-er Jahren und jüngst durch die Bathymetrie der spanischen Schiffe Hesperides und Ángeles Alvariño sind Details bekannt.
Nach Meinung der Vulkanologen des Nationalen Geographischen Institut (IGN) und der kanarischen INVOLCAN zeigt der Vulkan Enmedio (noch) keine Spuren einer Eruption. Freilich lassen sich aufgrund der großen Tiefe an der Meeresoberfläche selbst bei einem Ausbruch nur sehr wenige Hinweise finden. Aufsteigende Gasblasen und vulkanische Lavabrocken könnten ihn aber doch verraten.
Müssen wir uns Sorgen machen?
Noch gibt es allerdings keine ständige optische Überwachung mit Schiffen oder Flugzeugen.
11 Seismografen auf den angrenzenden Inseln registrieren aber jeden kleinsten „Schluckauf“. Die Kanaren sind weltweit mit Hawaii das am besten vulkanisch überwachte Gebiete der Erde.
Es ist also praktisch unmöglich, dass sich unbemerkt zumindest auf den Inseln und den angrenzenden Küstengebieten plötzlich ein Vulkanausbruch ereignen kann. Eine Vorwarnzeit von einigen Tagen bleibt immer. Wobei aber eine Eruption auch nicht zu verhindern ist.
Wer sich zur Vukanologie der Kanaren etwas informieren möchte, empfehle ich mein Buch „Eldiscreto der Vulkan von El Hierro“.
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