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Ahnungslos oder Inseln der Glückseligen?
Nichts sehen – nichts hören – nichts sagen in einer etwas moderneren Version (Bild: Supernature).
Auch auf El Hierro oder La Palma dringen in gedämpfter Form die aktuellen Probleme aus Nordeuropa ein. Die ganz so Ahnungslosen sind wir nicht. Attentat in Paris, Pegida Demonstrationen in Dresden oder die Geschichten aus der Ostukraine. Auch der Ausspruch von Frau Merkel „Der Islam sei ein Teil von Deutschland“ oder Sprüche wie „Deutschland wird am Hindukusch verteidigt“ und die amerikanischen Abhöraktionen – lassen Aufhorchen.
Man müsste schon als Einsiedler in den Wäldern oder ganz im Südwesten in der Einöde der Insel wohnen, um sich wie die „Drei Affen“ vom Weltgeschehen abschotten zu können. Ohne Radio, TV, Handy, Smartphone oder Internet wäre man Ahnungslos.
In der „modernen Welt“, ob nun zum Fluch oder Segen – dringen auch diese Schallwellen bis in den letzten Winkel der südwestlichsten kanarischen Insel. Hier ist man aber geografisch weit vom Epizentrum (3670 km bis Berlin) entfernt, so dass ohne große Emotionen die Nachrichten nur als Begleiterscheinung registriert werden. Der Nordeuropäer der hier lebt, ist nicht nur wegen den klimatischen Bedingungen, sondern vielleicht auch genau wegen dieser für ihn nicht akzeptablen Umstände ausgewandert und hat Deutschland, der Schweiz oder Österreich den Rücken gekehrt.
Uns beschäftigen hier ganz andere Probleme.
- Warum liegt die Arbeitslosigkeit immer noch bei über 30 % und warum gelingt es der Regierung nicht, die Situation zu entschärfen? Warum finden 56 % der Jugendlichen keinen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz?
- Warum werden auf Gran Canaria amerikanische Truppen stationiert? Wird nun auch von den Kanaren der „US Kampf gegen das Böse“ geführt?
- Warum hat Repsol die Suche nach Erdöl jetzt so überraschend eingestellt? Liegt es an den im Mai 2015 stattfindenden Wahlen.
- Wie läuft es mit dem regenerativen Energieprojekt „Gorona“ auf El Hierro? Warum ist das alte Dieselkraftwerk immer noch in Betrieb?
Und natürlich noch unseren Naturgewalten – Was macht der Vulkan unter El Hierro?
Zur Zeit nicht viel. Gestern um 15.40 Uhr gab es wieder ein ML2,5 Beben aus 29 km Tiefe zwischen El Pinar und La Restinga (IGN Grafik). An der Inseloberfläche nicht spürbar, aber von den Seismografen registriert.
Seit 2011 eine beständige Frage. Im Moment nicht aktuell und in den Hintergrund verdrängt. Alle Bewohner wissen jedoch, dass es nur eine Frage der Zeit ist. In Zukunft kann dieses Thema ganz schnell wieder zum Hauptproblem werden.
Weniger interessiert da schon, was aus dem fernen Weltall in den nächsten Wochen auf uns zukommt.
Ein Asteroid mit einem halben Kilometer im Durchmesser wird am 26. Januar 2015 an der Erde vorbei rasen (Grafik NASA). Es ist der größte jemals registrierte Asteroid der so nah an die Erde heran kommt. Mit 1,2 Millionen Kilometer Entfernung aber immer noch so weit entfernt, dass keine Bedrohung für die Erde entsteht. Der mit „2004 BL86“ bezeichnete Asteroid wurde bereits 2004 entdeckt. Würde er sich auf Kollisionskurs befinden, hätte sich die Menschheit längst etwas einfallen lassen müssen oder würde ein ähnliches Schicksal wie die Dinosauriere erleben.
Es sind andere Themen und andere Probleme die die Bewohner der Kanarischen Inseln bewegen. Nicht die Ahnungslosigkeit, sondern der Blick (besser Überblick) aus der Ferne, weniger persönliche Anteilnahme, der südländische Charakter und die Eigenschaft mit Dingen nicht so ernst umzugehen, lassen diese entfernt ablaufende Geschehnisse oft mit einem Schmunzeln oder Kopfschütteln leichter quittieren.
Und diese Charaktereigenschaften färben natürlich auf die eingewanderten Nordländer irgendwann auch ab. Schließlich leben wir hier auf den „Glückseligen Inseln“ (= wer mit dem Gegenwärtigen, wie es auch immer sei, zufrieden ist) und wollen nicht unbedingt Alles wissen. Die Konfuzius Analekte von den Drei Affen „mizaru, kikazaru, iwazaru“ (見ざる、聞かざる、言わざる)“ von den Ahnungslosen, gilt also hier nur begrenzt.
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