Immer mehr Lava und vermehrte Beben -
Bereits jetzt übertrifft der Lavaausstoß des Vulkan Cabeza die Gesamtmenge des Vulkan San Juan und Teneguia zusammengerechnet. Bis zum vergangenen Freitag hatte er 80 Millionen Kubikmeter magmatisches Material freigesetzt, verglichen mit 55 Millionen bei der Eruption von 1949 und 43 Millionen im Jahr 1971. Inzwischen kam noch eine Menge hinzu, sodass geschätzt rund 120 Millionen Kubikmeter Lava bereits ausgelaufen sind.
Das Titelfoto des Vulkan Cabeza vom Pico de la Cruz, aufgenommen von der Astrophysikerin Ana García, wurde am Montag von Earth Science Picture of the Day (EPOD) prämiert.
Die Explosionen und Auswürfe am Vulkan Cabeza halten weiter in voller Stärke an. Auch die gemessene starke Bebenaktivität ist in vollem Gange.
Auffällig, dass in den letzten Stunden die Erdbeben aus großen Tiefen kommen. In der vergangenen Nacht ML3,3 – ML3,9 Erdstöße aus 35 bis 38 km Tiefe.
Dort dürfte die Magma-Hauptkammer liegen, die aktiv wird. Wenn in dieser Tiefe Magma in Bewegung gerät, wird es aufsteigen und die höher liegenden Depots auffüllt.
Es kann durchaus ein bis zwei Tage dauern, bis das Material an der Oberfläche ankommt und aus dem Vulkanschlund ausgeworfen wird.
Noch mehr Lavaausstoß wird die Bilanz weiter erhöhen. In der Regel ist es eine sehr dünnflüssige Lava mit einer erhöhten Fließgeschwindigkeit.
Ich habe den Eindruck wir steuern erst noch auf den richtigen Höhepunkt zu.
Solange der Lavaausstoß in den alten Strömen bleibt, ob oberirdisch oder verdeckt durch die vorhandenen Lavatuben, wird die Halbinsel an der Küste von Tazacorte weiter aufgebaut.
Der Lavaausstoß hat schon immer auf La Palma neues Land geschaffen
Eine interessante Grafik des Gobierno zeigt die einzelnen Landzuwächse nur auf der Westseite von La Palma.
Jeder Gast kennt sicher die abgelegen Oase El Remo, dort wo die Straße aufhört. Es war ein Ausbruch im Jahre 1712. Nach links ein Ausbruch 1585, hier stehen heute Bananenplantagen. Dann der San Juan 1949 und die Halbinsel La Bombilla mit dem Leuchtturm und unser jüngster Vulkan in Rot.
Auffällig auch hier, dass die jüngeren Vulkane immer weiter nach Norden wandern. Ausgenommen der San Antonio 1677 und der Teneguia 1971 die ganz an der Südspitze von Fuencaliente liegen.
Die Krönung wird nun der Vulkan Cabeza der in 15 Tagen bereits mehr geschafft hat, als der San Juan in einer 47-tägigen Eruptionphase und Teneguia in 24 Tagen.
San Juan schaffte einen Landgewinn von 80 Hektar aus dem Meer und Teneguia einen 29 Hektar großen Streifen. 40 Hektar hat Cabeza bereits geschafft und weiteres wird er noch dazu gewinnen.
Auch die Aschesäule lässt die Größe dieses Vulkans erahnen. Bis jetzt hat die aktuelle Eruptionssäule eine Höhe von 5 Kilometern erreicht. Die des Teneguía stieg weniger als einen Kilometer und im Fall von San Juan waren es ungefähr 4 Kilometer Höhe.
Als Aspirant für unseren neuen „Vorzeigevulkan“ steht er in Konkurrenz mit dem alten Vulkan San Antonio. Noch ist er am Wirken und wird uns erst in einigen Wochen sein ganzes Werk in Ruhe präsentieren können.
Neben den ganzen „Glanzstücken“ darf natürlich nicht die Zerstörungskraft und das ganze Leid, das er den Menschen zufügt, vergessen werden.
10.30 Uhr - Das Vulkanologische Institut der Kanarischen Inseln (INVOLCAN) bewertet die Emission von Schwefeldioxid (SO2) seit Beginn des Ausbruchs des Vulkan Cabeza und die Menge, die sich vom 19. September bis 4. Oktober angesammelt hat, auf über 250.000 Tonnen geschätzt.
