Als menschliches Treibgut über den Atlantik -
Im Holzfass will sich der 71-jährige Franzose Jean-Jacques Savin von den Kanaren nach Amerika treiben lassen. Bereits in wenigen Wochen um die Weihnachtszeit 2018 soll es losgehen.
Eine irrwitzige und verrückte Idee. Zudem in den Wintermonaten bei aufgewühltem Nordatlantik extrem gefährlich. Rund drei Monate soll die Odyssee im Holzfass dauern, um dann in der Karibik nach mehr als 5000 Kilometern (hoffentlich glücklich) zu enden. Bereits Christoph Columbus hatte vor 525 Jahren die Kraft der Passatwinde gen Westen genutzt. Von der Kanareninsel La Gomera ging es mit seiner Santa Maria in die Neue Welt.
Jean-Jacques Savin (Fotos) macht es aber ohne Segel. Nur der Meeresströmung ausgesetzt, will er wie eine Flaschenpost die andere Seite des Atlantik erreichen. Als Treibgut soll sein Fass ohne weiteres zutun irgendwann und irgendwo an der Küste von Barbados oder Guadeloupe anlanden. Die sehr individuelle Art einer ganz besonderen Kreuzfahrt.
Ein Holzfass mit moderner Ausstattung
Sein Fass ist natürlich kein normales Weinfass, sondern mehr eine Hightech Überlebenskapsel, die von der renommierten französischen Fassbinderei Boutes in einer Spezialanfertigung hergestellt wurde. Das knallorange Holzfass ist drei Meter lang und 2,10 Meter hoch. Die kunstharzbeschichtete Tonne wiegt rund 450 Kilogramm.
Im Inneren des Holzfasses befinden sich eine Schlafecke, ein Aufenthaltsbereich, eine Küchenecke, ein Kartentisch und etwas Stauraum. Auf knapp sechs Quadratmetern kann sich Savin nun gemütlich einrichten. Für eventuelle Notsituationen ist ein Schlauchboot, Satellitentelefon und GPS-Ortungssender mit an Bord. Mehrere Bullaugen sind sein „Fernseher“.
Ausreichende Nahrungsmittel, eine kleine Meerwasser-Entsalzungspumpe und ein paar Saint-Emilion-Rotweinflaschen als Wegzehrung dürfen auch nicht fehlen. Zur Not muss er sich mit der Harpune aus dem Atlantik bedienen.
Eine gewagte Atlantiküberquerungen versuchte bereits 1987 der Hamburger Konditormeister Rüdiger Nehberg. Im Tretboot von Senegal an der afrikanischen Westküste bis in den Urwald von Brasilien. Nach zähen 2500 Seemeilen erreichte er die südamerikanische Küste.
Auch der Versuch mit einem unbemannten Monster-Ei im Jahre 1970 ab Puerto Tazacorte auf La Palma oder der übergroßen Limonadenflasche eines norwegischen Brauseherstellers im Jahre 2013 zeigt die gangbare Möglichkeit auf (siehe Beitrag darüber). Auch wenn das Experiment „Monster-Ei“ auf dem Meeresgrund endete, besteht für den Abenteurer Jean-Jacques Savin eine gute Überlebenschance.
Der weitgereiste Ex-Fallschirmjäger Savin hat viele Jahre in Afrika verbracht, wo er als Pilot und als „Ranger“ in Naturschutzgebieten arbeitete. Er ist selbst mit 71 Jahren noch topfit und verfügt als alter Abenteurer über einen reichen Erfahrungsschatz, den er sicher auch (neben einem guten Schutzengel) brauchen wird.
Kommentar hinterlassen zu "Im Holzfass von den Kanaren nach Amerika"