Sahara-Sand über La Palma -
Wie ein graues Tuch lag in den vergangenen Tagen wieder eine dicke Staubwolke über La Palma und den Kanaren. Der Calima wie er hier genannt wird, schaufelt aus der Sahara Millionen von Tonnen Sand über die Inseln auf den Atlantik.
Starke Ostwinde mit Geschwindigkeiten bis zu 106 km/h schränkten mit dem Sand nicht nur die Sichtweite ein, sondern lassen darunter wie in einem Gewächshaus die Temperaturen kräftig nach oben anschwellen. Über +28° C am Tage und 21° C in der Nacht und das Anfang Februar 2020. Werte wie im Hochsommer. Calima, eine für die Kanarischen Inseln mehr als vertraute Wettersituation die mehrmals im Jahr für einige Tage auftritt.
Eine Staubwolke die Menschen umbringen kann
Eine Luft zum Schneiden und vergleichbar mit den Smogzonen in manch einer chinesischen Millionenmetropole.
Nur sind es keine Abgase aus der Industrie oder dem Autoverkehr mit gefährlichen chemischen Bestandteilen, sondern kleinste Sandpartikeln aus der nahen Wüste Sahara in Nordafrika.
Für Asthmatiker und Menschen mit Atemwegsproblemen schon jeher ein großes Problem. Jetzt hat eine neue Studie des Spanischen Nationalen Forschungsrates (CSIC) und der Universitätsklinik der Kanarischen Inseln eine erhöhte Sterblichkeit von herzkranken Patienten festgestellt.
Die Todesrate von Herzkranken steigt während einer Calima Periode um bis zu 86 Prozent an, stellten die Wissenschaftler fest. Es wurden in der Zeit zwischen 2014 und 2017 Daten von 829 Patienten gesammelt, die mit der Diagnose Herzinsuffizienz in der Notaufnahme der Universitätskliniken der Kanarischen Inseln aufgenommen wurden.
Während auf den Kanaren die Luftbelastung normal um den Wert PM2,5 bis 10 liegt, steigt mit der Sahara Staubwolke die Belastung um das 36 fache und mehr an. Werte von PM360 ug/m³ wurden bei Calima schon gemessen. Für Herzkranke ein immenses Risiko mit erhöhter Sterblichkeitsrate und jetzt auch wissenschaftlich belegt. Die Studie wurde im Journal of Clinical Medicine am 30. Januar 2020 veröffentlicht.
Bei allen Patienten wurden Daten zur klinischen Vorgeschichte und die auslösenden Faktoren zur Herzinsuffizienz detailliert erhoben. Auch die Weltgesundheitsorganisation sieht die Luftverschmutzung als ernstes Gesundheitsproblem. Schätzungsweise drei Millionen Todesfälle werden jährlich weltweit dadurch verursacht.
Schon lange raten die Gesundheitsbehörden der Kanaren für die Risikogruppen während des meist zwei bis drei Tage andauernden Calima im Haus zu bleiben.
Calima kann auch nützlich sein
So folgenreich die Staubwolke für die Problemgruppen, so nützlich ist Calima aber für die Botanik. Mit der Staubwolke werden auch Mineralien und wertvolle Dünger transportiert. Bis in den Amazonas fliegen Phosphor und Eisenpartikel aus der Sahara. Das wurde von englischen Biologen festgestellt. Siehe hierzu auch „Calima – ein Geschenk des Himmels“.
Keine menschengemachte Kalamität, sondern ein echtes Naturphänomen. Die Natur wird schon wissen, warum regelmäßig Lanzarote, Teneriffa, El Hierro oder La Palma unter einem Sandschleier versinken. Jede, auch vom Menschen nicht verstandene oder als bedrohlich eingestufte Reaktion der Natur hat seinen Sinn. Werden diese Kreisläufe unterbrochen oder umgeleitet, entstehen notwendigerweise Kompensationsmaßnahmen die weitaus größere negative Auswirkungen auf das menschliche Leben nach sich ziehen können.
Kommentar hinterlassen zu "Staubwolke erhöht Sterblichkeit"