El Hierro – 6 Monate nach der Inbetriebnahme.
Am 27.Juni 2014 wurde das einmalige Energieprojekt „Gorona“ auf El Hierro eingeweiht. 100% Strom, nur aus regenerativer Energie gewonnen – so das erklärte Ziel. Seitdem drehen sich auch die Windräder. Jetzt nach 6 Monaten Betrieb wird es auch einmal Zeit über den Erfolg oder Misserfolg der 84 Millionen Euro teuren Anlage vom Energieprojekt Gorona zu berichten.
Die Betreiberfirma und das Cabildo El Hierro als Hauptanteilseigner des Energieprojekt Gorona halten sich mit Erfolgsmeldungen bisher zurück. Es gibt nur Meldungen über Besuche und Fernsehreportagen aus anderen Ländern, die das Projekt in seiner Gesamtheit bewundern. Den Projektablauf können Sie hier Nachlesen.
Doch wie sieht es mit der erzeugten Leistung und dem 100%igen schadstofffreien Strom aus? Noch raucht und stinkt das alte Diesel (Schweröl) Kraftwerk. Die Aufnahmen (M.Antonakis – danke) wurden Ende Dezember 2014 gemacht.
Hatte man nicht versprochen 6000 Tonnen Diesel jährlich einzusparen. Auch der Schadstoffausstoss sollte jährlich um 18 700 Tonnen CO2, 100 Tonnen Schwefeldioxid und 400 Tonnen Stickoxid sinken. Danach sieht es zumindest nach 6 Monaten Betriebsdauer noch nicht aus. Aus der Ferne lässt sich natürlich nicht genau die Auslastung und die Menge der ausgestoßenen Schadstoffe einschätzen. Doch es qualmt und raucht weiter, wie in alten Zeiten.
Ein Prototyp birgt immer Risiken und nicht vorhersehbare Schwierigkeiten. Das muss man auch hier zugute halten. Nach Endesa Angaben braucht so ein Projekt 6 bis 7 Monate Anlaufzeit um notwendige Feinjustierungen und Programmabläufe zu trainieren. Geben wir uns im Moment einmal damit zufrieden. Zur Zeit soll das neue Gorona Projekt erst rund 60% des Strombedarfs von El Hierro decken. Bald läuft aber diese Schonfrist ab und jeder auf El Hierro kann mit einem Blick auf das alte Dieselkraftwerk selbst feststellen, ob die Kaminklappe auf oder zu ist. Nur als Reservekraftwerk sollte es weiter erhalten werden – so die ursprüngliche Erklärung.
Wir werden sehen wie weit Wunsch und Wirklichkeit auseinander liegen. Zu wünschen wäre es auf jeden Fall, wenn bald 100% Strom nur aus Windenergie und ohne Schadstoffe vom Energieprojekt Gorona die Insel versorgen.
Das Energieprojekt Gorona in der Presse
Interessant sind auch so einige Pressemeldungen die etwas an der Realität vorbei gehen:
“ Die Stromgewinnung mit Wasser und Wind wird erwartungsgemäss 23 Prozent günstiger als bisher sein, was sich demnächst auf den Strompreis auf El Hierro auswirken soll“
Die neue Stromgewinnung wird sicher einen Einspareffekt bringen. Die Stromrechnung wird aber für den Verbraucher auf El Hierro um keinen Cent günstiger. In Spanien werden die Kilowattpreise zentral von Madrid festgelegt, unabhängig vom Ort oder der Erzeugungsart. Positiv kann es sich höchstens auf den Gewinn der 60%igen Beteiligung der Inselregierung von El Hierro auswirken. Sie hat dann die Möglichkeit z.B. die von ihr kontrollierten Wasserpreise zu senken.
„Bis 2020 sollen auch alle der rund 6000 Fahrzeuge auf der Insel mit Elektroantrieb fahren. Sind die Windanlagen einmal abbezahlt, würden die Einwohner El Hierros dann fast gratis tanken, denn die reinen Betriebs- und Wartungskosten eines Windparks sind gering – so die Zeitschrift „Wirtschaftswoche“.
Das ist bis dato auch nur Wunschdenken. Es gibt seit über 2 Jahren auf El Hierro bereits eine ausreichende Anzahl sogenannter Strom-Tankstellen. Bis heute aber erst ganze 9 zugelassenen Elektromobile – und die gehören meist dem Cabildo bzw. den Kommunen.
Die bestehende Allianz Renault-Nissan wird seine Technologiekompetenz teilen, um ein Wiederaufladesystem mit ihren Fahrzeugen kompatibel umzusetzen und verpflichtet sich, auf die Bedürfnisse der Inselbewohner angepasst Elektrofahrzeuge zu vermarkten – so eine vertragliche Vereinbarung.
Die Endesa (Tochter des ital. Energieriesen Enel) soll die Entwicklung, Implementierung und Wartung eines Ladenetzes verwirklichen. Dies ist bereits geschehen.
Aber auch Kaufanreize durch Subventionszahlungen über das Cabildo von El Hierro, konnte bis heute noch nicht all zu viele Bürger vom Kauf eines Elektrofahrzeug überzeugen.
Hier ist also noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Ich kann mir allerdings auch nur schlecht vorstellen, dass in 5 Jahren plötzlich 6.000 Fahrzeuge auf El Hierro mit Elektroantrieb herum fahren sollen.
Aber die Welt steckt voller Überraschungen. Sind wir optimistisch und lassen uns einfach mal überraschen.
Ich stehe ehrlichermaßen den erneuerbaren Energien mehr als kritisch gegenüber. Darum freut mich auch Ihr Bericht, der die Tatsachen anspricht.
Bei allen „Erneuerbaren“ ist mehr das Wunschdenken, sowie das Abgreifen von Subventionen, der Antrieb.
Fakt auch auf El Hierro ist es gelungen ca. 80 Millionen Euro schnell an gewisse Leute zu verteilen.
Wenn man sich auf der Seite
https://demanda.ree.es/visionaCan/VisionaHierro.html#app=2547&9127-selectedIndex=0
den Einspeiseverlauf von Wind, Wasser und Diesel anschaut, erkennt man, dass 100% reine Utopie sind.
Wenn für 80 Millionen Euro bei 6000 Einwohnern der Insel, die EEs auf 40% kommen, erscheint es mir viel.
Ist Ihnen ein Zugang zu der Datenbank, die den interaktiven Grafiken von demenda.ree.es zugrunde liegt, bekannt? Dann könnte man eigene Auswertungen fahren und mit genauen Zahlen operieren.