13.00 Uhr – Jetzt bestätigen auch Berufs-Vulkanologen von ‚Volcanes y Ciencia Hoy‘ was ich heute Morgen bereits beschrieben habe.
„Die Seismizität nimmt unter der Cumbre Vieja weiter zu und die freigesetzten seismischen Energie wird in den nächsten Stunden einen Beben- Anstieg auslösen, mit Erdbeben, die die Magnitude 4 erreichen oder überschreiten könnten. Sie sprechen sie von einem „viskoseren und explosiveren Magma. Es ist kein Magma, das aus dem Mantel stammt, sondern ein Tephrit, der aus alten magmatischen Kammern unter der Insel stammt, eine Tatsache, die es zu einer einzigartigen Lava macht.“
Es wird auch erklärt, dass „die Tiefe einiger Erdbeben auffallend ist, was bedeutet, dass der Magma-Versorgungskanal aus tiefen Schichten 30 km oder mehr unter der Insel aufgrund des großen Durchgangs von Magma in flachere Ebenen großen Spannungen und Drücken ausgesetzt sein muss, die sich in diesen sehr akzentuierten Bewegungen widerspiegeln.“
14.30 Uhr – Wo bleibt das Wasser? Die Bananenplantagen brauchen viel Wasser. Ohne Wasser sind die Stauden schnell verdorrt. Der Bewässerungskanal wurde am Sonntag durch den Lavastrom zerstört. Die zwei Meereswasser-Entsalzungsanlagen sollen heute noch mit dem Schiff eintreffen. Die Installation dauert ungefähr eine Woche bis jede Anlage täglich 2.800 m³ entsalztes Wasser liefert. Auch der Wassertanker (Schiff) ist noch auf dem Weg zur Insel.
15.20 Uhr – Die Zentralregierung in Madrid genehmigt ein zweites Hilfspaket mit knapp 214 Millionen für die vom Vulkan betroffenen Menschen.
15.35 Uhr – Die neue Lava läuft auf den alten Pfaden zum Meer. Das bestätigte die PEVOLCA.
16.30 Uhr – 30 cm dicke Lavalasten auf den Flachdächern müssen beseitigt werden. Unter dem tonnenschweren Picon drohen viele Häuser in El Paso und Los Llanos zusammenzubrechen. Eine freiwilligen Armee hilft den Hausbesitzern die Lavaasche vom Dach zu entfernen. Die „Cuadrilla de Eloy“ ist über die Gemeinde El Paso zu erreichen.
17.40 Uhr - Schon wieder eine schwachsinnige Äußerung des technische Direktor von Pevolca Miguel Ángel Morcuende an die ganze Welt: „La Palma ist eine sichere Insel“
La Palma wird sicher wieder eine sichere Insel, im Moment ist La Palma eine unsichere und gefährliche Insel – so meine Botschaft. Ich weiß nicht welche Kräfte oder Sponsoren diesen Menschen reiten, aber er schadet mit solch einem Blödsinn nur unserer Insel. Hier einige Eindrücke und Impressionen zur tatsächlichen Lage auf spanisch „Eine Reise in die Katastrophe“.
Seine bisherige Leistung im Krisenstab, die ich anerkenne und würdige, wird durch solche Lügen und Fantastereien auf Null gesetzt. Es wäre vielleicht besser diese Person durch einen Fachmann mit klaren Gedanken zu ersetzen.
21.00 Uhr - Banken verlangen Provision für wohltätige Spenden für Opfer des Vulkans. Die sogenannten Überweisungsgebühren für Wohltätigkeits- oder Solidaritätsspenden an die vom Vulkan Cabeza betroffenen Familien. Mafia- Methoden und ohne Skrupel abgezockt. Bin kein Freund von Banken und Geschäftemachern in dieser Situation.
Werde demnächst eine palmerische Familie vorstellen, die durch den Vulkan alles verloren hat und die ihr direkt unterstützen könnt. Dauert noch etwas, aber es kommt. Dann auch hoffentlich ohne Bankgebühren.
21.20 Uhr – 30.000 Euro soll es unabhängig von einer Versicherungsleistung für jedes verlorene und unter dem Lavastrom verschluckte Haus von der Kanarischen Regierung geben. Das kündigte heute der Präsident der Kanarenregierung, Ángel Víctor Torres, an.
- Fortsetzung folgt
Hallo Manfred,
zu deiner Blog-Ergaenzung:
21.00 Uhr - Banken verlangen Provision für wohltätige Spenden für Opfer des Vulkans.
Da stimme ich dir vorbehaltlos zu. In so einer Situation untragbar.
