Und es wird doch Español gesprochen – Teil 7 -
Zu Fuß geht es weiter nach Gallegos im Norden von La Palma. Ein malerisches und geruhsames Dorf mit heute gerade einmal 150 Bewohnern.
Früher war das Pueblo größer und lag völlig abgeschnitten auf einem Plateau zwischen zwei tiefen Barrancos. Erst mit dem Bau der Nordstraße um 1940 wurde der Ort von seiner Einsamkeit erlöst. Viele Bewohner wanderten in den Folgejahren nach Teneriffa und mehr nach Venezuela aus.
Nicht ganz klar ist, wo der Name Gallegos herkommt. Nach der Eroberung im 15. Jahrhundert kamen Einwanderer aus Galicien (Nordspanien), aber noch mehr aus dem angrenzenden Portugal. Dort wird Galego Galizisch gesprochen. Eine romanische Sprache die eng mit dem Portugiesischen verwandt ist.
Da wo die Eroberer im Dienste des kastilischen Königshauses an Land gingen, wurde ein neuer Ort gegründet. So könnte „Gallegos“, genauso wie das Nachbarort „Franceses“ (Französisch) zu seinen Namen gekommen sein. Es bildete sich aus der ethnischen Basis, eine neue Gemeinschaft und schließlich der entsprechende Ort. Noch heute habe ich im Gespräch das Gefühl, dass der „Städter“ aus Santa Cruz de La Palma oder Mazo die kleinen Orte im Norden, wie eine weit entfernte „fremde Region auf dem Mond“ ansehen.
Vom Wasserreichtum gesegnet
Vorbei geht es an den Quellen von Gallegos. Eine stattliche Anlage die früher auch als Waschplatz diente.
Bestimmt einst Treffpunkt für Tratsch und Neuigkeiten der Frauen, während die Männer sich um die Landwirtschaft und den Fischfang kümmerten.
Ein romantisches Örtchen bei dem man bei genauem Lauschen aus dem sanften Geplätscher des Wassers noch heute das Gelächter der Waschfrauen heraus hören kann.
Wasser war in dem regenreichen Gallegos sicher nie ein großes Thema. Noch heute wird der Ort über eigene Quellen mit Wasser versorgt. Inzwischen allerdings über Rohre und Leitungen. Auch der elektrische Strom kam erst vor 40 Jahren in diese abgeschiedene Einöde.
Als wäre die Zeit stehen geblieben. In Ortsmitte die Kirche Santa Cruz und etwas unterhalb das inzwischen geschlossene Colegio (Schule). Recht farbenfroh einige Hausfassaden.
Vor der einzigen Bar Viveres Gallegos mit angeschlossenem kleinen „Supermarkt“ sitzen die Männer auf der Treppe und den angrenzenden Mauern um ihren Plausch zu halten. Alles auf Castellano mit dem inseltypischen Slang.
Zeit sich dazuzusetzen, um etwas mehr über Gallegos zu erfahren. Morgens, Mittag und am Abend kommt der Bus. Die kleinen schulpflichtigen Kinder (noch 4) müssen heute nach Barlovento zur Schule. Die etwas ältere Sekundarstufe für das Instituto gar bis nach Los Sauces.
Aber fruchtbar sei die Gegend. Der Ñame, besser bekannt als Yam oder Yamswurzel, gedeihe hier besonders gut und werden schon seit Generationen angebaut. Vier Euro bringe das Kilogramm und werde in den Geschäften und Märkten dann für das doppelte verkauft …und sehr gesund.
Die Wunderknolle von Gallegos
Tatsächlich entdecken wir unterhalb des Ortes große Terrassenfelder mit der Ñames-Pflanze. Botanisch richtig heißt die Wurzel Taro (Colocasia esculenta) und gehört in die Familie der Aronstabgewächse. Ursprünglich aus Ostafrika eingeführt gedeiht die Wurzel in wasserreichen Barrancos wie Los Tilos oder eben hier in Gallegos.
Bis zur Ernte kann es zwei Jahre dauern. Der Geschmack ist zwischen Kartoffel und Kastanie einzuordnen.
Ohne Ñames ist ein typischer Canario Puchero oder Potaje Eintopf nicht vorstellbar. Auch süß mit Zuckerrohrsirup oder Honig wird er gegessen. Geschmacksache eben …einige kanarische Spezialitäten gibt es auch hier auf Pinterest zu bewundern.
Nach der Ernte muss die Knolle erst gekocht werden, um unverträgliche Bestandteile wie die Oxalsäurekristalle zu verlieren. Eine lange Kochzeit von bis zu 24 Stunden ist notwendig.
Auf den Märkten wird meist die bereits gekochte und nun zarte verarbeitungsfähige Knolle angeboten. Enthalten ist viel Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Magnesium, Kupfer und die Vitamine B1, B2, B6, C und Folsäure.
Wieder etwas gelernt. Für mich interessant sind die Vergleiche zu meinen ersten Exkursionen vor mehr als 25 Jahren. Inzwischen sind die Straßen und Plätze geteert und das Handy hat auch Einzug gehalten. Selbst eines der wenigen La Palma E‑Autos ist in Gallegos zugelassen. Aber sonst geht noch alles genauso geruhsam wie einst zu. Die Menschen sind einfach, nett und freundlich, sobald sie etwas „warmgelaufen“ sind.
Morgen wollen wir uns dem nur wenige Kilometer Luftlinie, aber durch einen tiefen Barranco, getrennten Ort der Franzosen (Franceses) zuwenden. Mal sehen was von Paris und den Baguettes noch vorhanden ist.
Hier was zum Schmunzeln: Meine Frau und ich dachten Ñames seien Tabakpflanzen (sehen ja auch ähnlich aus). Wir haben es getrocknet, geraucht und uns gewundert! :))
Viel Spaß weiterhin!
Gruß, Detlef
Hallo Detlef,
das muss wie die Strohhalme die wir als 12-Jährige damals rauchten wohl geschmeckt haben.
Tabak wird rund 2 Meter hoch und hat zarte, große spitz zulaufende Blätter. Ñames mehr runde und bis zu 1 m² große und dicke Blätter.
Schön, an Eurer „Sommerwanderung“ teilzunehmen, wissenswertes u. interessantes zu erfahren. Vielen dank! Dir u. Deinem sohn weitere schöne ziele … ich freue mich weiteres zu lesen/sehen.
Paßt auf Euch auf!
Besten Dank Bine – wir gehen behutsam vor. Nur so gibt es tiefere Einblicke in die Natur und die Menschen im Norden. Zeit haben wir mitgebracht. Tomi muss erst ab Mitte September wieder in die Schule.