Die Trikolore Frankreichs über der Insel – Teil 8 -
Franceses das kleine Dorf im Norden von La Palma hat eine besondere Geschichte. Unsere Sommertour 2019 führt uns heute in das fast vergessene 100 Seelen Dorf Franceses (dt. Französisch) 500 Meter über den Klippen von Garafia.
Welche Rolle spielte einst das Ort Franceses
Im Grunde sind es zwei Geschichten die fast die zukünftige Entwicklung von La Palma grundlegend anders gestaltet hätten.
Spanien befand sich mit Frankreich bereits seit zwei Jahren im Krieg. Um der drohenden Niederlage zu entgehen wurde im Jahre 1795 in Basel (Schweiz) ein Friedensvertrag geschlossen. Am 22. Juli einigten sich beide Seiten und legten in einem Dokument die Abtretung der Insel La Palma als Entschädigung an Frankreich fest.
La Palma war damals von großer Bedeutung für den Handel mit Amerika und bei den europäischen Großmächten genauso begehrt, wie bei den Piraten. La Palma ging an diesem Tag in die Hand der Franzosen über.
Erst durch weitere Verhandlungen konnte am nächsten Tag die Insel Hispaniola (heute Dominikanische Republik und Haiti) den Franzosen schmackhaft gemacht werden. Spanien räumte seine Kolonie und Frankreich hisste dort die französische Flagge… und La Palma wurde wieder Spanisch.
Für 24 Stunden war La Palma Französisch
Die Fortsetzung und der wichtigere Teil der Geschichte erfolgte 6 Monate später. Am 16. März 1796 schickte Frankreich aus dem Hafen Rochefort drei Fregatten nach Santa Cruz de La Palma. 1500 Mann und 130 Kanonen unterschiedlicher Kaliber an Bord und befehligt von Admiral Sercey Araber. Am nächsten Tag folgte noch eine vierte Fragatte mit 450 Mann Besatzung und 48 Kanonen.
Frankreich hatte inzwischen gemerkt, dass es einen schlechten Tausch gemacht hatte. Sicher standen hinter diesem Aufmarsch nicht nur friedliche Absichten. Man beließ es aber bei einer Inselerkundung ohne Kampfhandlung.
Während des Aufenthalts setzten sich rund ein dutzend französischer Deserteure mit einem Beiboot ab und ruderte in die nördlichen Küstengebiete von La Palma. Dort wo sie an Land gingen soll das heutige Franceses entstanden sein.
Die französischen Fregatten verließen wenige Tage später ohne großes Aufsehen oder der Suche nach den Abtrünnigen wieder die palmerischen Küstengewässer.
Eine Geschichte die auch auf La Palma kaum bekannt ist. Von den Einheimischen wurde der Franzosen Ort abwertend Franceses benannt und auch lange gemieden.
Hier fühlt sich der Einsiedler richtig wohl!
Bei der näheren Hafenerkundung stoßen wir auf bewohnte oder ehemals genutzte Hütten und Höhlen. Es dürften Einsiedler- oder auch Hippie Unterkünfte gewesen sein.
Aber auch stattliche Wohnhäuser und Fincas sind in den nahen Bananenplantagen zu finden. Häuser die am Wochenende oder in der Urlaubszeit von den Franceses bewohnt werden. Auch eine Herberge für Wanderer, die nach vorheriger Reservierung über das Cabildo genutzt werden kann, ist an diesem abgelegenen Ort vorhanden.
Nur in der Mittagszeit dringen die Sonnenstrahlen bis an den Sockel der 400 Meter hohen Klippe vor.
Eine stetige Meeresprise lässt aber die heiße Mittagszeit entspannt erleben. Im Hintergrund (Foto) liegt übrigens rund 480 km entfernt die Inselgruppe Madeira (durch die Erdkrümmung nicht zu sehen).
Eine inzwischen gut ausgebaute Straße über 4,8 km führt bergan zum eigentlichen Hauptort Franceses. Eine kleine Kirche, eine Bar/ Supermarkt (nur Stundenweise geöffnet) und eine Art Mini Altenheim gibt es zu finden. Hier platzen wir unbeabsichtigt mitten in eine Gesprächs/ Bastelrunde und werden herzlich begrüßt. Fremde sind eher selten.
Weder im Ort noch im Hafen sind aber Spuren der ehemaligen Franzosen zu entdecken. Ein älterer Einwohner und angepriesener Kenner der Geschichte ist heute leider nicht greifbar. Hätte mich gerne mit ihm etwas unterhalten. Anlass zu einem späteren Zeitpunkt erneut nachzuhaken.
Sehr eindrucksvoll und im völligen Kontrast stehen dazu die dunklen von riesigen Lorbeerbäumen beschatteten Barrancos.
Bizarre Wuchsformen die mich an den „Bosque del Cedro“ auf La Gomera erinnern. Das soll es dann gewesen sein. Weitere interessante Orte wie El Tablado und Don Pedro stehen als Nächstes an. Immer für einen Hauch Mystik und Spannung gut.
Vor jahren war ich mal am „hafen“ fast auf meereshöhe, stundenlang den wellen zugeschaut. Auch der fast ausgestorbene ort (um die mittagszeit) hatte für mich was mystisches. Kurzum, ich habe mich dort sehr wohlgefühlt, wenn’s doch nicht immer so „ein ritt“ bis dorthin wäre .… ich würde den ort (ebenso El Tablado) öfters besuchen 😉