Selbst für ganz normale Abbuchungen und Überweisungen sind die Bankgebühren in Spanien schlicht unverschämt.
Bin gerade dabei alle notwendigen Einzugsermächtigungen auf mein deutsches Konto umzuändern und anschliessend das spanische Konto aufzulösen. Sogar das Ayuntamiento scheint das problemlos umzusetzen.
Auch ich gehöre zu den Langzeit-Wiederkommern auf La Palma und es braucht nur ein wenig sog. gesunden Menschenverstand und Mitgefühl, um verstehen zu können, was Menschen dort derzeit jeden Tag und jede Nacht mitmachen und was das für die nächsten Jahre bedeuten wird.
Gleichzeitig muss ich sagen, dass örtliche Vermieter gerade ebenso beschwichtigend auf mich eingeredet haben, den Urlaub Mitte Oktober nicht zu stornieren. Es gibt wie immer auch naiv denkende Menschen, die sich der Realität nicht stellen wollen.
Andererseits wäre ich sehr dankbar, wenn sich weder Hobbyvulkanologen wichtig machen würden noch Hobbyjournalisten mit Empörungsjournalismus.
In der Ruhe liegt bekanntlich die Kraft, die auch helfen wird, die Katastrophe zu überwinden und mit aller Klarheit zu berichten. Haltung sollte nicht immer mit Empörung und Meinung verwechselt werden.
Was Sie in Ihrem Statement einfordern, ist doch in diesem Blog gegeben oder nicht?
Hallo Jochen,
ich stimme dir voll zu. Hatte auch allergrößte Schwierigkeiten meinen Urlaub zu stornieren.
Der Reiseveranstalter sah für den 15.10. „keinerlei Probleme“ – Storno gerne nach AGB zu 60% des Reisepreises möglich.
Schade, ein falscher Umgang mit der momentanen Situation hilft dem Tourismus auch nicht weiter.
Nun muss erst einmal die größte Not der Bevölkerung gelindert werden!!!
Keine Touristen ins Land schleußen, die den Hilfskräften im Weg stehen.
„In der Ruhe liegt bekanntlich die Kraft, die auch helfen wird, die Katastrophe zu überwinden und mit aller Klarheit zu berichten.“
Mit Ruhe und Klarheit hat das dann wohl der Experte Miguel Ángel Morcuende so formuliert: „La Palma ist eine sichere Insel“.
Das sortiere ich nun mal als seine persönliche Meinung so aus: „Es gibt wie immer auch naiv denkende Menschen, die sich der Realität nicht stellen wollen.“ Davor sind auch Experten nicht gefeit. Man könnte es auch so formulieren: aufgrund ihres Wissens können jene größere Irrtümer begehen, was in der Natur der Sache selbst begründet liegt.
Mit „aller Klarheit zu berichten“ beinhaltet dann folglich auch Stellungnahmen, die sich mit „Haltung“ verbinden. Und das hat Herr Betzwieser wohl klar zum Ausdruck gebracht.
Lieber Herr Betzwieser,
meinen anerkennenden Dank für Ihre eindeutige Haltung und offenen Worte gegenüber Beschwichtigern und Nutznießern dieser menschlichen Tragödie auf der Insel!
Ich hoffe sehr, dass Cabeza bald Ruhe gibt.
Meine besten Wünsche Ihnen und allen Leidgeprüften!
„Banken verlangen Provision für wohltätige Spenden für Opfer des Vulkans.“
Puh. Jetzt beginnt also der eher menschlich unangenehme Teil des Vulkanausbruchs. Die Banken hatte man seit 2008 ja schon fast wieder vergessen.
Naja.
„Die einzige Art, gegen die Pest zu kämpfen, ist der Anstand“Albert Camus, in „Die Pest“.
Zu Ihrem Beitrag 17.40 Uhr:
Sehr geehrter Herr Betzwieser, La Palma wird wieder eine sichere und lebenswerte/liebenswerte Insel werden. Ganz sicher. Zuerst für alle Menschen in La Palma und ganz besonders – mit Hilfe und Unterstützung- für die Menschen La Palmas, die durch den Vulkanausbruch alles verloren haben. Danach – Schritt für Schritt – auch wieder für die Besucher der Insel. Im besten Fall für Menschen, die La Palma schätzen und lieben, die verstehen, welches Unglück, welches Leid dieser Vulkanausbruch für La Palma und seine Menschen gebracht hat. Einen „Katastrophentourismus“ braucht La Palma, so meine ich, nicht. Im Augenblick kann La Palma durch den Vulkanausbruch keine sichere Insel sein. Und es ist, so meine ich, unverantwortlich, wenn in so manchen Statements geworben wird, La Palma auch jetzt zu besuchen. Der Norden und Süden sei sicher und man könne dort ungestört Urlaub machen. „Ungestört“ im Angesicht dieser Katastrophe? Dieses Leids? Dies ist für mich unverständlich und eine solche Aussage unerträglich.
