Die Flüchtlingswelle rollt -
Afrikanische Migranten haben am Wochenende eine Offensive auf die Kanarischen Inseln gestartet.
Mit 45 Booten kamen allein am Samstag und Sonntag mehr als 1.860 Flüchtlinge auf den Kanaren an.
Es sind organisierte Schlepperfahrten, die sich die Schlepper gut bezahlen lassen. Bis zu 2000 Euro sind für einen Bootsplatz fällig (Fotos: Salvamento Maritimo)
Seit 2006 hatte man so einen Ansturm nicht mehr erlebt. Damals kamen innerhalb eines Jahres 39.180 Menschen von Westafrika auf die Inseln. 2017 waren es gerade noch 423 Migranten. Im Jahr 2018 1.266 Personen und im Jahr 2019 ist die Ankunft auf rund 2.200 Personen anstiegen. Jetzt im Jahr 2020 kamen bereits 13.500 afrikanische Migranten an.
Afrikanische Migranten wollen in die EU
Sie kommen in kleinen Booten, den sogenannten Cayucos oder Pateras, die oft nicht hochseetüchtig sind und einige auf ihrem Weg über den stürmischen Atlantik sinken. Wie viele Migranten bereits auf der gefährlichen Reise ertrunken sind, ist unbekannt. Auch am Wochenende lagen wieder Tote in einem ankommenden Boot.
In der Regel werden die Pateras vor der Küste entdeckt und von kanarischen Seenotkreuzern empfangen und in den nächsten Hafen eskortiert oder die Besatzung an Bord genommen. Die Hauptlast trägt Fuerteventura und Gran Canaria. Auf Gran Canaria werden sie zur Pier von Arguineguín gebracht. Dort hat das Rote Kreuz Zelte als Notunterkunft errichtet.
Nach einer ersten ärztlichen Untersuchung mit Corona Test werden sie eingekleidet und verpflegt. Das Zeltlager platzt bereits aus allen Nähten. In der Vergangenheit ging es schnellstens weiter nach Festlandspanien. Inzwischen wurde eine leerstehende Kaserne als Zwischenlager auf Gran Canaria eingerichtet.
Wegen der Coronakrise nimmt Festlandspanien zurzeit nur wenige Flüchtlinge ab. Nach Prüfung der Asylberechtigung ging es bisher für die meisten Flüchtlinge wieder zurück nach Marokko und Mauretanien. In sichere Länder, die von Spanien subventioniert werden.
Auch auf Teneriffa und der Insel El Hierro kamen in den vergangenen Tagen Boote an. La Palma als westlichste Kanareninsel scheint zu weit zu sein. Hier kam vor Monaten im Hafen von Tazacorte nur eine Patera an.
Flüchtlinge mit unterschiedlichen Motiven
Die afrikanischen Migranten kommen aus Nigeria, Senegal, Mali, Mauretanien und Marokko und anderen westafrikanischen Staaten. Nicht nur aus Ländern in denen Krieg oder Unruhen toben. Die meisten sehen in ihrer Heimat keine Zukunftsperspektive und versuchen nun ihr Glück in Europa.
Die alte Flüchtlingsroute von Libyen über das Mittelmeer dürfte im Augenblick nur schwer passierbar sein. Als Ausweichroute haben die Organisatoren nun wohl wieder die Kanaren ausgesucht.
Vor Tagen kam es bereits zu Protesten der einheimischen Bevölkerung. In Coronazeiten wo viele Canarios selbst arbeitslos sind und mit einem Minimum auskommen müssen, wird nicht verstanden, das eine Gruppe von Migranten in einem Touristen-Strandhotel einquartiert wurde.
In den nächsten Wochen wird die afrikanische Invasion aus natürlichen Gründen nachlassen. Die üblichen Winterstürme und die raue See wird dann ein Überqueren des Kanaren Stromes unmöglich machen.