Der Artikel „Reise in die Katastrophe“ spiegelt die jetzige Situation sehr gut wieder.
Viele Grüße und alles Gute für Sie Alle.Wir sind in Gedanken in La Palma. Ingeborg
Da bin ich ganz Ihrer Meinung.
Touristen an einen Ort zu locken, der zum Katastrophengebiet erklärt wurde und dann noch zu behaupten, der Ort wäre sicher, das verschlägt einem die Sprache.
Vor allem, wir wissen ja noch gar nicht, was hier noch passieren wird, ob weitere Menschen evakuiert werden müssen und dann jeder Wohnraum benötigt wird. Im Moment ist mMn. jeder, der hierher kommt, einer zu viel.
Bei so viel Verharmlosung frage ich mich dann auch, was sonst noch verharmlost wird. Dem Tourismus zuliebe.
„Sichere Insel „ – vielleicht würde er nicht so sprechen, wenn sein Hab und Gut unter dieser schwarzen Masse begraben wäre!
Es ist nicht aus zu drücken was den Bewohnern dort zugefügt wird .Wir waren zig Jahre in
Todoque im El Paradiso. Wir haben unsere Urlaubssachen dort deponirt ‚weil wir 2 mal im
Jahr die Insel besuchen .Wir und unsere Enkel leiden mit den Einwohnern , es ist auch uns
die 2. Heimat genommen.Wir hoffen nur das es ein baldiges Ende gipt.
Da hoffe ich mit… es ist so grausam..
Selbst hier aus der Ferne,wie mag es den Betroffen gehen…unsere Gedanken sind bei Euch.…
Für uns ist es auch jedes mal ein ankommen und Wohlfühlen auf der Isla Bonita.…wir kommen gerne wieder.…
Antonio hat wieder ein paar Dronies hochgeladen bei Youtube.
Sind wieder tolle Infos dabei, sowohl im Blog oben, als auch bei den Kommentaren, Danke! Ich habe vorhin auch was gefunden, was ich so detailiert und als 3D-Animation noch nie gesehen hatte, man erkennt auf der Weltkugel schemenhaft die Nordostseite Afrikas und dann eben auch in der Tiefe … nein, ich verrats mal nicht! 🙂
https://twitter.com/raspishake/status/1445041388949803009
Die Puzzleteile fuegen sich zu einem Bild zusammen
@Manfred: Heute mal von mir einen expliziten Dank für Deinen informativen Hintergrund-Text des Tages (habe soeben das erste Mal heute nachgeschaut, und bin gleich informiert – Klasse!).
Zur Vertiefung und Ergänzung empfehle ich allen den Youtube-Kanal von LPIndie, der sich angsichts der tiefen Beben sogar extra kurz aus dem Urlaub mit einem fachlich fundierten Video-Bericht meldet.
Dank auch an die Kommentatoren für die interessanten Grafiken und Bilder!
Digital model of the active cone…
Sehr interessant!
Eine Radaraufnahme von heute Morgen zeigt ein ähnliches Bild:
Quelle: https://twitter.com/RaphaelGrandin/status/1445317722896752645
Quelle?
https://www.volcanodiscovery.com/de/
Quelle: https://twitter.com/Pg_Scarlato/status/1445102440706199556
Die Mühen der Wissenschaft, die Vorhersage von Vulkanausbrüchen zu verbessern, sind in diesem Artikel recht anschaulich beschrieben:
https://theconversation.com/enjambres-desde-2017-imagenes-radar-y-modelos-matematicos-asi-detectamos-que-el-volcan-de-la-palma-se-iba-a-reactivar-168704
Für Übersetzung: Im Chrome Browser mit der rechten Maustaste in den Text klicken und „Auf Deutsch übersetzen“ wählen…
Das koennte eine Erklaerung der tiefen Beben sein:
https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/news/2009/gigantischer-lava-tunnel-verbindet-die-kanaren-mit-afrika/